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0251 - Gangsterkrieg um Öl und Dollars

0251 - Gangsterkrieg um Öl und Dollars

Titel: 0251 - Gangsterkrieg um Öl und Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gangsterkrieg um Öl und Dollars
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sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte. »Mein Name ist Sidney Castel. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Offensichtlich erinnerte er sich an nichts mehr.
    »Nehmen Sie einen Schluck Kaffee, Sid!«
    Er zog ein Gesicht, als hätte ich ihm Salzsäure angeboten.
    »Bitte, nicht auf nüchternen Magen«, antwortete er in seiner feierlichen Art, öffnete ein Fach seines Schreibtisches und holte eine gefüllte Flasche heraus. Er entkorkte sie, gurgelte mit einem mächtigen Schluck und strahlte auf, als der Drink ihm den Magen wärmte.
    »Hat mir der Arzt verordnet«, erklärte er und fiel über die Sandwiches her. Für einen so mageren und kleinen Mann vertilgte er erstaunliche Mengen.
    Als er satt war, zog er seine Papiere heran. Eifrig begann er, Zahlen zu zu schreiben. Hin und wieder warf er mir mißtrauische Blicke zu. Ich versuchte, ihn auf das Thema zu bringen, das mich interessierte.
    »Ich hörte, Sie sind der Besitzer einer außerordentlich wertvollen Ölkonzession in Columbien, Mr. Castel.«
    Er hüpfte darauf wie ein ausgehungerter Floh auf einen zarten Mädchennacken.
    »Das bin ich«, erklärte er kichernd, »und wenn ich und meine Partner die Sache steigen lassen, wird es an der Börse einen Boom geben, wie ihn die Wall Street seit zwanzig Jahren nicht mehr erlebt habt.«
    »Wissen Sie nicht, daß sich die Regierung für die Konzession interessiert?«
    »Natürlich weiß ich das, aber ich habe meinem Partner schon erklärt, daß wir erst verkaufen, wenn wir die Aktien an der Börse auf mindestens achthundert Punkte über pari getrieben haben. Glauben Sie mir, das Geschäft wird fetter, wenn man über die Börse geht und die Regierung zwingt, sich über den Aktienmarkt in den Besitz der Konzession zu setzen, als wenn man direkt und ohne die Gründung einer Gesellschaft mit ihr verhandelt. Ich kenne das dumme Gequatsche von Regierungsbeamten. Sie reden von patriotischer Pflicht und meinen damit, daß sie weniger bezahlen wollen, als die Sache wert ist.«
    »Hören Sie, Castel! Sind Sie nie auf den Gedanken gekommen, daß Ihre Partner Sie ’reinlegen könnten?«
    Mit solchen Sätzen war bei ihm nichts zu machen. Er überschüttete mich mit einem Wortschwall, von dem jedes einzelne eine Lüge und eine faustdicke Angabe war. Ihn habe in dreißig Jahren an der Wall Street noch niemand übers Ohr hauen können, sagte er, und er habe für alle eventuellen Fälle vorgesorgt.
    »Haben Sie die Dokumente überhaupt noch?«
    Er schlug sich mit der Hand vor die magere Brust.
    »Selbstverständlich! Sie liegen hier im Hause in einem Tresor. Das Konsortium zur Ausbeutung ist gegründet, aber ich habe meine Unterschrift noch nicht unter den Vertrag gesetzt, und solange ich die Konzession nicht in die Gesellschaft einbringe, hängt der ganze Verein in der Luft. Erst meine Unterschrift bringt das Projekt ins Rollen. Meine Partner wissen das genau. Sie hüten sich, mich zu erzürnen. Ich bin der Mann, der sie reich machen oder sie so arm lassen kann, wie sie sind.« Er kicherte und verbesserte sich. »Selbstverständlich sind sie nicht arm, aber ins wirkliche ›Big Business‹ kann nur ich sie hochziehen. Bisher haben sie sich mit Lappalien beschäftigt.«
    Armer alter und mehr als halbverrückter Sidney Castel! Wenn es soweit war, würde es genügen, daß Chap ihn beim Genick faßte und schüttelte, um ihn jede Unterschrift auf jedes Blatt Papier setzen zu lassen, das man ihm vorlegte. Ich gab es auf, in dem »Pleite-Bankier« einen Mann zu sehen, mit dem noch zu rechnen war. Leider gab er es nicht auf, mich als Gesprächspartner zu betrachten. Bis hoch in den Mittag hinein mußte ich mir seine Suada über seine eigenen Vorzüge anhören.
    Meine Uhr hatte die Auseinandersetzung mit Chap überstanden. Es war kurz nach ein Uhr, als Harry Seiler in Begleitung seines Gorillas hereinkam.
    Der alte Sid kam sofort hinter seinem Schreibtisch hervor und stürzte sich auf den Gangsterchef.
    »Nett, Sie zu sehen, Partner«, jaulte er begeistert, ergriff Seilers Hand und schüttelte sie heftig. »Wie steht die Sache? Vergessen Sie bitte nicht, mir die Bankquittung über die Einzahlung Ihrer zwei Millionen vorzulegen, oder haben Sie sie gar bei sich?«
    »Nein«, antwortete Seiler nachlässig, »aber ich bringe sie Ihnen in den nächsten Tagen, Partner. Übrigens sollten Sie die Renditerechnung neu überprüfen, Sid. Ich möchte sie meiner Bank vorlegen wegen der Kreditierung der Aktienausgabe! Seien Sie nicht zu

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