0256 - Der Höllen-Salamander
beobachtet. Im ersten Moment konnte er es kaum fassen, was er sah: Leonardo mit gut zwanzig Skelett-Kriegern hier im Dorf! Das Schwert Gwaiyur in seiner Hand begann plötzlich zu zucken, als wolle es sich losreißen und von selbst den Kampf beginnen.
Einen Kampf, den Zamorra aber mit Sicherheit verlieren würde.
Er konnte nur abwarten und beobachten. Alles in ihm brannte, dem jungen Mann zu helfen. Aber wie sollte er es anstellen?
Dann griff ein anderer ein. Jemand, der über psychokinetische Kräfte verfügte. Denn von selbst hätte der junge Mann niemals einen solchen Sprung vorwärts machen können. Zamorra glaubte ihn zu kennen. Gustav hieß er. Jetzt sauste er in die Schatten, während Leonardo einen Blitz zwischen zwei Häuser schickte und dort eine Explosion aufbrüllen ließ.
Etwas in Zamorra verkrampfte sich. Wer immer von dort aus eingegriffen hatte, mußte tot sein. So schnell konnte keiner flüchten, wie der Blitz kam!
Aber …
Da blitzte das Amulett vor Leonardos Brust!
Und Zamorra riskierte in diesem Moment alles!
Damals, als die silberne Scheibe noch ihm gehörte und für die weiße Magie stritt, gab es eine starke Verbindung. Zamorra konnte das Amulett mit einem geistigen Befehl zu sich rufen . Dann flog es selbst durch Mauern förmlich in seine Hand. Aber auf die gleiche Weise hatte Leonardo es ihm selbst entrissen, und seither gehorchte es nur noch dem Schwarzmagier.
Aber jetzt war die Verlockung zu groß, es doch zu probieren. Zamorra war in diesem Moment dem Amulett so nahe wie lange nicht mehr. Vielleicht klappte es …
Er rief es!
Er rief es so, wie er es früher gerufen hatte, wenn er es brauchte.
Aber es reagierte anders, als er es sich erhofft hatte.
Es verriet ihn!
Es löste sich nicht von Leonardo, sondern teilte jenem nur mit, wer sich in überraschender Nähe befand. Und Leonardo reagierte sofort.
»Zamorra ist gekommen!« schrie er und deutete in die Richtung des Parapsychologen. »Fangt und erschlagt ihn!«
Die Skelett-Krieger reagierten sofort.
Und die wilde Hatz begann.
***
Teri »sprang« blind und nur ein paar Dutzend Meter weit. Sie fand sich in einem Stall wieder. Die Tiere rumorten nervös. Sie spürten die Nähe des Bösen. Teri eilte zur Tür, stolperte im Dunkeln über etwas und konnte sich gerade noch abfangen. Sie rüttelte am Türgriff, aber da war nichts zu machen. Die Tür war von außen verriegelt.
Es half alles nichts. Sie mußte noch einmal »springen«.
Als sie wieder im Freien stand, spürte sie die Schwäche. Wenn sie nicht bald eine Möglichkeit fand, sich zu erholen, würde sie über kurz oder lang zusammenbrechen. Sie konnte ihre Kräfte nicht unbegrenzt einsetzen. Jede magische Handlung zehrte an ihrer Substanz und mußte erst wieder erneuert werden. Das ging nicht von einem Augenblick zum anderen.
Da war Leonardo entschieden im Vorteil. Er benutzte das Amulett als Verstärker …
Vom Dorfplatz her ertönte Geschrei. Jemand wurde gejagt. Leonardo brüllte Befehle. Teri erkannte seine Stimme aus allen anderen heraus. Sie hoffte, daß Gustav es schaffte, zu entkommen.
Da stutzte sie. Es war nicht Gustavs Name, der immer wieder in Leonardos gebrüllten Befehlen auftauchte, sondern ein anderer. Zamorra?
Aber Zamorra befand sich doch in England. Der durfte sich momentan auch noch gar nicht wieder in die Nähe von Château Montagne trauen! Es mußte also eine Täuschung sein …
Aber da hörte sie zum dritten Mal Leonardo nach Zamorra schreien, und Pferdehufe klirrten auf hartem Boden.
Sie begann zu laufen.
Das mußte sie sehen! Sie mußte erfahren, was hier vor sich ging. Sie mißachtete jetzt jede Vorsicht und jagte aus den Schatten hervor, über einen Hof und auf die Seitenstraße.
In der Dunkelheit, gut zwanzig Meter voraus, donnerten Reiter über die Hauptstraße nach Süden. Der Gejagte mußte also noch weiter vor ihnen sein und das Dorf fast schon verlassen haben. So schnell konnte Teri nicht mehr hinterher.
Sie erreichte die Hauptstraße. Links, im Norden, lag der Dorfplatz. Dort schlugen immer noch Flammen empor, wo Leonardos Blitz einschlug. Teri sah bleiche Gesichter, sie sah Leonardo selbst noch immer auf dem Dorfplatz verharren, hoch im Sattel aufgerichtet und flankiert von vier seiner Krieger. Nummer fünf ritt jetzt ganz langsam die Straße heran, dem großen Pulk nach.
Teri preßte sich an eine Hauswand. Deutlich sah sie den Skelett-Krieger auf seinem knöchernen Pferd im Mondlicht herankommen. Ein wahnwitziger
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