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025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

Titel: 025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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nur eine einzige Erklärung dafür: Dies war nicht Athasar, sondern sein Bruder. Er sah Athasar, selbst was die Kleidung anbelangte, zum Verwechseln ähnlich.
    »Mein Vater wird schrecklich böse sein, daß ich so spät nach Hause komme«, flüsterte das Mädchen. »Er ist nicht nur ein gestrenger Prinzipal, sondern ein noch viel strengerer Vater. Er sieht es gar nicht gern, wenn ich mich mit schönen Männern abgebe.«
    »Isolde!« Der weiße Engel stellte sie mit dem Rücken gegen einen Wohnwagen.
    Ihre Augen weiteten sich, sie öffnete den Mund. »Warum seht Ihr mich plötzlich so seltsam an, Bethiar?« fragte sie ängstlich.
    »Jetzt höre mir zu, mein Täubchen. Ich habe dein Verlangen nach körperlicher Liebe gestillt. Jetzt verlange ich als Gegenleistung, daß du mir Lust und Wonne bereitest. Du wirst alle Wünsche erfüllen, die ich an dich richte.«
    »Aber was kann ich noch für Euch tun, Bethiar?« fragte sie, ohne den Blick von seinen Augen abwenden zu können. Sie stand ganz in seinem Bann.
    »Du bist doch eine Komödiantin, Isolde«, sagte der Dämon, der in seinem weißen Gewand wie eine Geistererscheinung wirkte. »Ich möchte, daß du vor mir alle Register deiner Schauspielkunst ziehst. Aber du wirst die Rollen, die ich von dir verlange, nicht nur spielen, sondern ich sorge dafür, daß du sie erlebst. Wenn ich verlange, daß du eine Leidende spielst, dann wirst du leiden. Und wenn du eine mit dem Tode Ringende sein sollst, dann wirst du auch dem Gevatter tatsächlich in die Augen schauen. Du wirst mit Leib und Seele in deiner Rolle aufgehen. Das ist für mich die höchste Lust. Denn ich, Bethiar, bin dein Schicksal, Isolde.«
    »Nein, Herr!« rief sie erschrocken aus. »Tut alles mit mir, nur das nicht.«
    »Tanz, Isolde! Tanz!« forderte er und schlug ihr mit dem Silberstock auf das Hinterteil.
    Isolde, die – nach dem, was Speyer gehört hatte – die Tochter des Prinzipals Apillion sein mußte, begann sich nach einer unhörbaren Musik in den Hüften zu wiegen.
    »Schneller!« forderte der Dämon – und Isolde wirbelte wie eine Rasende über die Lichtung. »Du bist der Tanz. Du bist die Musik! Und mitten in deinem Tanz stürzt alles Leid dieser Welt über dich herein. Hörst du? Deine Seele soll schmerzen und dein Körper vor Qual brennen.«
    Isolde brach mit einem Aufschrei zusammen. Sie kauerte auf dem Boden, riß sich den Fellmantel vom Leib, keuchte und röchelte, riß sich an den Haaren und schlug sich ins Gesicht, bis es aufgequollen war und die Lippen bluteten. Dann packte sie eines ihrer Beine, verrenkte es sich und schlug sich die Ferse immer wieder in den Leib. Sie heulte wie ein Tier, verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war, und riß ihren Mund auf. Noch nie in seinem Leben hatte Speyer einen Menschen gesehen, der es fertig brachte, den Mund so weit aufzusperren.
    Bethiar stand daneben und weidete sich an ihrer Besessenheit. Wahrscheinlich hätte er Isolde so weit getrieben, daß sie sich selbst zerfleischte, denn höchstes Glück konnte ein Dämon wie er nur dann erleben, wenn das Leben aus einem Gepeinigten wich.
    Doch da trat jemand auf die Bühne, der die Choreographie des Dämons störte.
    Walther von der Spiend!
    Er war nicht allein. An seiner Seite war eine Frau, so weiß gekleidet wie Bethiar und der Dämon Athasar. Sie war den beiden wie aus dem Gesicht geschnitten und hatte auch die nachtfinsteren Augen des Satans.
    »Sieh nur, Bethiar, welch munteren Gesellen ich dir bringe!« rief die Weißgekleidete, die nur die Schwester dieses Dämons sein konnte. Sie hielt Walther von der Spiend an der Hand und führte den Torkelnden über alle Hindernisse hinweg – einem Schutzengel gleich.
    Bethiar ließ von Isolde ab. Sie kauerte immer noch auf dem Boden und gab vereinzelt Klagelaute von sich, als schmore sie immer noch im Fegefeuer.
    »Ist er das?« fragte Bethiar.
    »Ja, das ist er«, bestätigte seine Schwester.
    Der Komödiant stierte Bethiar aus blutunterlaufenen Augen an, hob eine Hand und deutete auf ihn.
    »He! Hab ich Euch nicht gerade noch im Einbeinigen Mohren gesehen? Ihr ludet uns ein, auf dem Schloß Euers Paten ein Fastnachtspiel aufzuführen.«
    »Ach, tat ich das?« Bethiar stieß dem Betrunkenen den silbernen Gehstock vor die Brust. »Wie dem auch sei, deine große Stunde schlägt schon diese Nacht.«
    »Verzeiht, aber ich bin viel zu betrunken, um jetzt noch … He!
    Ist das nicht Isolde? Warum gebärdet sich unsere entehrte Jungfer so

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