Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl

0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl

Titel: 0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kein Mörder träumt vom Todesstuhl
Vom Netzwerk:
unsolide zu werden?«, scherzte ich. »Aber wie du meinst. Wenn es unbedingt sein muss, so bin ich für eine gemütliche Kneipe im Greenwich Village.«
    ***
    Wir bogen in die 34. Straße nach Osten ein, an der Pen-Station und dann über die Seventh Avenue bis zur 11. Straße. Genau an der Ecke lag der Nachtklub Village Vanguard. Dort war alles das zu finden, was Phil sich wünschte.
    Zwischen den Nachtlokalen in der Gegend der 50. Straße und denen im Village, wie man es kurz nennt, besteht ein großer Unterschied. In der 50. bemüht man sich, vornehm zu sein. Aber hier war alles natürlicher, vergnügter und billiger. Die Frauen trugen Pferdeschwänze, Pullis, kurze Röcke oder Jeans, auch die Männer waren salopp gekleidet. Es wurde noch ungeniert geflirtet und getanzt. Man konnte genauso gut eine Flasche Champagner wie eine Cola mit Rum trinken und brauchte keine besondere Aufmachung.
    Wir setzten uns und bestellten, was eigentlich gar nicht stilgerecht war, zwei Scotch auf Eis.
    Zwei Mädchen, die aussahen wie Verkäuferinnen eines Warenhauses, die sich einen netten Abend machen wollten, setzten sich zu uns. Sie erklärten lächelnd, sie hätten zwar Durst, aber kein Geld. Wir spendierten jeder einen Gin mit Zitrone und ließen sie schnattern, ohne hinzuhören.
    »Sieh doch mal, wer da hinten an der Bar sitzt«, sagte Phil und gab mir einen Rippenstoß.
    Ich wendete mich um und wäre vor Erstaunen fast vom Stuhl gekippt.
    Da hockte doch tatsächlich Alice Armstrong in einem für ihr Alter viel zu tief ausgeschnittenen Kleid auf dem Hocker, nuckelte durch einen Strohhalm an irgendeiner undefinierbaren Flüssigkeit und bemühte sich, ihre schlanken Beine ins rechte Licht zu rücken.
    Das war erstaunlich, da sie sich am gleichen Tag Trauerkleidung besorgt hatte. Und das nicht nur ihrer bestgehassten Schwiegermutter wegen, sondern auch, weil man vor zwei Tage ihren einzigen Sohn ermordet hatte.
    Alice Armstrong schienen diese beiden Trauerfälle nicht sonderlich berührt zu haben. Noch erstaunlicher aber war die Person ihres Begleiters. Es war der würdige Familienanwalt Mr. Briggs, der den Eindruck machte, als habe er schon einiges zu viel getrunken und seine Würde an der Garderobe abgegeben. Die beiden schienen ein Herz und eine Seele zu sein.
    ***
    Um eine Erfahrung reicher, brachen wir gegen zwei Uhr auf.
    Mr. Briggs und seine Dame dagegen schienen noch nicht daran zu denken.
    Als wir nach draußen gingen, war es lausig kalt geworden und der Schneematsch hart gefroren. Die Straßen waren Schlittschuhbahnen, auf denen sich der Verkehr mühsam vorwärtsquälte.
    Als ich startete, drehten die Räder durch, bevor sie endlich fassten und mein Jaguar im ersten Gang langsam über den Asphalt kroch.
    Im Fünf-Meilen-Tempo schlitterten wir die Seventh Avenue hinunter. Von fern ertönten die Signale der Wagen des Unfallkommandos, die sicherlich noch nie so viel Arbeit gehabt hatten wie in dieser Nacht.
    Wir passierten die Pen-Station und mussten an der 34. Straße warten, bis die Ampel auf Grün sprang. Gerade waren wir mitten auf der Kreuzung, als ein schwerer Tankwagen vom Hudson her in unwahrscheinlichem Tempo herandonnerte. Ich sah die Schneeketten über seinen Reifen, und dann merkte ich, dass der Koloss das Rotlicht überfuhr und direkt auf uns zukam.
    Unwillkürlich trat ich auf das Gaspedal. Mein Jaguar machte einen Satz, rutschte, drehte sich um seine Achse und landete auf dem Bürgersteig.
    Während der Tanklaster um Haaresbreite an uns vorbeisauste, brachte ich meinen Wagen mit Mühe zum Stehen. Der Verkehrscop an der Kreuzung schimpfte.
    Sein Kollege trat auf den Starter des Motorrades, dann stob die Harley Davidson hinter dem Tankwagen her.
    Leider kam er nicht weit. Auf der glatten Straße verlor der Cop die Gewalt über seine Maschine. Diese brach aus, überschlug sich und landete in einem Schneehaufen. Ich hätte selbst die Verfolgung aufgenommen, aber es war ein aussichtsloses Unterfangen. Der Tankwagen hatte Schneeketten und ich nicht. Ich hätte meinen Jaguar zuschaden gefahren und wir beide hätten uns das Genick gebrochen.
    »Man könnte meinen, der Kerl hätte es auf uns abgesehen«, sagte Phil. »Er machte nicht die geringste Anstrengung, um auszuweichen.«
    Der Cop, der sich überschlagen hatte, kam schimpfend her angehinkt. Von der Polizeirufsäule an der Ecke gab er den Alarm durch. Es war ihm gelungen, die Nummer des Tankers zu erkennen und innerhalb weniger Minuten würden sämtliche

Weitere Kostenlose Bücher