0253 - Bankraub kurz nach Mitternacht
jähe Fahrtminderung presste, und ich selbst musste mich mit Füßen und Händen gegen Boden und Steuer stemmen, um nicht selbst gegen die Windschutzscheibe zu knallen. Aber sechs Yards vor dem endlich zur Ruhe gekommenen Healy stand der gute, brave Jaguar.
Dazu hatte ich ein paar Sekunden gebraucht. Inzwischen aber waren auch die Gangster in ihrem Healy nicht müßig gewesen. Sie hatten sogar etwas getan, was wir mit aller Gewalt hatten verhindern wollen…
***
Robert Walker hatte - wie es dem Leiter einer Mordkommission oft geschieht, wenn er einen verwickelten Fall anstehen hat - die Nacht hindurch in seinem Office gesessen und die eingehenden oder schon eingegangenen Protokolle der Kommission studiert. Mehr als ein Dutzend Leute waren vernommen worden: Hausbewohner, die in der Etage über oder unter der Familie Perkins wohnten, Liftboys, der Hausmeister, und der Portier.
Dazu kamen im Laufe der Nacht die Befunde aus dem Labor: Protokoll eins über das Cognacglas in der Bibliothek, Protokoll zwei über das Cognacglas im Wohnzimmer, aus dem Eve Perkins vor ihrem Tod getrunken hatte, Protokoll drei über das Glas, aus dem Baide Queery getrunken hatte, Protokoll vier über die Flasche, aus der man getrunken hatte.
Der Untersuchungsbericht des Arztes stand noch aus. Die ausgearbeitete Form würde der Doc nach eigener Auskunft gegen Mittag hereinreichen, vorläufig gab es über seine Arbeit erst einen Zettel, auf dem sich Walker die wichtigsten Dinge notiert hatte, als sie ihm der Arzt telefonisch durchgab.
Mit diesen Dingen also hatte sich Walker beschäftigt, als ihn am frühen Morgen die Nachricht erreichte, dass die International Bank ausgeraubt worden sei. Er verhörte die beiden Direktoren, Claude Perkins und Edward Hearshy, und bekam dabei zwei Geschichten zu hören, die sich so deckten, als wären sie von den beiden vorher abgesprochen worden.
Beide Bank-Teilhaber behaupteten übereinstimmend, sie seien spät in der Nacht, es musste gegen zwei Uhr gewesen sein, von maskierten Gangstern in ihrer Wohnung auf gesucht worden. Beide wollten mit Waffengewalt dazu gezwungen sein, dass sie mit den Gangstern zur Bank fuhren. Beide hätten den großen Tresor aufschließen sollen, der nur mit zwei Schlüsseln geöffnet werden konnte, von denen einer bei Perkins, der andere im Besitz von Hearshy war.
Das Unglaubliche an der Geschichte war, dass sich sowohl Perkins als auch Hearshy im Stillen gesagt haben wollten: Ohne den anderen Schlüssel können die Burschen ja doch nichts machen. Was soll ich ihnen Widerstand entgegensetzen und damit die Gangster herausfordern, solange sie ja doch nicht in den Tresor können, weil der zweite Schlüssel fehlt?
Angeblich in diesem Glauben sei Perkins mit den Gangstern in die Bank gegangen, so wenigstens hatte er ausgesagt. Er habe mit seinem Schlüssel das eine Schloss geöffnet, um den Gangstern zu zeigen, dass sie davon gar nichts hatten. Aber die Gangster hätten nur erwidert: Der will uns nur mit einem Trick hereinlegen. Man habe Perkins wieder hinaus zu dem Wagen der Gangster gebracht, der ein paar Häuser vor der Bank parkte. Unter Bewachung habe Perkins dort fast eine halbe Stunde warten müssen, bis die Gangster ihm seinen Schlüssel zurückgebracht und ihn mitten in der Stadt aus dem Auto gejagt hätten.
Aber genau dieselbe Version erzählte auch Hearshy. Auch er wollte, in dem Glauben, dass der Schlüssel des anderen fehlte, den Gangstern zeigen, das es nicht an ihm lag, wenn sie den Tresor nicht aufbekamen. Also hatte auch er mit seinem Schlüssel sein Schloss geöffnet. Die Gangster hatten angeblich auch ihn gezwungen, in einem Wagen zu warten, der diesmal hinter der Bank stand. Nach zwanzig bis dreißig Minuten wären sie dann wieder erschienen, hätten ihm den Schlüssel wieder ausgehändigt und ihn davongejagt.
Als die beiden Bankdirektoren dann am nächsten Morgen den verschlossenen Tresor öffneten, fanden sie ihn ausgeraubt. Und dann erhoben beide gegenseitig die Beschuldigung, der andere müsse mit einer Gangsterbande unter einer Decke stecken. Jeder ging von der Annahme aus, dass der andere ja freiwillig seinen Schlüssel zur Verfügung gestellt haben müsse.
Diese beiden Geschichten hatte Robert Walker mit geduldigem Nachdenken analysiert. Und war schließlich zu folgendem Ergebnis gekommen: 1. Wer auch immer diesen Raubüberfall inszeniert hatte, es musste jemand gewesen sein, der in der Bank genauestens Bescheid wusste. Denn die Gangster hatten nicht
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