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025 - New York, New York!

025 - New York, New York!

Titel: 025 - New York, New York! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Augenwinkeln nahm Colomb Lichtschein wahr, der sich hektisch von einer Seite zur anderen bewegte. Yuli und Cosimus schienen Tuman gefunden zu haben.
    Schuldbewusst löste er den Blick von seiner Hauptfrau und ging zu den beiden, die am entferntesten Ende des Raums standen. Dort, wohin Jochim sich zurückgezogen hatte.
    »Und?« fragte er leise, als er sie erreichte. »Kapitaan«, antwortete Cosimus nervös, »es gehen seltsame Dinge vor sich. Auch Jochim ist verschwunden.«
    »Was?«
    Yuli ergriff den Arm des Kapitaans und zog ihn ein Stück in die Nische. »Seht.«
    Sie leuchtete mit der Kerze auf den Boden. Dort lagen zwei Kleiderstapel. Es fiel Colomb leicht, sie zu erkennen, denn die Träger hatten sie seit Beginn der Reise nicht gewechselt.
    »Tuman und Jochim«, flüsterte er. Seine Gedanken überschlugen sich. Hatten die beiden sich freiwillig ausgezogen oder waren sie von etwas oder jemandem dazu gezwungen worden?
    Waren sie vielleicht nicht allein in der Statue? »Weckt die Männer«, befahl Colomb. »Jeder soll erfahren, was geschehen ist.«
    Während Cosimus und Yuli seine Anweisung ausführten, blieb der Kapitaan nachdenklich stehen und fragte sich, ob Wudan seine Reise mit einem Fluch belegt hatte.
    Colomb ahnte nicht, wie nah er den Gesuchten war. Weniger als einen Steinwurf über ihm krallten sich Tuman und Jochim mit blutigen Fingern und Zehen in die hölzerne Zwischendecke. Methodisch rissen sie Holzsplitter heraus - ohne Ungeduld und ohne den Schmerz in ihren Fingern zu spüren. Stück für Stück bahnten sie sich ihren Weg in die Freiheit. Gleichzeitig bewegten sich ihre Lippen, formten die Worte nach, die unter ihnen gesprochen wurden.
    Sie lernten.
    ***
    Matts Schritte knirschten über das Eis. Hinter ihm zwängten sich die Befallenen nach und nach durch den Spalt, aber er beachtete sie kaum.
    Der Madison Square Garden lag wie eine aus Eis geformte Landschaft vor ihm. Unter der weißen Schicht waren die Tribünen noch deutlich zu sehen. Sie bildeten grünlich leuchtende Treppen, die alle vier Seiten der Halle einnahmen. In der Mitte, wo früher bei Boxkämpfen der Ring gestanden hatte, türmten sich die Trümmer einer teilweise eingestürzten Decke. Das Johlen einer Menschenmenge drang aus der Kathedrale gedämpft nach unten, als wäre es nicht mehr als eine Erinnerung an das, was sich hier einmal abgespielt hatte. Alles vorbei, dachte Matt.
    Er schüttelte den Gedanken ab und drehte sich zu Samtha um. »Wir müssen weiter«, sagte er rau.
    Sie nickte schwerfällig und übernahm wieder die Führung. Matt hatte Schwierigkeiten mitzuhalten, so schnell überwand sie die Stufen der Tribünen. Die anderen Befallenen folgten etwas langsamer.
    Samtha kletterte durch ein Loch zwischen den Stufen in einen weiteren Gang, von dem Matt annahm, dass er früher zu den Garderoben geführt hatte.
    Ihre Bewegungen wurden hektischer. Es schien fast, als wollte sie ihn abhängen.
    »Samtha!«, rief er atemlos. »Warte!«
    Sie reagierte nicht, sondern lief mit gleicher Geschwindigkeit weiter und verschwand hinter einer Biegung.
    Matt folgte ihr rennend. Er bog um die Ecke - und bremste im letzten Moment ab, als er Samtha an einer Wand lehnen sah. Sie blickte in den Gang, der leer hinter ihm lag. Die Befallenen hatten ihn noch nicht erreicht.
    Warum will sie die Gruppe loswerden?, fragte sich Matt.
    Samtha sah ihn an. Ihre Lippen bewegten sich. Sie legte eine Hand auf ihre Stirn.
    »Es… nicht… immer… in Kopf«, sagte sie abgehackt. »Manchmal… ich… in Kopf.«
    Matt runzelte die Stirn. Sollte das heißen, dass die Parasiten nicht immer die Kontrolle über sie hatten und die wahre Samtha jetzt mit ihm zu reden versuchte?
    Sie legte Matt eine Hand auf den Arm. »Du… Vorsicht… es… böse. Gefahr.«
    »Warum? Was haben sie vor?«
    Samtha suchte einen Augenblick nach dem richtigen Wort, dann sagte sie: »Überleben.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Matt, als die ersten Befallenen in den Gang taumelten.
    Er fluchte leise. Samtha wandte sich von ihm ab und lief etwas langsamer weiter. Nach einigen Metern blieb sie erneut stehen. Matt hoffte, noch mehr von ihr erfahren zu können, aber sie zeigte einfach nur auf eine Röhre, die senkrecht im Eis nach oben führte.
    Der Amerikaner warf einen Blick hinein und entdeckte eine vereiste Holzleiter, die nach oben führte. Fußspuren und Ausbesserungen wiesen darauf hin, dass sie häufig benutzt wurde.
    »Na gut«, murmelte Matt und erklomm die ersten Sprossen. Er sah

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