0246 - Im Räderwerk der Unterwelt
ihm nicht erst Zeit zu einer seiner patzigen Erwiderungen, sondern setzte meine Fragen fort.
»Können Sie mir irgendeinen anderen Ort nennen, wo es möglich sein müsste, Handgranaten zu bekommen?«
Er grinste hämisch.
»Sicher. Eine Fabrik, wo welche hergestellt werden.«
»Sehr intelligent«, stimmte ich zu. »Gibt es eine solche Fabrik in der Nähe?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Dann bliebe also nur noch das Militär als eine Organisation übrig, wo es mit Sicherheit Handgranaten gibt?«
»Das müsste eigentlich sogar ein Schulkind sich schon denken können«, sagte der Captain. »Aber wenn Sie etwa Handgranaten haben wollen, muss ich Sie enttäuschen. Von uns werden Sie keinen Schuss Pulver kriegen.«
Ich grinste ihn ebenso hämisch an.
»Wenn ich Handgranaten brauche, genügt ein Anruf bei der nächsten FBI-Dienststelle, Captain, und ich kann auswählen, welche Sorte ich haben will. Ich bezweifle, dass Sie es so einfach haben. Aber um wieder zum Thema zu kommen: Wir haben also festgestellt, dass es wohl kaum eine andere Möglichkeit gibt, sich Handgranaten zu beschaffen, als durch das Militär. Schön, dann möchte ich gern mal wissen, ob Ihr hier vorhandener Vorrat an Handgranaten auch wirklich stimmt.«
Jetzt hatte ich ihn an einen Punkt gebracht, wo er überhaupt nichts mehr verstand. Mit gerunzelter Stirn und verständnislosem Blick beugte er sich weit vor und sah mich groß an.
»Augenblick!«, brummte er. »Habe ich das richtig verstanden? Sie wollen, dass ich jetzt, mitten in der Nacht, den Waffenoffizier wecken lasse und er uns Stück für Stück seine Handgranaten vorzählt?«
»Wie das im Einzelnen geschieht, ist mir gleichgültig«, versetzte ich freundlich. »Aber ich möchte, dass auf der Stelle der vorhandene Vorrat an Handgranaten überprüft wird. Und zwar aufs Stück genau. Sie müssen doch sicher über derlei Waffen Buch führen, nicht wahr?«
»Was glauben Sie denn? Über jede einzelne Patrone!«
»Na also!«, meinte ich zufrieden. »Dann muss sich doch genau feststellen lassen, ob eine Handgranate fehlt oder nicht.«
»Sicher wird sich das feststellen lassen. Aber ich kann doch jetzt nicht…«
»Mitten in der Nacht«, setzte ich ironisch seinen Satz fort. »Doch, Sie können. Und Sie werden. Wenn Sie das nicht befehlen wollen, werden Sie eben doch den Boss wecken und ihm die Sache vortragen müssen. Ich habe meine Gründe, und ich werde hier nicht eher wieder gehen, als bis ich über die vorhandenen Handgranaten Bescheid weiß, nämlich über die Frage, ob Handgranaten fehlen oder nicht.«
Er versuchte erst wieder einmal, den abweisenden Mann zu spielen.
»Kommen Sie morgen Vormittag wieder«, brummte er. »Da will ich sehen, was ich für Sie tun kann. Jetzt ist es unmöglich.«
»Okay«, bluffte ich, indem ich zum Telefon griff. »Dann möchte ich nur schnell einmal das Telefon benutzen.«
»Warum?«, fragte er misstrauisch.
Ich bluffte das Blaue vom Himmel herunter, indem ich ihm den Namen des Ministers der Luftstreitkräfte nannte.
»Sie kennen ihn sicher«, fügte ich hinzu. »Unser Auftrag stammt direkt von ihm. In kritischen Lagen sollen wir ihn verständigen.«
»Sie machen mich verrückt!«, schnaufte der Captain. »Lassen Sie Ihr verdammtes Telefonieren! Ich lasse den Waffenoffizier wecken!«
Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück. Dieser Bursche war das Widerspenstigste, was mir seit langer Zeit über den Weg gelaufen war. Und dabei hatte er nicht das leiseste Rückgrat, sondern kippte um, wenn man nur eine Minute lang auf seinem Standpunkt beharrte.
***
Es dauerte überraschenderweise höchstens drei oder vier Minuten, bis ein junger Offizier hereinkam, dem man ansehen konnte, dass er gerade erst aus dem Bett gekrochen war.
»Mensch, Roger«, gähnte er, »was ist denn los? Haben wir Krieg?«
»Du wirst sofort in dein Magazin gehen und die Handgranaten nachzählen«, erwiderte der Captain. »Keine Widerrede, Tom, das ist ein Befehl. Beeil dich damit und komm hinterher wieder zu mir, um mir das Resultat deiner Prüfung mitzuteilen.«
»Sag mal, wer hat dir denn diesen Floh ins Ohr gesetzt? Glaubst du vielleicht, ich hätte Handgranaten an Gangster verkauft oder sonst was damit gemacht?«
»Niemand zweifelt daran, dass der Vorrat an Handgranaten genau mit deiner Buchführung übereinstimmen wird«, sagte der Captain betont. »Aber aus Gründen, die ich dir nicht erklären kann, wenigstens jetzt nicht, ist es notwendig, dass du trotzdem sofort eine
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