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025 - Die Treppe ins Jenseits

025 - Die Treppe ins Jenseits

Titel: 025 - Die Treppe ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Brent kannte keine Furcht. Dass er sich jetzt auf dieser
verwunschenen Treppe bewegte, berührte ihn nicht einmal. Seine Gedanken
bewegten sich in eine ganz andere Richtung. Ein unerklärlicher Antrieb führte
ihn in die Tiefe und ließ ihn fühlen, dass er etwas ganz Bestimmtes finden
würde.
    Auf der 97. Stufe stellte er weitere Blutflecken und blutige Menschenhaare
fest. Auf der 101. Stufe lag eine zerschmetterte Armbanduhr. Auf der 156. eine
schwarze Fliege. Larry Brent ging bis zur 169. Stufe hinab. Tiefer ging es
nicht. Die Brandung spülte bis zu seinen Füßen heran. Die Gischt schäumte an
den kahlen Felswänden neben ihm, es rauschte, tobte und toste, dass er jetzt
seine eigene Stimme nicht gehört hätte, wenn ein Schrei über seine Lippen
gekommen wäre.
    Der Strahl seiner Lampe tastete sich über das Wasser auf die scharfkantigen
Klippen.
    Larry ließ den Strahl kreisen.
    Seine Lippen waren nur ein einziger schmaler, bleicher Strich, als er die
Treppen Stufe für Stufe nach oben ging. In seiner Tasche trug er die
zerschmetterte goldene Armbanduhr und die schwarze Fliege.
    Er bewegte sich durch den wallenden, aufsteigenden Nebel, der seinen Körper
ständig umhüllte, er sah hier unten nur knapp einen Meter weit. Seine Kleidung
war feucht, und auf seinem Kopf schimmerten große Wassertropfen.
    Larry erreichte die fünfzehnte Stufe, die vierzehnte ...
    Da schossen zwei gelbe Lichtfinger über ihn hinweg. Larry eilte in die Höhe
und zog sich an dem Geländer hoch.
    Das gelbe Licht stach in seine Augen, und im ersten Augenblick war er so
geblendet, dass er taumelte. Er wusste die gefahrvolle Tiefe hinter sich und
warf sich förmlich nach vorn, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
     

 
 
      Durch die breite Toreinfahrt kam ein
dunkler Wagen. Ein weiterer Gast traf ein.
    Es war Thomas Mylan, der Anwalt. Nach und nach kamen dann auch die anderen
benachrichtigten Personen. Robert Mullingham, ein Cousin der beiden
Baynes-Töchter, folgte hinter dem Anwalt. Nicole Mercier ließ sich mit einem Taxi
bringen.
    Zuletzt kam Dr. Ortskill. Es war fast neun Uhr, als er das einsame Anwesen
auf dem Kreidefelsen erreichte. Dr. Ortskill fuhr ein Sportcabriolet. Der Wagen
war weiß und hatte ein schwarzes Verdeck. Der Arzt war ein Mann, der Frauen den
Kopf verdrehen konnte. Er sah gut aus, hatte Larry Brents Größe und eine leicht
gebräunte Haut. Die Haare trug er in einem kurzen, sportlichen Messerschnitt.
    Orwin Baynes' Abwesenheit wurde von Thomas Mylan bedauert. Larry Brent
erwähnte mit keinem Wort, was geschehen war, und er hatte auch Eve Baynes und
Schwester Gila zum Schweigen verpflichtet. Niemand der anderen wusste, dass
Orwin Baynes als erster das rätselhafte Haus hier betreten hatte – und dass er
nicht wieder aufgetaucht war.
    In dem großen Wohnraum bildeten sich die ersten Grüppchen. Man machte sich
miteinander bekannt. Eve Baynes übernahm gemeinsam mit der ganz in Schwarz
gekleideten Nicole Mercier die Rolle der Gastgeberin.
    Larry lernte alle Anwesenden kennen. Die Tatsache, dass er ständig in Eves
Nähe war, schien den einen oder anderen ein wenig zu befremden, besonders
Robert Mullingham, der seit morgens unterwegs war, um pünktlich im Landhaus in
den Felsen zu sein. Larry registrierte die Reaktionen der verschiedenen Gäste
sehr genau und versuchte sich auch ein Bild von dem einen oder anderen zu
machen. Er unterhielt sich mit jedem, wenn Eve ihn vorstellte und lernte jeden
einzelnen kennen.
    Schwester Gila war fürsorglich wie eine Mutter.
    Es gab einen Vorrat an Speisen und Getränken im Haus, die Allan Carter ganz
offensichtlich erst frisch aus Dover besorgt hatte, ehe er sich sinnlos
betrank. In einem an den großen, luxuriösen Wohnraum anschließenden
Speisezimmer ließ Eve Baynes die Trauergäste und Erben mit einem geschmackvoll
hergerichteten Imbiss bewirten. Sie trug ein schwarzes, enges, knappsitzendes
Kleid mit Rüschchen, das sie auf der Fahrt hierher angehabt hatte. Es störte
sie nicht, dass ihre Schenkel zur Hälfte unbedeckt waren und sich den Blicken
der Männer darboten. Trotz ihrer Behinderung kleidete und pflegte sie sich wie
andere junge Mädchen, und sie verstand es vortrefflich, ihren Typ zu
unterstreichen und sich vorteilhaft darzubieten.
    Schwester Gila bemühte sich um Janett Baynes, die müde und apathisch auf
ihrem Platz saß und das ganze Treiben aus großen, kindlichen Augen beobachtete,
ohne zu begreifen.
    Sie stellte manchmal eine Frage, vollkommen zweck-

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