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0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

Titel: 0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Grabstein ist kein Kugelfang
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darauf geachtet, daß das Tor nicht beschädigt wird und als letzte Barriere gegen Unrat und Ratten erhalten bleibt.
    Den Vorhof der Fabrik bildet ein mit Steinplatten belegtes Geviert in den Ausmaßen von 50 mal 50 Yard. Auf den verwitterten Steinen dieses Vorhofs drängen sich die Abfallberge aneinander.
    Papier-, Holz- und Kohlerückstände zu Haufen. Schmutzige Lumpen, Küchenabfälle, unzählige Scherben, Gerümpel aller Art und vieles mehr.
    In den Tälern zwischen diesen Kehrichthügeln führen schmale Pfade entlang, von denen man nie weiß, ob sie am nächsten Tag noch vorhanden sind oder inzwischen von müllspeienden Abfalltonnen zugeschüttet wurden.
    Auf dieser Landschaft, die die New Yorker Slums so gut charakterisiert wie nichts sonst, laufen quiekend die Ratten, balgen sich, verfilzen sich zu Klumpen, beißen sich gegenseitig tot und geben dem Fabrikgelände den letzten Anstrich den es benötigt, um einem Inferno zu gleichen.
    Es war kein Wunder, daß sich die Gangster diese Stätte des Grauens zu ihrem mitternächtlichen Zusammentreffen ausgesucht hatten.
    Hier waren sie ungestört.
    Das eigentliche Fabrikgebäude bestand aus einem festen Gemäuer, dessen Ziegelsteine einst rot gewesen waren, jetzt aber rußgeschwärzt und schimmlig wie Hauswände nach einer Feuersbrunst in die Höhe ragten.
    Die Fabarikhalle hatte zwei Stockwerke. Das obere wurde ganz von einer riesigen Halle ausgefüllt, in der früher die Arbeitsgeräte gestanden hatten. Jetzt war die Halle leer. Zwei Treppen führten aus dem ersten Stock empor. Unseres Wissens waren beide Treppen so weit intakt, daß man ohne Lebensgefahr einen Fuß auf sie setzen konnte.
    Das untere Stockwerk war in zwei kleinere Arbeitshallen und drei mittlere Räume unterteilt. Die Räume lagen hinter der der Bowery zugekehrten Front des Gebäudes und dienten früher der Verwaltung.
    In den unteren Hallen hatten sich noch vor zwei Jahren die übelsten Tramps während der Wintermonate aufgehalten, Feuer auf nacktem Boden entzündet und sich gewärmt. Als dann die Rattenplage überhandnahm und die Landstreicher des Nachts Gefahr liefen, von den Biestern angeknabbert zu werden, hatten sie sich aus der Fabrik verzogen und waren nicht wiedergekehrt.
    Von der hinteren Halle aus führte eine schmale Steintreppe in das Kellergeschoß, dessen feuchte Modrigkeit an uralte Grabgewölbe erinnerte. Am Fuße der Treppe versperrte eine schwere Eisentür den Weg, dahinter lag ein niedriger Raum — und dort sollte sich nach den Aussagen des Negers Abby Makulis die Bande um Mitternacht versammeln.
    Wir hätten gern einen Bauplan von der Fabrik ausgegraben, verzichteten dann aber darauf, als uns die in der Bowery patrouillierenden Cops Skizzen anfertigten, die jede Einzelheit anzeigten. Das War am Nachmittag gewesen.
    »Irgend etwas stimmt nicht«, sagte Phil jetzt, als er neben mir im Jaguar saß.
    Es war jetzt 11.25 Uhr, und ich lenkte mein Gefährt in Richtung Bowery. Die Straßen waren leer, und wir kamen schnell voran.
    »Was stimmt nicht?«
    »Makulis hat erzählt, daß der Boß durch einen Lautsprecher oder etwas Ähnliches zu der Gang spricht. Der Lautsprecher kann nur so eingebaut sein, daß er von einem anderen Raum des Gebäudes aus bedient wird. Die Cops aber beschwören, in keinem der Räume befinde sich eine derartige Vorrichtung.«
    »Sie wird natürlich nicht so angebracht sein, daß sie für jeden sichtbar ist. Makulis sagte ja auch, daß der Lautsprecher in den Kellerräumen noch von keinem Gangster gesehen wurde. Es hätte sich immer angehört, als dringe die Stimme des unbekannten Bosses aus den Wänden.«
    Mein Freund brummte vor sich hin und nahm noch einmal die Skizze von der Fabrikhalle, die er in dem ungewissen Licht lange betrachtete.
    Dann sagte Phil: »Ich glaube, hier sollten wir parken. Dichter können wir nicht an die Bowery heranfahren, sonst fällt es auf.«
    Ich hatte einen unbewachten kleinen Parkplatz am Rande der Straße erspäht, lenkte den Jaguar in eine Parklücke und stieg aus. Phil kletterte aus dem Wagen. Ich schloß die Türen ab und steckte die Schlüssel ein.
    Mein Freund und ich waren wie zwei Tramps gekleidet, die von einer Badewanne soviel hielten wie eine Bulldogge vom Zähneputzen. Wir waren unrasiert, und unsere Jacken, Hosen und Pullover sahen so dreckig und zerschlissen aus, daß ich lange gezögert hatte, ehe ich in diese Textilruinen kletterte.
    Wir rochen stark nach Bourbon-Whisky, den wir uns je zu einem Viertelliter auf

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