0257 - Der Schädel des Hexers
vor.«
Gilda konnte nicht vermeiden, daß ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief. Und auch ihre Brüder schauten betreten zu Boden. Wohl war ihnen bei der Sache nicht. Sie wagten nicht zu widersprechen, denn ihr Vater hatte das große Sagen.
»Mir macht der Chinese Sorgen«, sagte Irvin. »Er war Polizist, und er wird bestimmt nachforschen.«
»Ein Gelber«, erklärte Isaak verächtlich. »Was kann er uns schon anhaben?«
»Wenn er bei Scotland Yard ist…«
»Das kann auch ein Bluff gewesen sein. Ich glaube nicht, daß Scotland Yard Chinks einstellt. Kann ich mir nicht vorstellen.« Er schüttelte den Kopf.
Da schellte es.
Isaak, der noch etwas hatte sagen wollen, verstummte. Die vier schauten sich an.
»Ob das die McLions sind?« hauchte Gilda.
Sie bekam keine Antwort. Bis sich der Alte straffte und seinem ältesten Sohn befahl, nachzuschauen.
»Und dann?« erkundigte sich Ronald schon im Wegdrehen.
»Bittest du sie herein.«
***
Wir hatten ein Flugzeug gesehen, das nicht in einen Hangar gefahren worden war, und wußten nun, wie die McLellans nach Schottland gekommen waren.
Ihr Landbesitz war schon gewaltig, und das Haus des Clans stand nicht weit von der Fabrik entfernt.
Mit dem Leihwagen waren wir bis zu den Garagenkomplexen gefahren und hatten den Honda dort, abgestellt. Ganz offiziell wollten wir das Haus betreten, denn es lag nichts gegen die Familie vor, was ein heimliches Eintreten berechtigt hätte.
Eine breite Eingangsfront präsentierte sich uns. Das Haus war aus Steinen und Holz gebaut. Eine gesunde Mischung. Rechts und links neben der breiten Eingangstür pendelten Lampen. Sie hingen an dicken Ketten vom Dach herab.
Mit Suko hatte ich den Plan besprochen. Der Chinese sollte sich ein wenig zurückhalten und praktisch als Joker in Erscheinung treten. Erst einmal wollte ich mir die Familie anschauen und mir einen Eindruck verschaffen.
Suko fand auch Deckung in einem von außen angebrachten Windfang.
Soeben konnte er seinen Körper noch hineinquetschen, dann legte ich meinen Zeigefinger bereits auf die Klingel.
Ich war nicht nur gespannt, sondern hatte auch ein ungutes Gefühl bekommen. Die Familie McLellan war mir zwar nicht gerade als gewalttätig geschildert worden, doch Sukos Erlebnisse rieten zur Vorsicht dem Clan gegenüber.
Zu Hause waren sie. Zudem hatte ich auch im Haus Licht gesehen und vernahm schon bald Schritte. Dann wurde die Haustür aufgezogen, wobei ich mich einem noch jungen Mann gegenüber sah, der mir allerdings nur aus Sukos Beschreibungen bekannt war.
Das mußte einer der Söhne sein.
Scharf musterte er mich, blickte auch an mir vorbei, doch Suko stand in einer so guten Deckung, daß er von ihm nicht gesehen werden konnte.
»Wer sind Sie?«
»Mein Name ist John Sinclair.«
Er war überrascht. »Vom Sinclair-Clan?«
Gab es den auch? Das hatte ich nicht gewußt. Na ja, wir waren schließlich Schotten, und in diesem Land liefen noch mehr Sinclairs herum. »Nein, nicht vom Sinclair-Clan. Ich komme aus London zu Ihnen.«
»Wieso?«
»Können wir das nicht drinnen besprechen?«
Er zögerte einen Moment. Ich hörte aus der Tiefe des Hauses eine dunkle Stimme. »Wer ist es denn, Ronald?«
»Ein Mann aus London.«
»Rein mit ihm!«
Der junge McLellan hob die Schultern und trat zur Seite, so daß ich ihn passieren konnte.
Alles in diesem Haus war groß. Das sah ich bereits bei meinem Eintritt.
Man hatte hier Wert auf Repräsentation gelegt, was mein Fall nicht so sehr war.
Vor allen Dingen fielen mir die Jagdtrophäen auf, die an den Wänden hingen, und ich wurde von Ronald McLellan durch die geflieste Halle in Richtung Wohnraum geführt.
Dort erwartete mich dann der Rest der Familie.
Und eine Überraschung, denn die McLellans waren allesamt schwer bewaffnet.
Die Mündungen der Gewehre und einer Maschinenpistole zeigten zwar nicht direkt auf mich, doch ich befand mich durchaus im Kreuzfeuer, was mir überhaupt nicht gefiel.
»Ich bin Isaak McLellan.« Der Älteste trat vor. Er war gleichzeitig der Kleinste.
Suko hatte von einem Giftzwerg gesprochen, und so kam mir der Typ auch vor. Da hatte mein Freund ins Schwarze getroffen. Der steckte voller Aggressionen. Nur mühsam hielt er sich zurück, und auch auf den Gesichtern der anderen las ich die gespannte Erwartung. Sie hatten die Augen leicht verengt, starrten mich an, wobei ich mir wie auf dem Präsentierteller vorkam.
Ich hatte das Gefühl, diese Familie verbarg einiges vor mir, und ich durfte mir
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