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0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

Titel: 0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Grabstein ist kein Kugelfang
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zusammenhingen. Nachdem Makulis uns gestanden hatte, daß Bingham einer der New Yorker Mafiabosse gewesen war und ein zweiter seines Zeichens die Unterwelt beherrsche, war bei uns eine fieberhafte Tätigkeit entfaltet worden.
    Jetzt kam Walter mit einem abgespannten, aber zufriedenen Gesicht zu uns und verkündete nicht ohne Stolz: »Ich glaube, ich habe eine Fährte.«
    »Schieß los, worum geht es?« sagte ich und hob meine noch leere Tasse so, daß sie versehentlich in den Schein von Phils Schreibtischlampe geriet. Das war ein Fehler, und eigentlich hätte ich an Walters Vorliebe für duftenden Mokka denken sollen.
    »Wir haben heute mehr als ein Dutzend Mittelsmänner aus der Unterwelt verhört. Dabei bekam ich interessante Tips. Das tollste dürfte wohl sein, daß Bingham sehr häufig bei Bill Sander verkehrte. In Bills Dancing Hall. Man muß sich das vorstellen. Der reiche Börsenjobber in dieser Kaschemme! Wie die Mittelsmänner aber übereinstimmend aussagten, hat man Bingham nie in der Hall selbst gesehen. Er wurde immer sofort in Sanders Office geführt, wo sich die beiden lange besprachen.«
    »Ich weiß, worauf du hinauswillst«, sagte Phil. »Du erwägst die Möglichkeit, ob Sander der zweite Boß der Mafia sein könnte.«
    »Genau das meine ich«, bestätigte Walter.
    »Wir müssen sofort nachprüfen, ob Bill Sander heute abend und vor allem, ob er gegen Mitternacht in seiner Kaschemme steckt.« Ich sagte es und griff zum Telefon, aber Walter winkte ab.
    »Dafür habe ich schon gesorgt, Jerry. Jake und Hyram sind vor einer halben Stunde aufgebrochen. Ihr erster Anruf wird gegen neun Uhr erwartet. Bis dahin können sie mit Sicherheit herausgefunden haben, ob Sander in seinem Bau sitzt, oder nicht.«
    »Gut, Walter. Wenn er dasein sollte, dann…«
    »… werden ihn Jake und Hyram im Auge behalten, soweit das bei diesem Fuchsbau voller Notröhren möglich ist.«
    Es war jetzt 8.56 Uhr.
    Ein kräftiger Wind war draußen aufgekommen, der kalte Regenböen vor sich hertrieb. Das Wetter erschwerte unser Vorhaben.
    Es mußte auffallen, wenn wir das Gebäude der alten Konservenfabrik in der Bowery umzingelten. Nur wenige Gestalten würden sich bei diesem Wetter in die Unbilden der Natur hinauswagen. Die Bowery würde wie ausgestorben daliegen. Leergefegt von den Ratten und Haien, die ihr Bild sonst bestimmen.
    Um 9.04 Uhr schlug das Telefon auf meinem Schreibtisch an.
    Ich nahm den Hörer ans Ohr und meldete mich.
    Die Zentrale hatte das Gespräch unmittelbar zu mir durchgestellt. Ich hörte also sofort die Stimme meines Kollegen Jake Dean, der mir in knappen Sätzen die Lage schilderte.
    »Wir sitzen in Bills Dancing Hall, Jerry«, sagte Jake. »Wir haben uns ausstaffiert wie die letzten Menschen und sind nicht aufgefallen. Hier in der Dancing Hall herrscht Hochbetrieb. Bill Sander stand bis 8.50 Uhr hinter der Theke. Dann gab er seinen Gehilfen Anweisungen — ich habe das genau beobachten können — und verdrückte sich durch die Hintertür. Er ist bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht und befindet sich mit Sicherheit nicht mehr im Haus…«
    »Woher weißt du das so genau?« fragte ich meinen Kollegen.
    »Unmittelbar nach Sanders Abgang gab es eine schwere Schlägerei zwischen zwei verkommenen Matrosen. Die Gorillas setzten sie schnell außer Gefecht und dann an die frische Luft. Bill Sander aber, der sonst im Falle einer Schlägerei immer auftaucht, um den entstandenen Schaden zu besichtigen oder um sich die Streithähne zu merken, erschien nicht auf der Bildfläche. Das ist nach allen Erfahrungen, die wir bis jetzt mit Sander machten, ungewöhnlich. Also befindet er sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr im Haus.«
    »Gut, Jake. Wir wissen Bescheid. Ist Hyram noch in der Kneipe?«
    »Ja. Wir werden hier bis 11.30 Uhr bleiben. Dann gehen wir auf unsere Posten.«
    »Okay, und trinkt nicht zuviel! Sonst verscheucht ihr nachher mit eurer Fahne die Gangster!«
    Jake lachte und legte auf.
    Ich berichtete Phil und Walter, was ich gehört hatte und rief dann Lieutenant Gummings von der City Police an. Cummings war der leitende Beamte des für die Bowery und Umgebung zuständigen Reviers.
    »Hallo, Lieutenant«, sagte ich, nachdem ich meinen Namen genannt hatte. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
    »Meine Jungs sind marschbereit, Jerry.«
    »Entsprechend ausstaffiert?«
    »Und wie! Man bekommt Angst, wenn man sie nur von weitem sieht. Wir werden vier Flaschen Whisky verbrauchen, und das

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