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025 - Die Treppe ins Jenseits

025 - Die Treppe ins Jenseits

Titel: 025 - Die Treppe ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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fühlte sich benommen, und seine
Glieder waren schwer wie Blei. Sein Kopf dröhnte und schmerzte, als hätte
jemand mit einem harten Gegenstand draufgeschlagen.
    Allan Carter schüttelte sich. Sein Gesicht war rot und verschwitzt, seine
Augen nahmen die Umgebung gar nicht richtig wahr. Er erkannte zwar die Umrisse
der Flaschen auf seinem Arbeitstisch, aber er begriff nicht, wie sie dorthin
kamen.
    Benommen richtete er sich auf. Alles um ihn herum drehte sich. Hatte er
getrunken? Er bemerkte, wie schwer es ihm fiel, die Bruchstücke seiner
Erinnerung zu ordnen.
    Irgendetwas in ihm aber drängte nach Gewissheit. Er erinnerte sich dunkel
daran, dass er an einer neuen Form gearbeitet hatte. Er hatte die
Kunststoffmasse gemischt und zur Abkühlung in den großen Trog gefüllt.
    Allan Carter klopfte an seine Stirn. Es fiel ihm ungeheuer schwer, sich zu
konzentrieren. Wie war er eigentlich dazu gekommen, seine Arbeit im Stich zu
lassen?
    Mühsam kam er auf die Beine zu stehen. Er schwankte und musste sich
abstützen, um nicht wieder auf die Bettstatt zurückzufallen.
    Der bucklige Auswuchs unter dem blauen Sporthemd zeichnete sich deutlich
ab. Allan Carter konnte sich nicht ganz gerade aufrichten. Er taumelte durch
den kleinen Wohnraum, wischte mit unkontrollierten Handbewegungen
Skizzenblätter sowie eine leere Flasche vom Tisch und merkte es gar nicht. Er
taumelte auf die Tür zu, riss sie auf. Die kühle, feuchte Nachtluft legte sich
auf sein erhitztes, alkoholgerötetes Gesicht.
    Allan Carter bewegte ständig die Lippen, als würde ihn irgendetwas
beschäftigen, als wolle er jemandem davon erzählen. Doch sein Kehlkopf formte
keinen einzigen Laut.
    Allan Carter taumelte hinaus. Der Nebel hüllte ihn wie ein Mantel ein. Die
bucklige Gestalt schwankte durch die düstere Nacht, bewegte sich gefährlich
nahe der Umzäunung der Terrasse, passierte die sagenumwobene Treppe und
taumelte auf das dunkle Wirtschaftsgebäude zu, das sich vor der runden, rohen
Mauer dunkel und rätselhaft abzeichnete.
    Der Nebel war so dicht, dass er nicht eine einzige Tür, nicht ein einziges
Fenster sehen konnte. Doch Allan Carter lebte hier seit Jahren, er kannte jeden
Fußbreit Boden. In tiefster Finsternis fand er sich zurecht, und selbst in
diesem Augenblick, in dem sein Gehirn nicht voll aufnahmefähig war, weil der
Alkohol es umnebelte, schlug er den richtigen Weg ein. Er bewegte sich im
Zick-Zack-Kurs auf die schwarze Tür neben einer Lagerhalle zu. Dahinter lag der
Raum, in dem ehemals eine Waschküche untergebracht gewesen war.
    Allan Carter warf nicht einen einzigen Blick zurück. Er schien vergessen zu
haben, dass für heute Gäste angekündigt waren. Er sah nicht einmal die Autos,
die im Nebel vor dem Wirtschaftsgebäude parkten.
    Allan Carter wirkte sehr nervös. Nur ein einziger Gedanke erfüllte ihn und
trieb ihn vorwärts.
     

 
 
      Janett Baynes öffnete die Augen.
Reglos lag sie im Bett und starrte gegen die Decke, an die zahlreiche bunte
Bilder gemalt waren.
    Erinnerungen aus der Vergangenheit stiegen in ihr auf. Als Kind war sie oft
hier gewesen, sie kannte diesen Raum.
    Hier hatte sie oft geschlafen.
    Janett hatte ein Geräusch gehört und war dadurch wach geworden. Sie wandte
den Kopf nach rechts. In der Düsternis zwischen den Regalwänden erkannte sie
die dunklen Umrisse der Tür, die ins Zimmer von Schwester Gila führte. Links
war auch eine Tür. Dahinter schlief Eve. Und vorn – am Fußende des Bettes – gab
es noch einen Zugang.
    Janett hörte wieder dieses kratzende, schabende Geräusch vor dem Fenster
und drehte den Kopf. Für einen Augenblick glaubte sie, einen grauen Schatten
hinter den hohen Scheiben zu sehen. Dann verschwand er wieder. Und gleich
darauf – nochmals das gleiche Geräusch!
    Ihr Fenster wurde aufgestoßen. Sie zuckte zusammen, aber kein Aufschrei kam
über ihre Lippen. Sie kannte keine Furcht. Dieser Begriff war ihr fremd.
    Der Wind wehte die Vorhänge beiseite, und der Nebel schwebte in breiten
Bahnen in ihr Zimmer.
    Dann erkannte sie die Umrisse einer menschlichen Gestalt. Ruhig und groß,
ein Mann mit sportlichen, breiten Schultern.
    »Janett«, wisperte eine Stimme. Es waren leise, lockende Worte. »Janett,
komm!«
    Sie drehte nur den Kopf. Dann schlug sie langsam die Decke beiseite. Ihre
nackten Füße berührten den Boden. Janett ging um das Bett herum. Das lange,
duftige Gewand hüllte ihren nackten Körper ein. Für den Bruchteil eines
Augenblicks schien es, als wolle sie nach dem

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