0247 - Der Schädelthron
Bedeutung sie hatten.
Die Farbe in den Augenhöhlen veränderte sich laufend. Bill glaubte, daß es ein Licht war, das sich bewegte, dabei rotierte und sich aus mehreren Farbnuancen zusammensetzte, bis dieses seltsame Grün entstand. Er war versucht, eine Hand in das Augenloch zu stecken, doch er schreckte davor zurück, denn keiner konnte wissen, welch eine Kraft im Innern des Totenschädels lauerte.
Sein Blick glitt in die Höhe. Er erfaßte die weiße Eule, die mit dem Schädel verwachsen zu sein schien. Gleichzeitig spürte er die seltsam kalte Luft, die aus der Maulhälfte des Schädels drang und durch den Stoff seiner dicken Hose schnitt. Was war das?
Bill erschauerte. Zudem ließ er seinen Blick nicht von der weißen Eule und zuckte zusammen, denn da hatte sich etwas im Gesicht bewegt. Die Augen!
Für einen Moment nur zwinkerten sie. Sie schlossen sich, um gleich darauf wieder glotzend zu starren.
»Sie lebt!« keuchte Bill.
»Was?« Das Wort hatte Nils ausgestoßen.
Bill Conolly drehte sich um. Da lief der Norweger bereits auf ihn zu.
»Sie brauchen nur auf die Augen der weißen Eule zu schauen«, erklärte der Reporter. »Die haben sich tatsächlich bewegt. Erst gingen sie zu, dann waren sie wieder offen.«
Auch Suko interessierte die Sache. Er stellte sich neben die beiden Männer und schaute in die Höhe.
»Das Licht ist schlecht«, sagte der Chinese, »so kann man kaum etwas erkennen.«
»Dann nimm doch deine Lampe.«
Suko nickte, als Bill den Vorschlag machte. Er hakte die Lampe vom Gürtel los und schaltete sie ein.
Der Strahl stach in die Höhe, traf die Figur auf der Schädelplatte und die Augen.
Suko schaute genau hin, bevor er sagte: »Dir könnt mich steinigen, Freunde, aber ich sehe nichts.«
»Doch, da muß etwas sein. Ich habe mich nicht getäuscht, Suko. Ehrlich nicht.«
»Na ja, bei dem Licht in dieser…«
»Verdammt, was ist das denn?« Angst zitterte in der Stimme des norwegischen Inspektors mit, und auch die anderen beiden merkten plötzlich, daß sie in eine Falle geraten waren. Um genau sehen zu können, hatten sie dicht an den Schädel herangemußt und waren zwangsläufig auf die eiförmigen Gegenstände getreten, die zuerst hart gewesen waren, nun aber auseinanderglitten, zu einer weichen Masse wurden und sich wie Hände an den Beinen der drei Männer festklammerten.
Zurück konnte keiner mehr.
Sie rutschten in die Tiefe, vorbei an dem unheimlichen Totenschädel, in dessen Maul sie schauen konnten. Nebeneinander standen sie. Bleich waren ihre Gesichter. Furcht lag in den Augen, und jedem von ihnen war klar, daß es für sie eine unheimliche Reise werden würde. Eine Reise ins Land der Strigen…
***
Vier, nein, fünf Satanseulen starrten mich an. Der Vergleich zu Zinnsoldaten fiel mir ein, denn sie hockten sehr dicht beieinander, standen in einer Reihe und rührten sich nicht. Nur der durch die Ritzen fahrende Wind spielte mit ihrem Gefieder.
So wie sie aussahen, kannte ich sie auch. Graues Gefieder und häßliche Totenschädel, wobei allerdings ein gekrümmter Schnabel hervorstach, mit dem sie härter zuhacken und stechen konnten als die Vampire.
Die Satanseulen waren gefährlich, daran gab es nichts zu rütteln. Und sie waren auch nicht erschienen, um mich als einen Freund zu begrüßen, für sie war ich der Feind. Meine Überraschung hatte ich schnell verdaut, da ich mit ähnlichem rechnete. Automatisch winkelte ich den Arm an und tastete nach meiner Beretta.
Jetzt war ich froh, nicht mehr die störenden Fausthandschuhe zu tragen, denn ich hätte mich kaum gegen die kleinen Bestien verteidigen können.
Ich zog die Waffe.
Das sahen auch die Strigen, und sie bekamen mit, wie ich langsam zurückging. Da bewegten sich die ersten.
Es waren die Eulen, die links außen hockten. Sie machten den Anfang, sprangen ein wenig vor und breiteten die Flügel aus. Gemeinsam starteten sie, und ihr Ziel war ich. Die Beretta hat einen harten, etwas peitschenden Klang. Als ich dieses Geräusch hörte, da war es Musik in meinen Ohren. Die erste Eule erwischte ich dicht nach dem Start. Während das Mündungsfeuer noch ein wenig fahl nachleuchtete, traf es schon die zweite.
Wieder hieb das geweihte Silbergeschoß in den Körper und stoppte die Strige mitten im Flug.
Doch nicht nur zwei Strigen standen gegen mich, sondern fünf. Drei waren noch übriggeblieben, und sie waren ungemein flink, konnten sich blitzartig bewegen. Ich schaffte es nicht, ein drittes Mal zu schießen,
Weitere Kostenlose Bücher