Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

Titel: 0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Grabstein ist kein Kugelfang
Vom Netzwerk:
die das Girl mit beiden Händen umklammert hielt. Phil war sehr vorsichtig. Er machte ein so unglückliches Gesicht, daß ich gelacht hätte, wäre dife Situation nicht höllisch ernst gewesen.
    Ich kannte meinen Freund gut genug, um zu wissen, daß er lieber gegen einen Boxchampion der Weltklasse angetreten wäre als gegen eine junge Dame.
    Caroline Haitch machte meinem Freund schwer zu schaffen. Sie trat ihm unaufhörlich gegen die Schienbeine. Ihre Schuhe kamen aus Italien, wie ich auf den ersten Blick feststellte. Sie waren also besonders spitz. Das Girl bediente sich außerdem seiner Nägel. Über Phils rechte Wange zog sich eine dünne rote Spur. Man konnte sehen, daß es sich um eine Kratzspur handelte.
    Jetzt schien Phil offenbar die Geduld zu verlieren. Denn er holte weit aus und versetzte der widerspenstigen Person eine so gewaltige Ohrfeige, daß sie mit einem Wehlaut die Pistole fahren ließ, erschreckt die Hände vors Gesicht nahm und im nächsten Augenblick zur Haustür spurtete.
    Dabei aber mußte sie an mir vorbei, und ich erwischte sie am Ärmel. »Stellen Sie sich dort an die Wand. Und keinen Mucks mehr, sonst müssen wir grob werden!« herrschte ich sie an und versetzte ihr einen leichten Stoß, der sie in die angegebene Richtung beförderte.
    Ich drehte meinem Freund dabei für die Länge eines Herzschlags den Rücken zu. Auch Phil stand so, daß er die Treppe neben dem Lift nicht im Auge hatte.
    Wir bemerkten daher Laura Haitch erst, als sie mit leiser Stimme befahl: »Nehmt sofort die Hände hoch!«
    Erstaunt drehte ich mich um, musterte die Frau sekundenlang und öffnete den Mund, um zu sprechen. Ich kam nicht mehr dazu, denn meine Aufmerksamkeit wurde nach rechts abgelenkt.
    Ich stand so, daß ich Henry Haitch nicht sehen konnte. Aber seine Hand sah ich. Ich sah sie in dem Augenblick, da sie die schwere Pistole ergriff, die auf dem Boden lag.
    »Bleiben Sie stehen, sonst mache ich ein Sieb aus Ihnen!«
    Die Alte, die mit einer versilberten Pistole in der Hand auf der untersten Stufe der Treppe stand, schien ernst zu machen. Denn die Mündung der Waffe war genau auf meine Brust gerichtet. Ich sah, wie die Frau den Sicherungsflügel der Pistole mit dem Daumen zurückschob. Die Hand der Alten war so ruhig wie die eines geübten und kaltblütigen Schützen. Ich zweifelte nicht einen Augenblick daran, daß sie ihre Drohung wahr machen würde, wenn ich ihrem Befehl nicht nachkam. Auch Phil konnte nichts unternehmen. Er stand mit dem Rücken zu der Frau, und Laura Haitch brauchte nicht mehr als eine kleine Handbewegung zu vollführen, um auch meinen Freund in die Schußrichtung zu bringen. Eine kleine Handbewegung und ein zweimaliges Krümmen des Zeigefingers genügten, um Phil und mich mit Kugeln zu beglückwünschen.
    Ich erwog gerade unsere Chancen, als der Film abriß.
    Ich sah noch, wie Phil den Mund öffnete, um eine Warnung auszustoßen, als etwas furchtbar Hartes mit furchtbarer Gewalt auf meine oberen Genickwirbel knallte.
    Ich merkte nicht einmal mehr, wie ich in die Knie ging.
    ***
    Bob Quentin ärgerte sich zeitlebens darüber, daß er genauso hieß, wie man das kalifornische Staatszuchthaus getauft hatte. Und immer wieder mußte er es sich gefallen lassen, daß Spötter bei einer namentlichen Vorstellung sagten: »Ich hoffe, Sie waren noch nicht dort.«
    Aber Bob Quentin hatte allen Grund, das Staatszuchthaus St. Quentin nicht als Gefangener zu kennen, denn er war Detective Sergeant der New Yorker City Police und in der Nacht zum 14. November damit beauftragt, den Selbstschützer Nick Morris Kysella zu beschatten.
    Als der dicke, des privaten Gangsterkrieges verdächtige Patenonkel für Schußwaffen und angewandte Selbstverteidigung kurz vor Mitternacht sein Hotel im East End verließ, war ihm Bob Quentin auf den Fersen.
    Dem jungen Detective Sergeant wurde es etwas mulmig zumute, als er bemerkte, daß Kysella in Richtung Bowery ging. Heftiges Herzklopfen bekam Bob Quentin aber erst, als ihm aufging, daß der Selbstschützer Bills Dancing Hall zum Ziel hatte.
    Kysella verschwand in dem Etablissement, und Bob benutzte die Gelegenheit, um von einem 300 Yard entfernt gelegenen Drugstore aus das FBI anzurufen.
    Er gab seine Beobachtungen kurz durch und machte sich dann wieder in Richtung Dancing Hall auf die Socken.
    Bob trat ein, segelte an dem durchlöcherten Vorhang vorbei und wäre beinahe auf einen der groggy geschlagenen Rausschmeißer gefallen, der sich der Länge nach im Vorraum

Weitere Kostenlose Bücher