0245 - Verdammt und begraben
sondern mußte sich beeilen, um zu seinem Ziel zu gelangen.
Nachdem er durch vier Verliese geirrt war, hatte er noch immer nicht den Aufstieg gefunden.
Er sah auch keine Knochen und geriet auch nicht in einen Folterkeller, was man eigentlich hätte erwarten können, es reihte sich nur Verlies an Verlies.
Und dann sah er die Treppe.
Auch nur deshalb, weil er sich gedreht und den Strahl hatte mitwandern lassen. Die Treppe befand sich in einer Ecke des Raumes, war schmal und baufällig.
Sie führte in die Höhe. Im Laufe der langen Jahre hatten die Steine etwas von ihrer Festigkeit verloren. An den Ecken fehlten einige Stücke, Schwitzwasser machte die Stufen zu glatten Fallen.
Suko ging sehr vorsichtig. In einem großen Halbbogen führte die Treppe nach oben. Als der Chinese den Scheitelpunkt dieser Kurve überschritten hatte, da sah er auch ein Ziel.
Der Lampenstrahl traf abermals auf einen Durchgang.
Wenig später stand Suko in einer gewaltigen leeren Schloßhalle. Er kam sich so klein und verloren vor, als er dort verharrte, wo die Treppe ihr Ende fand.
Er wollte sich umschauen, doch Ereignisse, die sich außerhalb des Schlosses abspielten, machten diesen Vorsatz zunichte. Zwar waren die Mauern sehr dick und hielten viel ab, jedoch nicht alles, so daß Suko das dumpfe Wummern der Schüsse vernehmen konnte.
Wer schoß?
John?
Aus dem Hintergrund der hohen Halle hörte er ein Schaben, danach Schritte, und er richtete den Strahl seiner Lampe in das Dunkel und dorthin, wo er die Geräusche vernommen hatte.
Da kam jemand.
Schattenhaft war die Gestalt. Und übergroß. Sie näherte sich mit tapsigen, aber dennoch schnellen Schritten, wurde vom Licht getroffen, und von Suko erkannt.
Es war Vampiro-del-mar.
Unwillig drehte das Monstrum den mit Geschwüren bedeckten Schädel. Es röhrte auf, hob den Arm, und Suko zog seine Waffe.
Irgendwie mußte Vampiro-del-mar es geahnt haben, auf einmal wurde er schnell. Er griff Suko jedoch nicht an, sondern jagte auf den Ausgang zu.
Und der stand offen.
Das bemerkte Suko erst, als er sich nach rechts wandte. Er sah auch den schwachen Fackelschein, der sich zuvor in der Weite und Düsternis der Halle verloren hatte.
Sofort nahm der Inspektor die Verfolgung auf.
Beide – Vampiro-del-mar und er – vernahmen die Geräuschkulisse des Hubschraubers, als dieser vom Boden abhob. Suko konnte jetzt auch nach draußen sehen, glaubte eine Gestalt am Boden zu erkennen und eine andere an den Kufen hängen zu sehen.
Wahrheit, Täuschung, er wußte es nicht. Der Chinese mußte sich auf Vampiro-del-mar konzentrieren, der einen röhrenden, wütenden Schrei ausstieß und sich dann blitzschnell umdrehte.
Er und Suko starrten sich an!
***
Frantisek Marek wartete!
Der alte Mann war mit sich und der Welt unzufrieden. Ausgerechnet jetzt mußte er in ein offenes Grab treten und sich den Fuß verstauchen. Das führte zu Depressionen. Auf einen Grabstein gestützt, stand er da, hatte den Kopf gesenkt und erging sich in bitteren Vorwürfen. Immer wieder fiel ihm seine Frau ein. Sie war zu einem Opfer der Blutsauger geworden, er hatte es nicht verhindern können, und dies war für ihn der Beweis, daß er nicht mehr viel taugte.
Er war der letzte Marek, besaß keinen Sohn mehr, und bei ihm würde das Erbe der Pfähler, das die Jahrhunderte überdauert hatte, wohl endgültig vorbei sein.
Als er das feine Knattern einer MPi-Salve vernahm, schaute er noch einmal auf, um jedoch den Kopf sofort wieder zu senken. Was interessierte ihn das noch?
Er schaute zu dem offenen Grab hin.
Weshalb war es offen?
Marek begann zu überlegen. So vertrieb er wenigstens die trüben Gedanken. War dort vielleicht der Baron herausgeklettert? Nein, der hatte seine Gruft.
Also trieb sich noch ein Vampir in der Nähe herum, und Marek dachte an zwei Gegner.
Wer konnte das sein?
Da hatte er die Idee. Ein Vampir war in seine und die Falle des Köhlers gelaufen. Vielleicht hatte er in das Grab gehört, das so offen vor ihm lag?
Diese Schlußfolgerung erschien ihm logisch zu sein. Ja, sie war es bestimmt. Aber das ganze Überlegen brachte nichts. Er, Marek, den man auch den Pfähler nannte, war ein verletzter, alter Mann, der nichts mehr taugte.
Den Mächten der Finsternis hatte er den Kampf angesagt. Was war zuletzt geblieben?
Das Versagen!
Und wieder dachte er an seine Frau. Der Pfähler hatte sie nicht schützen können. Die Kräfte, die er bekämpfte, waren schneller gewesen. Schräg fuhr der Eisregen auf
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