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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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bis jetzt ausstanden. Es sind nur noch achtzehn, die in Frage kommen.«
    »Siebzehn«, brummte Jack.
    »Wieso?«, fragte ich verdutzt.
    »Ich bin endlich dahintergekommen, wo Jean war.«
    »Welcher Jean?«
    »Jean Levoir, der eingewanderte Franzose. Einer von meinen neuen Kollegen. Er hat einen Flirt mit der Tochter des Kantinenpächters angefangen. Die beiden waren in der Zeit zusammen, als die Marsari erschossen wurde. Sie hockten innig aneinandergeschmiegt auf einer Coca-Kiste im Vorratsraum der Kantine. Der Kellner hat’s mir erzählt.«
    »Schön. Wieder einer weniger.«
    »Ja. Einer. Aber siebzehn sind auch noch eine hübsche Menge.«
    Ich streckte mich neben Jack im Grase aus. Eine Weile gingen wir unseren Gedanken nach. Niemand sprach ein Wort. Die Sonne wärmte uns auf eine angenehme Weise die Haut, am wolkenlosen Himmel schwirrten Vögel in weitgeschwungenen Flugbahnen wie schwerelos durch die Luft. Es war ein Tag, wie man ihn sich im Urlaub nur wünschen kann.
    Aber wir waren nicht im Urlaub. Jack brachte mich schnell in die Wirklichkeit zurück, als er sich erkundigte.
    »Hat Phil noch keinen Bescheid über die Ehrenmitglieder der Artistenliga? Das würde uns doch ein gewaltiges Stück voranbringen.«
    »Sei nicht so sicher«, murmelte ich pessimistisch. »Wir hätten dann vielleicht die erste brauchbare Spur von dem Mann, der die Marsari ermordet hat und wahrscheinlich auch den Privatdetektiv Zoome totschlug, aber vergiss nicht, dass wir zu diesem Zirkus geschickt worden sind wegen einer ganz anderen Sache.«
    »Ach, du lieber Gott«, seufzte Jack. »Die Orsini, die hatte ich doch glatt vergessen. Bei den verrückten Dingen, die hier dauernd passieren, gewöhnt man sich mit der Zeit an den Gedanken, man hätte nur den Mörder von heute zu suchen. Dabei müssen wir ja auch noch den Kerl finden, der vor achtzehn Jahren die Orsini ermordete. Mensch, Jerry, was ist das nur für eine Welt?«
    »Fang um Himmels willen nicht an, zu philosophieren«, rief ich leise. »Wer in unserem Beruf mit der Philosophie anfängt, der wird ein Menschenverächter. Zähl mal zusammen, in wie vielen Mordfällen du bisher mitgearbeitet hast. Überleg dir, aus was für Gründen schon Leute umgebracht wurden. Und dann verrate mir, ob es noch etwas gibt, das dir Hoffnung macht im Hinblick auf die Entwicklung der Menschheit. No, mein Lieber, bleiben wir lieber bei den Realitäten des Alltags. Ich bin gerade vorhin wieder über so eine niedliche Realität gestolpert. Weißt du, was ich in der Nähe des Zeltes gefunden habe?«
    »Keine Ahnung. Hoffentlich nicht eine Höllenmaschine oder eine neue Leiche.«
    »Nein, so schlimm ist es nicht. Nur eine Marihuana-Zigarette.«
    Jack wälzte sich herum. Er stützte die Ellenbogen auf, legte das Gesicht in die Hände und sah mich an.
    »Du Unglücksrabe«, seufzte er. »Hättest du doch das verdammte Ding liegengelassen und seine Existenz nicht zur Kenntnis genommen. Statt uns in irgendeinem Punkte Klarheit zu bringen, gibst du dir alle erdenkliche Mühe, noch mehr Unklarheiten zu machen.«
    »Ich hatte ähnliche Gedanken«, gab ich zu. »Aber leider ist es jetzt dafür zu spät. Ich habe die Zigarette gefunden, ich weiß mit Sicherheit, dass es Marihuana ist, und wir werden es an die Zentrale melden müssen.«
    »Die Antwort aus Washington kann ich dir jetzt schon verraten«, knurrte Jack gereizt. »Sie werden an Phil funken: Rauschgift in die Ermittlungen einbeziehen.«
    »Ja«, seufzte ich ergeben, »das steht wohl zu erwarten. Aber das betrifft diesmal dich im besonderen Maße.«
    »Wieso mich? Bin ich vielleicht das Mädchen für alles in unserem Triumvirat?«
    »Nein. Aber du hast den Kontakt zu den Arbeitern. Und die Zigarette muss von einem Arbeiter geraucht worden sein.«
    »Wieso muss?«
    »Als ich sie fand, glimmte sie noch. Sie kann also erst kürzlich weggeworfen worden sein. Ein einziger Blick über den Platz kann dir zeigen, dass noch keiner vom Artistenvölkchen sein Bett verlassen hat. Nur die Arbeiter sind auf den Beinen.«
    »Das Schlimmste an dieser Behauptung ist, dass du Recht ha…«
    Das letzte Wort blieb ihm gewissermaßen im Hals stecken. Durch die laue Morgenluft drang ein helles, weithin hallendes Trompeten, wie von einer falsch geblasenen Fanfare.
    Wir sprangen auf die Beine. Mit ein paar Schritten hatten wir uns zwischen die Zugmaschinen geschoben, sodass wir hinüber zum Zelt blicken konnten.
    Ein graues, riesiges, massives Etwas kam wie ein Wirbelsturm aus dem

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