0252 - Die Tochter des Totengräbers
Heilige. Er liebte sie, und er wollte sie nicht im Stich lassen. In Sir Edward Jeffries fand er den richtigen Partner. Die beiden arbeiteten zusammen, der Satan stellte seine Bedingungen, der Ghoul kam hinzu, und den Rest hast du schon vorher aus meinem Mund erfahren, Dad.«
»Und die Puppen sollen wieder lebendig werden?« erkundigte sich Jason Price mit rauher Stimm.
»Natürlich. Ihre Seelen irrten umher, sie suchten einen Gastkörper, den sie jetzt gefunden haben. Dabei half uns der Ghoul. Hinter der geheimnisvollen Tür beginnt sein Reich. Und dort liegt jemand, der die schwarzen Seelen bereits aufgefangen hat. Es passierte zu dem Zeitpunkt, als Sir Edward erwachte.«
Jason Price ließ sich die letzten Sätze seiner Tochter noch einmal durch den Kopf gehen. Obwohl sie der Wahrheit entsprachen, konnte er es immer noch nicht glauben. Allerdings brauchte er nur einen Blick auf die fünf Wachsfiguren zu werfen, dann fand er all das bestätigt, was Marion ihm gesagt hatte.
Die Frau war fassungslos. Wenn ihr Mann sie nicht gestützt hätte, wäre sie wahrscheinlich zusammengebrochen. Es waren Tatsachen, die ein Mensch nicht verkraften konnte. Ohne Vorbereitung hatte sie das Grauen getroffen.
Jason Price hielt sich besser. Doch auch er hatte Angst, denn er fragte sich, was seine Tochter und dieses schreckliche Wesen mit ihnen vorhatten.
Marion schien die Überlegungen ihres Vaters erraten zu haben, denn sie erkundigte sich zynisch lächelnd: »Machst du dir Gedanken darüber, was wir mit dir anstellen werden?«
»In der Tat.«
»Nun, ich habe überlegt und euch beobachtet. Kannst du dir vorstellen, wie das Ergebnis ausgefallen ist, Dad?«
Jason runzelte die Stirn. Vorstellen konnte er es sich genau. Seine Frau und er hatten sich nicht auf die Seite der Tochter gestellt. Sie opponierten gegen sie, das wußte Marion genau, und eigentlich gab es für sie nur eine Möglichkeit.
Den Tod der Eltern!
An seinem Blick hatte Marion abgelesen, welche Gedanken ihn beschäftigten. Sie nickte leicht, bevor sie sagte: »Ja, du wirst richtig geraten haben. Wir können mit euch wirklich nichts anfangen«, erklärte sie. »Es tut mir leid…«
»Dann willst du uns töten?« hauchte Jason.
»Sir Edward ist ebenfalls dafür. Wir müssen die Hindernisse aus dem Weg räumen. Ihr werdet euch nie auf unsere Seite stellen können, aber nicht ich bringe euch um, nein, das überlasse ich anderen. Wenn die fünf Wachsfiguren ihr untotes Leben zurückerhalten haben, werdet ihr die ersten Opfer sein. So habe ich es mir ausgedacht, und so wird es auch sein.«
»Wir – wir sind deine Eltern!« flüsterte sie.
Marion Price lachte, bevor sie mit Schwung ihr langes Haar zurückwarf. »Ihr wart meine Eltern. Ich kenne euch nicht mehr. Denn ich habe meine wahren Freunde gefunden. Ihr zählt leider nicht dazu und müßt die Konsequenzen ziehen.«
»Aber du gehörst doch nicht zu diesen Monstern!« schrie Jason Price plötzlich. »Du bist ein Mensch. Ein Mensch wie wir, Marion! Wach endlich auf, und laß uns zusammenhalten!«
»Nie!«
Endgültig hatte diese Antwort geklungen, und so hatte Jason Price sie auch aufgefaßt. Ein Ruck ging durch seine Gestalt. Er straffte sich, drückte den Rücken durch. In seinem Innern vereiste etwas, denn jetzt war die Sekunde da, in der er von seiner Tochter Abschied nehmen mußte.
Sie wollte seinen und den Tod seiner Frau. Für Marion waren sie Fremde. Jason hatte nichts vergessen, und er würde danach handeln.
»Gut«, sagte er mit flüsternder Stimme. »Schon gut, Marion. Wir haben dich verstanden. Du hast uns selbst gesagt, daß du nicht zu den Zombies gehörst und ein Mensch bist. Bevor du uns umbringst, werde ich dich töten, Marion. Tut mir leid!« Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als er seine Pistole zog, auf seine eigene Tochter anlegte und abdrückte…
***
Zuerst wollte ich es nicht glauben, blieb auf der Stelle stehen und grinste verzerrt.
Bill hatte mit der Stimme eines anderen gesprochen. Das wollte einfach nicht in meinen Schädel rein. Vielleicht hatte ich mich auch verhört, deshalb hakte ich mit der nächsten Frage direkt nach. »Wer ist da, Bill?«
»Der Richter!«
Ich war wie vor den Kopf geschlagen, denn mein Freund hatte wiederum mit einer anderen Stimme geredet. Jetzt wohnten bereits drei Seelen in ihm, wenn ich seine eigene hinzurechnete.
»Wer ist der Richter?«
»Unser Meister!« Da war die dritte Stimme in ihm. Wiederum traf es mich wie ein Schlag.
Ich ging vor.
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