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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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Geräte und Requisiten selbst einer ständigen Kontrolle zu unterziehen hätten. Johnson hatte in seiner praktischen Art mit einem einleuchtenden Grund auf gewartet.
    »Ihr Leben«, sagte er den Artisten, »steht auf dem Spiel, wenn Ihre Geräte nicht in Ordnung sind. Erwarten sie von einem übermüdeten, abgespannten Arbeiter nicht mehr Interesse an Ihrer Sicherheit, als Sie selbst dafür aufbringen.«
    Aber mit dem Artistenberuf war es offensichtlich wie mit jedem anderen Job. Wer ihn jahrelang ausführt, gewöhnt sich daran. Gewöhnung aber bedeutet ein Nachlassen der kritischen Selbstbeobachtung - wozu bei den Artisten auch die Kontrolle ihrer Geräte gehörte.
    Die Frage war, ob das überdrehte Gewinde wirklich auf einen absichtlichen Sabotageakt des Mörders zurückzuführen war. Phil hatte die Schraube beschlagnahmt und noch von Utica aus per Luftpost an das zentrale kriminalwissenschaftliche Untersuchungslaboratorium nach Washington gesandt. Vielleicht konnte man dort feststellen, ob fremde Einwirkungen außer der natürlichen Abnutzung festzustellen waren.
    Während ich so in Gedanken versunken über den Platz schlenderte, kitzelte mich plötzlich ein eigenartiger Duft in der Nase. Ich blieb stehen, schnüffelte und sah mich suchend um. Der Geruch war mir nicht unbekannt, aber ich kam im Augenblick nicht gleich darauf, woher ich ihn kannte.
    Bis ich die glimmende Zigarette sah, die ein paar Schritte von mir entfernt auf der Erde lag. Der Rauch stieg in einer dünnen, fast senkrechten Spur in die windstille Morgenluft.
    Ich blieb stehen, wo ich stand, und sah mich in gespielter Langeweile um. Niemand kümmert sich um mich. Die Arbeiter hatten alle Hände voll zu tun. Tec-Man White fluchte wie ein Vollmatrose ungefähr zwanzig Schritte weiter an einem Flaschenzug, an dem sich irgendetwas verklemmt hatte. Männer liefen mit allerlei Werkzeugen umher.
    Mit dem Zeigefinger drückte ich das glimmende Ende ab und ließ den Rest der Zigarette blitzschnell in meiner Rocktasche verschwinden. Danach ging ich quer über den Platz bis zu der Stelle, wo die Zugmaschinen wieder säuberlich in einer Reihe auf gestellt waren. Dahinter war man einigermaßen gegen Sicht gedeckt. Ich setzte mich ins Gras und holte die Zigarette wieder hervor.
    Sie war selbstgedreht, das sah man auf den ersten Blick. Ich riss einen halben Zentimeter von dem Ende ab, das irgendeiner in seinem Mund gehabt hatte, schob sie mir zwischen die Lippen und hielt das Feuerzeug davor. Ich brauchte nur einen einzigen Zug zu machen, um zu wissen, woran ich war.
    Marihuana. Das verbreitetste Rauschgift in den Staaten. Ich stieß den Rauch angeekelt durch die Nase und drückte den Glimmstengel im Grase aus. Sorgfältig wickelte ich ihn in einen alten Briefumschlag, den ich in meiner Brieftasche fand.
    Es wurdeimmer verrückter mit diesem Zirkus. Diebstahl, Mord, Brandstiftung - und jetzt auch noch Rauschgift. Der Teufel mochte diesen ganzen Verein holen. Ich stand auf und stellte mich in den schmalen Gang, der zwischen zwei Zugmaschinen freigeblieben war.
    Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis Jack Miller, der zu den Arbeitern gehörte, einmal in meine Nähe kam und ich ihn anrufen konnte, ohne dass die anderen aufmerksam wurden.
    »Ich komme gleich«, rief er halblaut herüber. »Muss Ralley erst noch den Schraubenschlüssel bringen.«
    »Okay.«
    Aus dem ›gleich‹ wurde immerhin noch einmal eine Viertelstunde. Als Jack dann endlich erschien, belehrte mich ein einziger Blick, dass auch er es nicht mehr lange durchhalten konnte. Als G-man war er nicht an einen Acht-Stunden-Tag gewöhnt, das gibt es nur selten bei uns, jedenfalls beim Außendienst. Aber diese Knochenarbeit, die ihm da abverlangt wurde, war er ebenso wenig gewöhnt. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, von dunklen Schatten umgeben. Seine Hände wiesen Blasen und harte Schwielen auf. Er ließ sich neben mir ins Gras sinken und murmelte.
    »Du glaubst gar nicht, wie dankbar ich dir bin, dass du mich mal von der Schufterei weggeholt hast. Ich bin fertig, erledigt, zum Umfallen übermüdet…«
    Ich brannte eine Zigarette aus meiner Packung an und schob sie ihm zwischen die Lippen. Er blieb liegen, ohne sich zu bewegen. Die warme Sonne tat uns beiden gut. Anscheinend hatte ich von uns dreien noch das bequemste Los.
    »Es wird wohl hoffentlich nicht mehr lange dauern«, sagte ich, ganz gegen meine Überzeugung, weil ich Jack ein wenig trösten wollte. »Phil hat die Alibis von zwei Leuten, die

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