0258 - Der Dämonensauger
hat eine lange Fahrt hinter sich.« Er drehte ein Blechschild in den Händen, ein verformtes Fahrzeugkennzeichen. Zamorra kannte sich in den englischen Zulassungen nicht so gut aus, aber Williams war der Fachmann.
Offenbar kam der Wagen von weit her.
Zamorra überlegte, ob er es riskieren konnte, von Magie zu sprechen. Besser nicht. Viele Leute bekommen so etwas gern in den falschen Hals. Und Zamorra wollte sich nicht auslachen lassen.
Plötzlich schob sich ein junger Mann heran. Er sprach mit unverkennbar deutschem Akzent. »Sir, ich habe auch eine Aussage zu dem Fall zu machen«, sagte er. »Ich bin Michael Mayer. Ich hatte eine Panne, und der Fahrer dieses Wagens nahm mich mit.«
Williams hob die Brauen. Zamorra wurde plötzlich hellwach.
Michael Mayer erzählte. Er sprach von dem Überfall und von dem grünen Ford, der ihn dann mitnahm. Und vorder seltsamen Handbewegung, worauf der Mercedes in die Luft flog…
»Sie meinen also«, faßte Williams zusammen, »daß der Fahrer des Ford die Explosion irgendwie auslöste? Könnte er einen Funkzünder in der Hand gehalten haben?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Michael Mayer verunsichert. »Aber er sagte, der Mercedesfahrer sei sein Onkel.«
»Das ist interessant. Bitte halten Sie sich für später zu unserer Verfügung. Oder noch besser - kommen Sie mit, und zeigen Sie uns den Wagen. Er muß hier im Dorf sein, wenn das stimmt, was Sie sagten.«
»Ja, er wollte hierher nach Pidfarne.«
»Dann schauen wir uns mal nach dem grünen Cortina um«, sagte Williams. Er nickte den anderen zu. »Wir sehen uns später.«
Zamorra sah ihnen nach.
»Der Junge hat etwas verschwiegen«, sagte er leise, als die Beamten mit Mayer außer Hörweite waren. »Ich fühle es. Dieser Überfall auf der Straße war kein normaler Überfall. Es steckt mehr dahinter.«
»Der Vampir?« murmelte Nicole.
»Ich bin fast sicher«, sagte Zamorra. »Und wenn es so war, war der Junge schlau, nichts zu sagen. Dieser Bärbeißer hätte ihn doch nur ausgelacht. Aber vielleicht unterhalten wir uns nachher mal mit Mayer. Wo bleibt Gryf, verflixt?«
»Sehen wir nach?« schlug Nicole vor.
Zamorra nickte. »Kann nicht schaden«, sagte er.
Sie setzten sich in Bewegung. Unwillkürlich schlugen sie die Richtung zu Rany Blescys Haus ein.
Wohin sonst hätte die Dunkelhaarige, verfolgt von Gryf, laufen sollen?
***
»Ich ahnte es«, sagte Gryf. »In dir fließt schwarzes Blut. Aber dein Verhalten irritiert mich. Ich bin dein Gegner. Ich kämpfe für die Weiße Magie.«
Rany Blescy nickte. Sie sah ihn an. Ihre Augen waren dunkel und tief wie Bergseen.
»Ich hätte dich in der Nacht töten müssen«, sagte sie. »Aber ich konnte es nicht. Weil… ach, verdammt. Wir müssen erfahren, warum der Vampir überlebte. Meine Sippe kommt hierher. Matew ist schon hier, und Uncle Conan… Ich glaube, er ist tot, im Wagen explodiert. Ich weiß nicht, warum.«
»Wirklich nicht? Warum bist du davongerannt?«
»Ich brauchte ein paar Sekunden Zeit für mich«, sagte sie. »Ich konnte Matew nicht in die Augen sehen. Er hat Onkel Conan getötet. Ich werde erfahren, warum. Er muß einen gewichtigen Grund dafür haben, sonst hätte er es nicht getan. Er wird sich rechtfertigen müssen.«
Gryf schluckte. Brach in diesen Augenblicken das Dämonische in ihr durch, daß sie so kalt über den Tod ihres Onkels sprach? Zählte die Gefühllosigkeit zu den Eigenschaften ihrer Sippe? Aber ihm gegenüber war sie doch gar nicht gefühllos!
»Du mußt gehen, Gryf. Wenigstens für einige Zeit. In einer Stunde wird es in Pidfarne von Dämonen wimmeln. Meine Sippe kommt. Wenn sie dich entdecken, werden sie dich töten. Nur so, weil du auf der falschen Seite kämpfst. Sie werden das nachholen, was ich nicht tun konnte.«
Gryf schüttelte den Kopf.
»Ich gehe nicht«, sagte er. »Ich muß den Vampir erledigen. Du hast das Schwert Gwayjur gestohlen?«
Seine Frage kam wie ein Blitzschlag.
Sie nickte!
»Ja… Er gehört zu dir, der Dämonenjäger, nicht wahr? Er ist dein Freund. Waffenlos kann er nichts ausrichten. Ich hoffe, daß er auch wieder geht. Mit dir.«
Gryf schüttelte den Kopf.
»Du mußt das Schwert zurückgeben«, verlangte er.
»Nein!« schrie sie zurück. Sie machte einen Sprung bis zum Schrank. »Nein, Gryf! Ihr müßt gehen! Du vor allem! Laß es nicht auf einen Kampf ankommen. Ihr könnt nur verlieren. Ich will nicht, daß du stirbst oder daß deinen Freunden etwas geschieht. Ich will es nicht zulassen!
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