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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hier. Todds Heim hat wenig Anziehungskraft.« Er machte keine Anspielung auf die frühe Stunde des Besuchs. »Kommen Sie, wir müssen ein Stück den Gang entlang, meine Herren - ich höre, daß Sie zwei Personen sind, - Vorsicht, hier ist eine Stufe!«
    Er stieß eine Tür auf, sie traten ein. Das Zimmer war behaglich möbliert. Das erste, was Larry auffiel, waren die kahlen Wände, bis ihm einfiel, daß Bilder für Blinde keinen Wert haben.
    Auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers stand ein modernes Diktiergerät, das eingeschaltet war, als sie hereinkamen. Der Vorsteher ging geradewegs auf den Apparat zu und drückte auf einen Knopf - ein leichtes Schnappen, die Spule stand still.
    »Das ist mein Diktaphon«, erklärte er, als er sich ihnen wieder zuwandte. »Ich bin literarisch tätig und diktiere in den Apparat, von dem meine Worte dann abgehört und mit der Schreibmaschine geschrieben werden können. Doch nehmen Sie Platz, meine Herren!« Er setzte sich gleichfalls. »Was verschafft mir das Vergnügen Ihres Besuchs?«
    »Ich bin Beamter von Scotland Yard. Mein Name ist Holt.« Reverend Dearborn verbeugte sich leicht.
    »Ich hoffe, keiner meiner Schutzbefohlenen ist in Unannehmlichkeiten geraten?«
    »Ich weiß es selbst noch nicht«, erwiderte Larry. »Im Augenblick suche ich einen Mann namens Jake - den ›blinden Jake‹.« »Blinder Jake? Ich glaube nicht, daß wir so jemand in unserem Heim gehabt haben, wenigstens nicht, solange ich die Leitung habe. Und ich bin jetzt vier Jahre hier. Vor meiner Zeit wurde das Heim von einem Mann geleitet - und noch dazu sehr schlecht -, der die schlimmste Sorte von Blinden, die es in ganz London gab, hier zusammenbrachte. Sie wissen, Blinde sind in ihrer Art großartig, tapfer und geduldig, aber leider gibt es auch andere, verkommen, vertiert, der Abschaum der Erde. Wahrscheinlich haben Sie von den ›toten Augen‹ gehört?«
    »Heute morgen zum erstenmal«, antwortete Larry.
    »Wir sind diese Menschen losgeworden und haben jetzt nur anständige, alte Hausierer hier, für die alles mögliche getan wird. Wollen Sie sich vielleicht das Heim ansehen?«
    »Sie kennen also den blinden Jake nicht?«
    »Ich habe nie von ihm gehört«, sagte Reverend John Dearborn, »aber wenn Sie bitte mitkommen wollen, können wir uns erkundigen.«
    Das Heim bestand aus vier Schlafsälen und einem gemeinsamen Wohnraum, in dem es nach kaltem Tabakrauch stank. Ein paar Blinde hockten herum.
    »Einen Augenblick bitte!« Der Reverend wandte sich um, als sie bereits wieder im Gang standen, und ging noch einmal ins Zimmer, kam aber bald zurück. »Niemand kennt den blinden Jake persönlich, nur einer hat überhaupt etwas von ihm gehört.« Sie stiegen eine Treppe hinauf und kamen durch den ersten Schlafsaal.
    »Ich bezweifle, daß Sie noch mehr zu sehen wünschen.« Dearborn blieb stehen.
    Larry hob den Kopf und lauschte. »Es kam mir so vor, als ob ich jemand stöhnen hörte.«
    »Ja, das ist ein trauriger Fall. Oben sind kleine Zimmer für Leute, die ein wenig mehr als ihre Leidensgenossen ausgeben können. In einem davon wohnt ein Mann, der, wie ich befürchte, geistig nicht ganz normal ist. Ich habe darüber schon an die zuständige Behörde berichten müssen.«
    »Können wir nach oben gehen?« fragte Larry. Der Reverend zögerte einen Moment.
    »Selbstverständlich.« Er ging voraus. »Ich fürchte nur, die Ausdrucksweise des Mannes wird Sie schockieren.«
    In dem kleinen Raum lag ein abgemagerter alter Mann in den Sechzigern, der sich ruhelos im Bett hin und her warf. Er stammelte unaufhörlich etwas und schien mit einer unsichtbaren Person zu sprechen. Larry hörte ihm erstaunt zu.
    »Du Biest! Du Feigling! Gehenkt wirst du - denk an meine Worte! Gehenkt wirst du dafür!«
    »Es ist schrecklich«, sagte der Reverend Dearborn und wandte sich ab, »Bitte, kommen Sie, meine Herren!«
    Doch Larry rührte sich nicht vom Fleck und konzentrierte sich auf das Gestammel.
    »Gut, Jake, aber du wirst dafür bezahlen, denk an meine Worte - wird dir teuer zu stehen kommen! Die sollen ihre dreckige Arbeit allein machen! Ich habe das Papier nicht in seine Tasche gesteckt, das kann ich dir sagen .. .«
    Larry trat ganz ins Zimmer, beugte sich über den Mann und ergriff seinen Arm.
    »Wachen Sie auf, ich möchte Sie sprechen!« Larry schüttelte ihn. Aber er schwatzte weiter.
    »Lassen Sie mich in Ruhe, ich will nicht noch mehr Unannehmlichkeiten haben!«
    »Wie heißen Sie?«
    »Ich will keine

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