0249 - Der Geist der Maschine
Sir, ich meine ja nur...", wandte Lucas ein.
„Zum Teufel mit dem Sir! Also was meinst du?"
Lucas ging über die Zurechtweisung achtlos hinweg. Doch seine Augen sahen ein bißchen weniger trübselig drein, als er antwortete: „Ich dachte nur, daß eine Theorie so gut ist wie die andere, solange wir nichts Genaues wissen. Und weil wir schon hier sind, könnten wir genausogut die Kühlschlange untersuchen, anstatt uns zu streiten."
Steve klopfte ihm lachend auf die Schulter.
„Einverstanden! Wir suchen nach dem automatischen Hammer, der in regelmäßigen Abständen auf den Pumpenhals schlägt, damit Lucas in Ruhe seinen Durst stillen kann."
Selbst Lott Warners steinernes Gesicht verzog sich zu einem freundlichen Grinsen.
Sie untersuchten die Kühlschlange. Das Wunder geschah. Lucas Hypothese erwies sich als richtig. Es war Steve, der den „automatischen Hammer" fand. Natürlich war es kein Hammer. Es war ein kleiner Kristall, der, von einem elektrischen Feld konstanter Stärke umgeben, ein hochfrequentes Wechselfeld von sich gab.
Der Kristall war an einer schwer zugänglichen Stelle unmittelbar an die Wandung der Kühlschlange geschweißt und besaß vorzüglichen Kontakt mit dem leitenden Material der Schlange, so daß die Wechselspannung, die er von sich gab, sich sofort über die gesamte Länge des Plasmakanals ausbreitete.
Das Energiewesen war ständig von einem statischen elektrischen Feld umgeben, daran bestand kein Zweifel. Das Feld verursachte die Veränderung des Brechungsindexes der Luft, dieser Effekt wiederum machte das Wesen in Form eines Nebels sichtbar. Es brauchte sich also - genau wie Steve gesagt hatte - nur vor den Plasmakanal zu stellen und dafür zu sorgen, daß der kleine Kristall innerhalb seines statischen Streufelds lag. Der Rest geschah automatisch. Der Kristall erzeugte Schwingungen, die Schwingungen zapften Energie aus dem Plasmastrom, Das fremde Wesen brauchte nur noch als Antenne zu wirken, die die abgestrahlte Energie in sich aufnahm.
Noch etwas war von Bedeutung. Der Kristall war ein kompliziertes Gebilde. Auch ein Energiewesen konnte Kristalle dieser Art nicht am Fließband herstellen. Die Art der Anbringung verriet Sorgfalt und lange Mühe. Alles deutete darauf hin, daß das fremde Geschöpf nicht zufällig in der Nähe des Monitors 138 aufgetaucht war. Wenn es seinen Hunger stillen wollte, dann zapfte es nicht einmal diesen und ein andermal jenen Meiler an. Es hatte eine bestimmte Stelle, eine feste Tränke, wie Steve es in Gedanken nannte, zu der es stets zurückkehrte.
Zum erstenmal, seitdem er die Meilerhalle betreten hatte, empfand Steve wieder so etwas wie Hoffnung. Der Platz, an dem die Falle aufgestellt werden mußte, war gefunden. Der Feldprojektor konnte in der Nähe des Monitors 138 installiert und mit ihm gekoppelt werden.
Der Rest war nur eine Frage der Zeit.
Wie oft empfand das Energiewesen Hunger?
Die Wissenschaftler und Ingenieure, die zusammen mit Icho Tolot Zeugen des Zwischenfalls in der Reglerkammer gewesen waren, erwiesen sich als zu angeschlagen, als daß an ihre Wiederverwendung zu denken war. Als der Haluter schon längst wieder auf den Beinen stand, befanden sie sich immer noch im Zustand der Schockstarre, Reginald Bull entschloß sich, sie mit dem nächsten Kurierschiff nach Hause zurückzusenden. Im übrigen hielt er die ganze Sache so geheim wie möglich. Niemand war damit gedient, wenn der Zustand der Bewußtlosen zum allgemeinen Gesprächsthema wurde und die übrigen Ingenieure in Panikstimmung gerieten, Infolgedessen hatte Icho Tolot keine Mühe gehabt, weitere zwanzig Leute zusammenzutrommeln, mit denen zusammen er einen zweiten Versuch zur Aktivierung des Sperrmechanismus unternahm. Diesmal war in unmittelbarer Umgebung der Reglerkammer ein ganzes Wachbataillon postiert. Man rechnete mit einer Wiederholung des Überraschungsangriffs.
Die Rechnung ging allerdings nicht auf. Icho und seine Begleiter machten sich an die Arbeit und erzielten während der ersten beiden Stunden rasche Fortschritte, ohne auch nur ein einziges Mal gestört zu werden. Reginald Bull atmete auf. Vielleicht war noch nicht alles verloren. Vielleicht gelang es doch noch, die Sperre zu installieren, bevor die Maahks zum zweitenmal angriffen.
Er verließ sich jedoch nicht allein auf diese schwache Hoffnung.
Das Kurierschiff, das die verletzten Wissenschaftler nach Hause brachte, trug außerdem eine schriftliche Order an den Kommandanten des fünftausend Schiffe
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