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0246 - Im Räderwerk der Unterwelt

0246 - Im Räderwerk der Unterwelt

Titel: 0246 - Im Räderwerk der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Räderwerk der Unterwelt
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Schäden auszubessern, die die Handgranate in der vergangenen Nacht angerichtet hatte.
    »Da fällt mir ein«, brummte Leewater, »dass ich mich noch nicht einmal bei Ihnen bedankt habe! Wenn Sie nicht so geistesgegenwärtig gewesen wären, die Handgranate wieder hinauszuwerfen, wären wir jetzt allesamt nicht mehr da.«
    Phil grinste.
    »Das ist ein Grund, weshalb Sie sich das Bedanken schenken können, Sheriff. Ehrlich gesagt, dachte ich in diesen Augenblicken mehr an mein eigenes kostbares 'Leben als daran, dass ihr beide auch noch da wart.«
    Wir lachten und gingen auf das Haus zu. Vor der Tür blieb der Sheriff noch einmal stehen und sagte: »Ach ja«, er kratzte sich dabei an der Nase, »da ist noch eine Sache, die ich gern mit Ihnen besprochen hätte, bevor wir hineingehen. Kommen Sie doch ein paar Schritte mit nach hinten.«
    Wir gingen an der Haus wand entlang, während wir gespannt auf das warteten, was uns der Sheriff sagen wollte. Aber er fing erst an zu reden, als wir vom Haus schon ein beträchtliches Stück entfernt waren.
    »Ich habe eine Sekretärin«, sagte er. »Es war das Mädchen, an dessen Fenster Sie gestern Nacht geklopft hatten. Als sie zwölf oder dreizehn war, stand schon fest, dass sie das hübscheste Mädchen weit und breit werden würde.«
    Er machte eine Pause. Nachdenklich starrte er dabei auf seine Schuhspitzen. Schließlich fuhr er leise fort.
    »Und dann kam der Brand. Das Haus ihrer Eltern brannte ab. Es war das einzige zweistöckige Haus in der ganzen Gegend hier. Dabei aus Holz. Na, es brannte natürlich wie Zunder. Und Ruth war im Haus und schlief. Als sie endlich wach wurde, war es für sie schon zu spät. Sie konnte nicht mehr raus aus dem Bau. Es muss buchstäblich die Hölle gewesen sein…«
    Leewater räusperte sich rau und spuckte aus, bevor er weitersprach.
    »Joe Conner ging damals jeden Tag mit ihr zur Schule. Er war selber nur ein Knirps von dreizehn oder vierzehn Jahren. Als er hörte, dass Ruths Elternhaus brannte, lief er natürlich hin. Und dem kleinen Burschen fiel auf, was alle anderen in der Aufregung noch gar nicht bemerkt hatten: dass nämlich Ruth noch im Haus sein musste. Er wollte hinein. Stellen Sie sich das vor: das ganze Gebäude war eine lichterloh flammende Fackel, und mit dem Einsturz des Dachstuhls und wohl auch der oberen Etage musste man jeden Augenblick rechnen. Ein junger Feuerwehrmann stellte sich Joe in den Weg. Aber der Kerl war wie besessen. Er ging auf den völlig verdatterten Feuerwehrmann los und schlug ihn zusammen, bevor der überhaupt kapierte, was mit ihm geschah. Und dann stürmte Joe ins Haus. Wir gaben sie beide verloren. Na ja…«
    Wieder brach der Sheriff ab. In seinem Gesicht zuckte es.
    »Und?«, fragte ich leise. »Erzählen Sie doch weiter, Sheriff!«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Joe brachte das Mädel auf seinen Armen aus dem Feuer. Tja, der vierzehnjährige Bengel brachte fertig, was keiner von uns gewagt hatte. Na ja, das steht ja gar nicht zur Debatte. Ich wollte Sie nur auf Ruths Anblick vorbereiten. Das Feuer hat ihr Haar verbrannt und das Gesicht und den ganzen Kopf fürchterlich verunstaltet. Blaurote Narben, ein bleicher, haarloser Schädel. Sie werden’s ja sehen.«
    »Danke, Sheriff«, sagte Phil und legte ihm die Hand auf den Arm. »Danke!«
    »Quatsch«, knurrte Leewater grob. »Wofür?«
    Er drehte sich um und ging vor uns auf das Haus zu. Wir folgten ihm. Eine Sekunde dachte ich daran, welche seelischen Folgen so eine furchtbare Verstümmlung wohl auf ein junges Mädchen haben könnte. Und ob sich daraus nicht vielleicht ein tiefer Hass auf alle normalen, nicht benachteiligten Menschen bilden könnte. Aber dann hatte ich keine Zeit mehr, diesem Gedanken nachzuhängen. Denn das arme Mädchen hatte bereits eine Überraschung für den Sheriff und für uns bereit…
    ***
    Joe Conner hatte fast die ganze Nacht nicht geschlafen. Ruhelos hatte er sich hin- und hergewälzt und über seine verzweifelte Situation nachgegrübelt.
    Es gab keinen Zweifel darüber, dass er mit allem, was er jetzt wusste, zum Sheriff hätte gehen müssen oder das FBI anrufen. Aber konnte er es denn tun? Wusste er nicht, ob sie ihn nicht ständig beobachteten? Und wenn sie ihn beobachteten, würden sie ihn dann nicht ebenso töten, wie sie Ralph Steven getötet hatten, wenn sie sahen, dass er sich anschickte, sie zu verraten?
    Auf der anderen Seite war alles, was sie planten, so ungeheuerlich, so furchtbar, dass er es doch

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