0253 - Todesurteil für Zamorra
geschafft, gemeinsam aus dem Château herauszukommen, und wir schaffen es auch gemeinsam weiter.«
»Nein«, sagte Raffael. »Ich weiß, wann es nicht mehr geht. Verschwinden Sie, solange Sie es noch können.«
Monica und Uschi sahen sich an. Gleichzeitig schüttelten sie die Köpfe.
»Können wir Merlin erreichen?« fragte Uschi leise.
»Nein … wir sind immer noch blockiert … es ist also keine Sperre, die sich nur auf Château Montagne beschränkt. Es war umsonst.«
»Nein«, sagte Uschi. »Es war nicht umsonst. Ich werde Leonardo umbringen.«
»Und wie willst du das machen?«
»Es gibt eine Möglichkeit, einen Zauberer zu töten, seine Abwehr zu durchstoßen«, sagte sie. Sie sah Raffael Bois an, der sich ins Gras gesetzt hatte und sehr blaß aussah.
»Dann laß dir diese Möglichkeit sehr rasch einfallen«, sagte Monica. »Da kommt er nämlich.«
Sie streckte den Arm aus. Querfeldein stapfte Leonardo de Montagne heran, ein hagerer, großer Mann in schwarzer Panzerung und mit wehendem Mantel, den Helm locker unter den linken Arm geklemmt, das Schwert in der Rechten. Er kam heran wie ein Mann, der sich seines Sieges vollkommen sicher ist. Er war eine beeindruckende Erscheinung, selbst zu Fuß und ohne seine Krieger. Eine Aura der Macht hüllte ihn ein.
»Frisches Blut muß an der Schwert und Dolchklinge kleben«, sagte Uschi Peters. »Das bricht den Schutzzauber des Magiers.« Wieder sah sie Raffael an.
Monicas Augen weiteten sich. »Willst du etwa …?« stieß sie erschrocken hervor.
Uschi nickte. Im nächsten Moment berührte ihr Schwert den Kopf des reglos dasitzenden alten Mannes.
***
Zamorra starrte dem davonschwebenden Hubschrauber nach und ohnmächtiger Zorn stieg in ihm auf. Was bildete sich dieser Kerl am Steuerknüppel eigentlich ein? Sah er nicht, daß sie beide Hilfe brauchten?
Aber dann kehrte das klare Denken zurück.
Der Pilot konnte nicht landen. Der Hubschrauber besaß keine Schwimmkufen, und das Ufer war an dieser Stelle zu unsicher.
»Hinterher!« stieß Zamorra hervor. »Schnell! Er sucht einen Landeplatz, wo er herunter kann, ohne an den Bäumen zu zerschellen oder im Morast zu versinken!«
Nicole sah ihn sprachlos an. Dann aber begriff sie ebenfalls und nickte heftig. »Los«, schrie sie und begann zu laufen. Sie kehrte zum Ufer zurück und bewegte sich dann im flachen Wasser weiter, hinter dem Hubschrauber her. Zamorra blieb nicht hinter ihr zurück. Er wunderte sich, zu welchen Leistungen sie beide immer noch imstande waren.
Der Hubschrauber blieb in Sichtweite. Plötzlich, direkt hinter einer weiteren Flußbiegung, schwenkte er nach rechts ab und setzte auf einer Art Uferlichtung auf. Das Dröhnen der Maschine wurde leiser, die Rotoren drehten langsamer und kamen allmählich zum Stillstand.
Dann waren Zamorra und Nicole heran.
Der Hubschrauber war eine relativ kleine Maschine mit voll verglaster Kanzel. Ein einzelner Mann saß darin, der jetzt ein paar Worte in ein Mikrofon sprach. Dann stieß er den Einstieg auf und glitt mit einem schnellen Sprung ins Freie. Zamorra sah, daß er eine schwere Pistole im offenen Gürtelholster trug.
Keuchend kamen er und Nicole beim Hubschrauber an.
»Nehmen Sie uns mit«, stöhnte Zamorra. »Wir müssen … wir müssen irgendwohin, wo es ein Telefon gibt … wo es Menschen gibt … ein Dorf, eine Stadt oder so …«
Der Mann sah Zamorra und Nicole nachdenklich an. Er war hellhäutig und trug eine Khaki-Kombination und hohe Stiefel. »Franzosen? Sind Sie Astronauten oder so was? Seltsame Overalls haben Sie da.«
»Oder so was«, murmelte Zamorra. »Nehmen Sie uns mit?«
Der Hubschrauberpilot nickte. »Ich habe die Basis verständigt«, sagte er. »All right, steigen Sie ein. Und dann erzählen Sie mal schön Ihre Geschichte, ich bin nämlich der neugierigste Mensch der Welt.«
Erleichtert half Zamorra Nicole beim Einsteigen, dann schwang er sich selbst in die Kanzel. Der Pilot startete die Maschine, hängte sich wieder über den Fluß und knatterte weiter.
Zamorra begann sich eine abenteuerliche Geschichte aus den Fingern zu saugen, die halbwegs glaubhaft klang. Er wußte nur zu gut, daß er weder dem Piloten noch sonst irgend einem Uneingeweihten die Wahrheit erzählen durfte. Fremde Dimensionen, ein Raumschiff, Meeghs, Dämonen … man würde sie beide günstigenfalls in eine geschlossene Anstalt einweisen.
»Auf jeden Fall müssen wir so schnell wie möglich entweder nach Frankreich oder nach Südengland«,
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