0257 - Der Dreitöter

weiter. Aber der Lichtstrahl der Scheinwerfer brach sich nicht an schroffen Höhlenwänden, sondern an geschliffenem Metall.
    „Anhalten!" befahl Tratlo. Unwillkürlich senkte er seine Stimme.
    Sie landeten nebeneinander auf dem unebenen Höhlenboden. Alle Scheinwerfer waren jetzt auf das Hindernis gerichtet, das den Weiterflug versperrte.
    „Also doch!" rief Leutnant Baroon erregt.
    Zusammen mit Batins ging Tratlo zur Metallwand hinüber.
    „Ich glaube nicht, daß es sich um eine Sperre handelt", sagte der Paddler. „Alles deutet darauf hin, daß wir am Anfang einer ausgedehnten unterirdischen Station stehen. Diese Wand bildet einen Teil der äußeren Grenze, wahrscheinlich wurde sie nur in die Felsen eingelassen, um den Sauerstoff nicht aus den dahinterliegenden Räumen und Hallen entweichen zu lassen."
    „Sie sprechen, als erwarteten Sie, auf eine Superstadt zu stoßen", sagte Sergeant Borkmann.
    „Die Tefroder sind dafür bekannt, daß sie alles, was sie durchführ en, gründlich erledigen", verteidigte Batins seine Meinung.
    „Das Fehlen von Wachen spricht nicht gerade für diese Gründlichkeit", meldete sich Sergeant Horun.
    „Die Tefroder wissen genau, daß niemals ein größerer Schiffsverband bis hierher vorstoßen kann", erwiderte Batins. „Was mit einzelnen Schiffen passiert, haben wir selbst erfahren. Wozu also Wächter?"
    „Ob man innerhalb der Station bereits von unserer Ankunft weiß?" fragte Baroon.
    „Das bezweifle ich", sagte Batins. „Der Kommandant des Wachschiffes hat den Tefrodern, die in der Station leben, bestimmt mitgeteilt, daß die Besatzung des abgeschossenen Schiffes den Tod gefunden hat."
    Tratlo lachte grimmig. „Wir werden uns hier unten ein bißchen umsehen", sagte er.
    Zusammen mit Batins untersuchte er die Wand aus Metall. Sie war völlig fugenlos und schien in die Felsen eingegossen zu sein. Nirgends schien es einen Durchgang zu geben.
    „Festgefahren", gab Tratlo zu. „Hier kommen wir nicht durch. Aber die Tefroder müssen ja auch von irgendwo in ihr kleines unterirdisches Reich gelangen können."
    Tratlo verteilte seine Männer in der Höhle und befahl ihnen, nach Seitengängen zu suchen. Er selbst blieb mit Batins vor der Metallwand.
    „Irgend etwas wird hier hergestellt", vermutete Batins.
    „Bestimmt keine Raumschiffe", sagte Tratlo. „So groß kann die Anlage nicht sein."
    „Nicht groß, aber offenbar von großer Wichtigkeit", entgegnete Batins.
    „Ein Grund mehr, daß wir uns darum kümmern", erklärte Tratlo unternehmungslustig.
    „Ich warne Sie", sagte Batins ernsthaft. „Die Tefroder pflegen kurzen Prozeß mit unliebsamen Besuchern zu machen."
    „Immer mit der Ruhe", lächelte Tratlo. „Wir sind so gut ausgerüstet, daß wir einer kleinen Armee eine Zeitlang standhalten können. Der einzige Vorteil der Tefroder scheint mir ihre Übermacht zu sein."
    Batins schwieg. Offenbar war er es müde, den Captain auf die Gefahren hinzuweisen, die von den Tefrodern drohten. Tratlo hätte sich auch von weiteren Warnungen nicht zurückhalten lassen, den einmal gefaßten Entschluß durchzuführen. Er ahnte, daß der Zwanzigtöter ein Rätsel verbarg, das sie dem Geheimnis der „Meister der Insel" ein Stück näherbringen konnte. Bis zur Ankunft der CREST III wollte der Captain möglichst viel über die Station der Tefroder herausgefunden haben. Keiner seiner Begleiter dachte anders darüber, dessen war er sicher.
    Schließlich entdeckte Korporal Ellis Weingarth einen Spalt seitlich neben der Metallwand. Er rief Captain Tratlo zu sich. Der Dreitöter ließ den Lichtstrahl seines Scheinwerfers über die Öffnung gleiten.
    „Zu eng, um einen Mann durchzulassen", entschied er. „Wir werden den Durchgang gewaltsam vergrößern müssen."
    „Dazu müßten wir unsere Waffen verwenden", wandte Leutnant Kaarn Baroon ein. „Die Tefroder würden die Energieentladung mit Bestimmtheit orten."
    „Das Risiko gehe ich ein", sagte Tratlo.
    Er zog den schweren Desintegrator aus dem Gürtel des Kampfanzuges und richtete ihn auf den Spalt.
    „Zurücktreten!" forderte er Weingarth auf.
    „Captain!" rief Batins. „Bedenken Sie, daß Sie durch Waffenanwendung die Gegner auf uns aufmerksam machen. Warum kehren wir nicht um und versuchen an anderer Stelle, in die Station einzudringen?"
    „Sparen Sie sich Ihre Belehrungen!" schrie Tratlo und drückte ab. Das Felsgestein löste sich auf. In Sekundenschnelle war der Spalt so groß, daß die Männer sich hindurchzwängen konnten.