0256 - Der Höllen-Salamander
hahaha …«
Gustav stand mit gespreizten Beinen da, die Pistole in der vorgestreckten Hand. Der Schweiß perlte ihm von der Stirn, rann ihm in die Augen. »Ihr müßt ihn überraschen«, schrie er. »Hinten hat er keine Augen! So macht ihn doch fertig! Macht ihn fertig … ihr könnt es!«
»Aber du nicht mehr«, knarrte eine Stimme wie ein rostiges Reibeisen. Einer der beiden Knöchernen sprach, die Gustav jetzt erreicht hatten. Sie zogen gleichzeitig ihre Waffen. Schwere Streitäxte, die in Lederschlaufen an ihren Gürteln hingen. Die Waffen wirbelten hoch durch die Luft, beschrieben Halbkreise und jagten von zwei Seiten auf Gustav zu, der von Entsetzen gelähmt war …
***
Teri Rheken stand im Schatten niedriger Büsche neben einem Haus. Niemand sah zu ihr herüber. Sie schirmte sich sorgfältig ab, damit Leonardo sie nicht entdecken konnte. Immerhin mochte es sein, daß der Bursche versuchte, Gedanken zu lesen …
Fieberhaft überlegte sie, wie sie Gustav retten und Leonardo gleichzeitig an seiner Strafaktion hindern konnte. Aber es fiel ihr keine Lösung ein. Vielleicht, wenn Merlin hier wäre … oder die anderen Kampfgefährten …
Aber dann schüttelte sie wieder den Kopf. Merlin war noch zu geschwächt von Leonardos damaligem Gegenschlag mit der magischen Bombe. Der Zauberer von Avalon brauchte noch einige Zeit, sich davon zu erholen. Und die anderen …
Nun, wenn selbst Merlin allein nicht mit Leonardo fertig wurde …
Teri sagte Zauberformeln auf und sammelte ihre Kräfte. Sie spürte, wie sich die weiße Energie zusammenballte. Aber sie würde nur einen einzigen Schlag führen können, mehr nicht. Dann mußte Gustav sehen, wie er weiterkam. Vielleicht schaffte er es, sich zu retten.
Als die beiden Skelett-Krieger ihre Streitäxte schwangen, schlug Teri zu. Die beiden mit furchtbarer Wucht geführten Hiebe hätten den jungen Rebellen zweifach gespalten. Aber in dem Moment, wo die Äxte ihn fast schon berührten, traf ihn Teris Kraft.
Ein gewaltiger Stoß in den Rücken katapultierte ihn mit Macht vorwärts. Er schrie auf, breitete die Arme aus und stürzte, rutschte über den Asphaltboden. Die beiden Äxte wirbelten durch die Luft, sirrten aneinander vorbei und zerschmetterten die Rüstungen des jeweils gegenüberstehenden Knochenmannes. Die beiden Skelett-Krieger brachen zusammen.
Leonardo richtete sich im Sattel auf.
Über den beiden Knochenmännern tanzten blaue Flämmchen wie Elmsfeuer. Sie begannen die beiden Gerippe samt der Rüstungen aufzulösen. Gleichzeitig flimmerte ein glühendes Peritagramm, ein Drudenfuß, über ihnen in der Luft.
Teri sah, wie das Amulett vor Leonardos Brust aufflammte. Deutlich sah sie dort ebenfalls den Drudenfuß aufglühen. Sie blickte direkt in Leonardos flammende Augen. Ob er sie in diesem Moment zwischen den Sträuchern sah und erkannte, wußte sie nicht, aber sie wollte es auch nicht ergründen. Sie machte einen weiten Sprung rückwärts und löste dabei den zeitlosen Sprung aus.
Gerade noch im letzten Augenblick.
Leonardo schnipste mit den Fingern der linken Hand. Etwas zischte daraus hervor, glühte und jagte einem Feuerpfeil gleich mit unvorstellbarer Geschwindigkeit dort hin, wo Leonardo seinen unbekannten Gegner fühlte. Im nächsten Sekundenbruchteil schien dort eine winzige Atombombe zu explodieren. Gleißende Helligkeit blitzte auf, machte die hereingebrochene Dunkelheit zum hellen Tag. Bizarre Schatten geisterten durch das Dorf und über den dunklen Himmel. Flammenbahnen jagten nach allen Seiten, und eine fette schwarze Wolke stieg hoch, riß Staub, Erdbrocken und brennende Äste und Zweige mit sich in die Höhe, um sie von dort aus in alle Richtungen zu verstreuen.
Gustav nutzte seine Chance.
In diesem Moment waren sie alle abgelenkt – Menschen, Skelett-Krieger und Leonardo selbst. Für ein paar Sekunden achtete niemand auf Gustav, der sich vom Boden hochschnellte. Seine Arme und Beine waren aufgeschürft, bluteten, die Kleidung war restlos zerfetzt, aber er konnte sich bewegen. Und wie er sich bewegte. Er hetzte zum Rand des Platzes, zwischen verdutzten Menschen hindurch, und verschwand in den Schatten zwischen den Häusern.
Der Glutball der magischen Explosion sank langsam in sich zusammen.
Da riß Leonardo sein Pferd hoch.
»Da!« brüllte er. »Da ist er! Fangt ihn! Zamorra ist gekommen! Fangt und erschlagt ihn!«
Im nächsten Moment brach das Chaos aus.
***
Zamorra hatte sich durch die Schatten gepirscht und
Weitere Kostenlose Bücher