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0252 - Der Satan haßt das Spiegelbild

0252 - Der Satan haßt das Spiegelbild

Titel: 0252 - Der Satan haßt das Spiegelbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Satan haßt das Spiegelbild
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sprachlos, als ich die Story hörte, der ich durch Zufall auf die Spur gekommen war. Aber ich sah noch keinerlei Zusammenhänge zuwischen dieser Geschichte und dem Mord an Berger. Ich musste diesen Dr. Brian mal ausführlich sprechen, aber nicht am Telefon.
    »Am besten komme ich gleich mal bei Ihnen vorbei, Dr. Brian«, bot ich ihm an.
    »Ja, kommen Sie bitte sofort, Agent Cotton«, bat er. Er war wie umgewandelt, und die reine Angst sprach jetzt aus seiner Stimme. »Kommen Sie sofort. Meine Tochter war auf einer Party und wollte schon seit einer Stunde zurück sein. Bis jetzt ist sie aber noch nicht zu Hause…«
    ***
    Als ich mit quietschenden Reifen meinen Wagen vor der Villa Dr. Brians zum Stehen brachte, stürzte mir dieser durch den Vorgarten schon entgegen. Der Mann war völlig gebrochen. Sein volles weißes Haar stand ihm wirr um den Kopf und seine entsetzten Augen die unnatürlich groß in seinem kalkweißen Gesicht lagen, waren gerötet, als habe er geweint.
    »Agent Cotton«, keuchte er, als er an meinen Wagenschlag trat, bevor ich noch aussteigen konnte. »Ich bitte Sie, lassen Sie uns sofort zu June fahren. June ist die Freundin meiner Tochter und gibt heute ihre Geburtstagsparty. Bitte, kommen Sie!«
    Seine Stimme war so flehentlich, dass ich gar keine Einwände machte.
    Ich öffnete den Schlag, ließ ihn einsteigen und fragte: »Wo wohnt denn die Freundin Ihrer Tochter, Doc?«
    »Douglas Circle«, murmelte er.
    Am Douglas Circle fuhr ich rund um den Platz, denn Brian kannte die genaue Adresse nicht, wusste aber, in welchem Haus die Freundin seiner Tochter wohnte. Als er das Haus entdeckt hatte, wartete er kaum, dass ich den Wagen ganz anhielt, sondern sprang schon vorher hinaus.
    An der Eingangstür zu der kitschigen Villa im-Tudor-Stil, die so ganz und gar nicht hierhin zu passen schien, holte ich ihn ein. In der Halle waren eine Menge junger Leute, die ziemlich lautstark durcheinanderredeten. Aus einem angrenzenden Zimmer tönte, nicht minder laut, heiße Tanzmusik. Aus der Gruppe, die teils an dem Treppengeländer der großen breiten Treppe zum Obergeschoss lehnte, teils mit einem Glas in der Hand auf den Stufen hockte, löste sich die Gestalt einer jungen Dame. Sie kam auf uns zu. An der Art, wie sie sich bewegte, sah man, dass sie sich hier zu Hause fühlte.
    Ich hatte mich nicht verrechnet, denn sie ging direkt auf Dr. Brian zu und begrüßte ihn herzlich: »Fein, dass Sie auch gekommen sind, Doc. Nur schade, dass Sie Ihre Tochter verfehlt haben. Sie ist schon vor mehr als einer Stunde gegangen, weil Sie ihr leider nicht erlaubt hatten, länger zu bleiben.« Dazu verdrehte sie bedauernd ihre dunklen Kulleraugen und zog einen Schmollmund.
    Brian wurde noch eine Spur blasser und murmelte verstört: »Schon länger als eine Stunde fort. Dann müsste sie doch längst zu Hause gewesen sein.«
    Hilfe suchend wandte er sich an mich, aber ich starrte fasziniert auf eine ältere Dame, die mit theatralischer Geste auf uns zugerauscht kam. Ich habe selten so viel Make-up in einem einzigen Gesicht gesehen, und ich fragte mich, ob die Dame überhaupt noch sprechen konnte. Aber sie konnte es.
    »Chester, wie freue ich mich, dass Sie unsere bescheidene Hütte auch noch mal betreten«, flötete sie. »Schade nur, dass Sie Ihre reizende Tochter nicht auch mitgebracht haben. Ich habe sie so vermisst in der letzten Zeit. Zumindest heute hätte sie doch kommen können. Aber man hat ja-Verständnis dafür, dass der Freund vorgeht, selbst wenn die beste Freundin Geburtstag hat.« Sie lachte girrend und fügte dann noch geziert hinzu: »Wir sind schließlich ja auch mal jung gewesen, nicht wahr, Chester?«
    Der dachte aber ganz bestimmt nicht an seine Jugend, sondern stand da, wie vom Schlag gerührt. Auch June stand mit erhobenem Glas in der Hand wie eine Salzsäule und starrte mit entsetzten Augen auf ihre Mutter.
    »Gar nicht hier gewesen?«, murmelte Brian. Er schluckte krampfhaft und drehte sich abrupt um und torkelte zur Tür. Ich machte gegen die beiden Damen so eine Art entschuldigende Geste und murmelte einen kurzen Abschiedsgruß. Dann eilte ich Brian hinterher, der auf den Wagen zuwankte. Ich verfrachtete ihn auf den Sitz und sagte ihm ein paar beruhigende Worte.
    »Stellen Sie sich vor, Cotton«, stieß er dann plötzlich hervor, »meine Tochter hat mich belogen. Sagt mir, sie ginge zu dieser Party und stattdessen geht sie anscheinend mit ihrem Freund aus. Und von fremden Leuten muss ich erfahren, dass sie

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