0245 - Rallye mit dem Teufel
»Was für ein Interesse kann ein Dämon bloß daran haben, unseren Sieg zu verhindern?«
Manuela Ford lächelte. »Jetzt, da unser Team ausgeschieden ist, brauchen zumindest wir uns nicht mehr um den ersten Platz zu schlagen«, sagte sie.
Zamorra hob die Hand.
»Jan van Baerle sprach von dreißig Prozent Ausfall. Die dürften inzwischen überschritten sein«, sagte er. »Zwei von sechs Wagen sind aus dem Rennen. Den Rest entscheidet ihr vier unter euch.«
»Wichtig ist«, sagte Boyd Rhodes langsam, »daß so viele Wagen wie möglich ins Ziel kommen. Und daß wir an der Spitze liegen. Da uns jetzt der Teufel wohl keine Knüppel mehr zwischen die Räder werfen wird, dürfte das relativ unproblematisch werden. Die beiden ausgefallenen Wagen sind, wenn man es richtig betrachtet, durch jene höhere Gewalt ausgeschieden. Aber jetzt geht es normal weiter.«
»Hoffen wir’s« sagte Patsy Fox.
Nur Zamorra schien noch stille Bedenken zu haben. Aber Patsys Hoffnung wuchs immer mehr. Denn am zweiten Tag geschah nichts, auch nicht am dritten.
Da fühlten sie sich sicher. Was sollte noch passieren? Noch zweihundertfünfzig Meilen lagen vor ihnen. Wenn alles weiter gut verlief und es keine neuerlichen Ausfälle mehr gab, konnten sie am frühen Nachmittag wieder in Nairobi im Ziel einfahren. Die Zeiten und Punkte, die für jeden Wagen exakt gestoppt und notiert waren, waren hervorragend. Danach führten Patsy und Boyd mit genau sieben Sekunden Gesamtvorsprung vor Bill Whestley. Die beiden anderen Wagen lagen fast eine Stunde hinter ihnen. Boyd und Whestley schlossen bereits Wetten ab, ob sich dieser Rückstand noch weiter vergrößern würde. Aber siegen wollte Whestley dessen ungeachtet ebenso wie Boyd Rhodes.
In Boyds Nacken begann es zu kribbeln.
Er mußte Whestley jene sieben Sekunden hinter sich lassen - oder er würde mit Pauken und Trompeten den Letzten machen. Das würde Grymes irgendwie durch Schiebung zu verhindern suchen, und das wiederum wollte Boyd nicht. Er wollte einen ehrlichen Sieg oder eine ehrliche Niederlage. Was die Filmleute sagten, war ihm inzwischen herzlich egal.
Und an den Teufel dachte er schon längst nicht mehr.
Aber der Teufel dachte an ihn.
***
»Das wird ein heißer Tag, sprach die Hexe, da sollte sie verbrannt werden«, sagte Nicole und trat ins Freie hinaus. Zamorra gähnte und schüttelte sich. Der letzte Abend war etwas länger geworden als geplant, und er war noch hundemüde. Nicole schien frisch wie der junge Morgen zu sein.
Von draußen kam tatsächlich geradezu fürchterliche Wärme herein, und das am frühen Morgen.
Zamorra sah auf die Uhr.
Eine Sekunde später stand er kerzengerade senkrecht im Bett. »Halb neun!« schrie er. »Warum hast du mich nicht geweckt?«
Nicole drehte sich in der Tür herum und lächelte süß. »Du schliefst so schön, außerdem hast du es nötig.«
»Die anderen starten jetzt!« stieß der Professor hervor. Nicole zuckte mit den Schultern. »Wir werden sie schon wieder einholen«, sagte sie. »Wenn ich fahre, holen wir spielend auf. Außerdem ist der Hubschrauber der Filmleute auch noch hier.«
»Dein Wort in Merlins Ohr«, murmelte Zamorra.
»Kommst du mit in den Pool?« fragte Nicole. Ohne eine Antwort abzuwarten, schritt sie leichtfüßig davon. Zamorra sprang aus dem Bett, fischte nach seiner Badehose und stieg hinein. Dann lief er hinaus. Das Hotel bestand aus einer Ansammlung kleiner Bungalows, die nach einem undurchschaubaren System in einer Grünanlage verteilt waren. Der Pool befand sich wie die Verwaltungsvilla im Zentrum des grünen Parks. Diese Art von Hotel, wie es sie auch in Amerika gab, gefiel Zamorra. Das war etwas anderes als die sterilen Glas- und Betonbunker, die sonst überall nervtötend aufragten und den Urlauber zur Ölsardine werden ließen. Hier fühlte man sich wie mitten in einem kleinen Dorf.
Zwischen den Häusern standen auf den Aschenwegen hier und da die Autos der Hotelgäste. Irgendwo in der Nähe ragte tatsächlich noch der Helikopter der Filmgesellschaft auf. Schulterzuckend dachte Zamorra, daß Nicole, sein Zusatzgedächtnis, wie er sie zuweilen nannte, wieder einmal Recht hatte. Es kam jetzt wirklich nicht auf ein paar Minuten an.
Er holte Nicole ein. Ihren Bikini fand er an ihr erst nach dem dritten Hinsehen, weil das winzige Ding auch noch in Hautfarbe gehalten war. »Wenn du die Stoffetzen als Briefmarken verwendest, findet sie der Postbeamte zum Abstempeln nicht einmal«, brummte Zamorra gutmütig.
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