0257 - Der Schädel des Hexers
bereitete es ihm Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
Das Leuchten hatte nicht gestoppt. Nach wie vor waren die fliegenden Schädel von innen her mit dem seltsamen türkisfarbenen Licht erfüllt, und auch das Singen hatte nicht nachgelassen. Nach wie vor erfüllte es die Gruft mit seinen unheimlich klingenden Lauten.
In das schaurige Singen mischten sich die grellen Schreie von Archer McLion. Er war völlig geschockt, wußte nicht mehr, wie viele Schädel er noch zählen sollte, denn er hatte mittlerweile die Übersicht verloren. Sie waren einfach zu schnell, umkreisten ihn, stießen vor, flogen einen Zickzackkurs und Archer konnte sie nicht greifen, obwohl er es immer wieder versuchte.
Sein Ende bahnte sich etappenweise an.
Zuerst entfiel ihm die Maschinenpistole. Als sie mit einem scheppernden Geräusch zu Boden prallte, hatte er bereits einen großen Trumpf verloren.
Er hatte nämlich vorgehabt, auf die Schädel zu feuern, sie regelrecht zu zerblasen, doch soweit war es nicht gekommen, weil die anderen zu schnell für ihn waren und er auch die Schmerzen an den Armen spürte.
Und zwar nicht nur dort, wo ihm die Schädel Wunden zugefügt hatten, sondern überall.
Seine Kleidung war zerrissen, zum Großteil mit Blut befleckt. Er schlug um sich, keuchte und schrie, kämpfte verbissen und taumelte von einer Seite zur anderen.
Gilda, dieses eiskalte Weib, schaute dem Mann gnadenlos zu. Sie hatte die Lampe an sich genommen. Um besser sehen zu können, richtete sie den Strahl auf den um sein Leben kämpfenden Archer McLion. Mitleid hatte sie nicht mit ihm. Er war dabeigewesen, als die anderen den Schädel des Hexers stahlen. Dafür sollte und mußte er büßen.
Als ihm die Waffe entfiel, griff sie sofort nach der Maschinenpistole und hob sie auf.
Jetzt fühlte sie sich besser, und in das hohle Singen der unheimlichen Schädel gellte ihr böses Lachen.
Phase zwei der Vernichtung begann.
Archer McLion fiel auf die Knie. Bisher hatte er sich noch halten können, nun war alles vergebens. Die Schädel besaßen eine ungeheure Kraft, und die ließ auch nicht nach, wenn sie sich festgebissen hatten. Im Gegenteil, dann setzten sie noch härter zu, drückten und stießen, wobei der Mann ihnen nicht mehr ausweichen konnte.
Er schlug um sich.
Manchmal erwischten seine blutigen Hände auch einen Knochenkopf.
Dann riß er ihn von seiner Kleidung ab, schmetterte ihn zu Boden und mußte mit ansehen, daß die bleichen Totenköpfe so nicht zu vernichten waren. Er konnte sich bemühen, wie er wollte, die Schädel waren nicht zu zerstören.
Phase drei!
Es war erschreckend, wenn jemand zusehen mußte und dieser Zuschauer erkannte, wie die Kraft allmählich aus dem Körper des Mannes strömte. Die Schädel schafften es, daß er sich ebenfalls nicht mehr auf den Knien halten konnte, sondern so zu Boden gedrückt wurde, daß er mit dem Gesicht hart aufschlug.
Ein Schrei zitterte durch das Gewölbe.
Archer McLion hatte ihn ausgestoßen, und er schrie so lange, bis seine Stimme erlahmte.
Gilda, dieses eiskalte Weibsstück, schaute gelassen zu. Nur ihre Lippen hatten sich ein wenig verzogen, und im Licht der Taschenlampe bekam sie den Todeskampf des Feindes mit.
»Ihr wolltet uns McLellans reinlegen!« flüsterte sie scharf. »Ihr wolltet es tatsächlich. Jetzt müßt ihr dafür den Tribut zollen. Du bist der erste einer langen Rachereihe. Warte es nur ab, wir kriegen euch. Wir bekommen euch alle!«
Der Schrei erstickte.
Und dann stürzten sich gleich drei mit Magie angereicherte Schädel auf den Wehrlosen.
Abwehren konnte Archer McLion sie nicht. Diese Schädel tauchten in seinem Rücken auf und waren zu stark.
Sie bissen sich durch die Reste und Fetzen seiner Kleidung, und sie löschten sein Lebenslicht.
Gilda schaute weiterhin zu. Sie wartete ab. Angst, daß die beinernen Köpfe auch sie angreifen würden, hatte sie nicht. Sie gehörte schließlich zu den McLellans, und all die Schädel waren Überreste ihrer so verehrten Ahnherren.
Während die Gebeine in der feuchten Graberde vermoderten, hatten sie die Totenschädel geholt.
Sie beendeten ihre Aufgabe. Der Frevler war bestraft, und die Schädel zogen sich zurück.
So lautlos, wie sie sich von ihren Plätzen gelöst hatten, so segelten sie auch wieder auf die Nischen zu und nahmen dort Platz, wo sie zuvor gesessen hatten.
Das Singen verstummte.
Eine Stille, wie sie praktisch in diese Gruft gehörte, breitete sich allmählich wieder aus.
Gilda hatte
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