0258 - Der Dämonensauger
Blescy spürte. Er hatte nicht damit gerechnet, daß die Mitglieder der Sippe nach dem nächtlichen Rundruf so rasch zueinanderfinden würden. Der andere Dämon versuchte, ihn zu vernichten, aber der Vampir konnte den Wagen mit seinen eigenen Kräften auf der Straße halten.
Im Dorf stieg er aus.
Er jagte blitzschnell davon, so rasch, daß kaum ein menschliches Auge in der Lage war, seinen Bewegungen zu folgen. Er schaffte es gerade eben noch. Dann explodierte der Wagen. Im Lichtschein der Entladung entkam der Vampir, der kein richtiger Vampir war.
Menschenblut interessierte ihn nicht.
Schwarz mußte es sein…
Allmählich fühlte er, wie die Übersättigung nachließ und die Fähigkeit der Verwandlung in ihn zurückkehrte. Wenn es soweit war, konnte er von hier verschwinden und neue Pläne ersinnen, auch der anderen Dämonen habhaft zu werden.
Er brauchte ihr Blut…
***
Gryf sah einen dunkle Blitz auf sich zurasen. Gedankenschnell duckte er sich. Der Blitz fuhr über ihn hinweg und prallte von der Zimmerwand ab, ohne dort Schaden anzurichten, aber Gryf spürte, wie seine Haare sich aufrichteten. Wie bei elektrischem Strom. Rany Blescy schrie auf. Sie warf sich zwischen Gryf und den anderen Dämon. Gryf konnte seine Abwärtsbewegung nicht mehr stoppen. Er stürzte, stützte sich mit den Händen ab und warf sich mit einem Ruck herum. Ein Tisch kippte. Gryfs Hand fuhr in die Jackentasche und umklammerte den Silberstab.
Rany drang auf Matew ein. Der dunkelhaarige junge Mann schleuderte sie mit einem heftigen Ruck zur Seite. Aus seinen Handflächen floß ein violettes Flirren, näherte sich Gryf und fächerte dabei aus zu einem kaum wahrnehmbaren, zuckenden Netz, das überall dort, wo es etwas berührte, Funken aufsprühen ließ.
Der Druide ließ den Silberstab zu seiner vollen Länge ausfahren. Er streckte ihn gegen das Netz. Elmsfeuerchen liefen an dem Stab entlang bis zu seiner Hand. Gryf stöhnte auf. Das violette Netz, das unaufhaltsam näher schwebte, zerriß nicht.
Es widerstand der Kraft des Silberstabs!
Gryf stöhnte auf.
»Hör auf, Matew!« schrie Rany. »Du bringst ihn um!«
»Ja!« fauchte Matew. »Ja!«
Gryf kam auf die Beine. Das Netz war schneller. Er wußte, daß er ihm nicht mehr entkommen konnte. Auch nicht mit einem weiten Sprung zur Seite. Dazu besaß er in diesem Moment die nötige Kraft nicht. Es blieb ihm nur eine einzige Möglichkeit.
Flucht!
Er konzentrierte sich auf den zeitlosen Sprung.
Er warf sich vorwärts. Seine Druiden-Kraft wurde wirksam. Im gleichen Moment berührte ihn das magische Netz.
Gryf und Netz verschwanden augenblicklich aus der Wohnung. Mit leisem »Plop« schlug die Luft in die Lücke, die der Druidenkörper hinterlassen hatte. Sein wilder Schmerzensschrei verhallte…
***
Es war der Moment, in dem Zamorra in die Wohnung stürzte. Er sah noch, wie die Maschen des Netzes über Gryf zusammenschlugen und mit ihm verschwanden. Im nächsten Moment holte er aus. Seine Handkante traf. Der Dämon Blescy brach lautlos zusammen. Sein Körper war menschlich und damit auch seine Reaktionen. Zamorra wirbelte zu dem Mädchen herum.
Rany Blescy sprang erschrocken zurück. Ihre Augen weiteten sich.
»Was wollen Sie hier?«
Zamorra streckte die Hand aus. Aus den Augenwinkeln beobachtete er den zusammengebrochenen Dämon, der von diesem körperlichen Angriff mit Sicherheit total überrascht worden war. Er hatte sich auf Gryf konzentriert und alles andere außer acht gelassen.
Wenn doch Leonärdo de Montagne auf die gleiche, einfache Weise zu fassen wäre! dachte Zamorra.
Und jetzt bluffte er.
Er zeichnete ein magisches Symbol in die Luft, blitzschnell, so daß Rany nicht erkennen konnte, welches es war - und daß es in Wirklichkeit unwirksam war. Denn in der Schnelle fiel Zamorra nichts anderes ein. Und er besaß doch im Moment keine Waffe gegen Dämonen!
»Nicht!« stöhnte Rany Blescy und riß abwehrend beide Hände hoch. »Tu es nicht!«
Eine Dämonin, dachte Zamorra. Wie kann ich sie vernichten? Sie ist eine Feindin der Menschheit…
Trotzdem betrat er die Brücke, die sie ihm mit ihrem flehenden Schrei baute. »Warum sollte ich es nicht tun?« fragte er. »Ihr zwei habt Gryf getötet oder es zumindest versucht…«
»Nein!« schrie sie. »Es war Matew allein… Nicht ich…«
Sie wich weiter zurück, während Zamorra dastand, den Arm vorgestreckt und die magische Luftzeichnung unvollendet. Glaubte die Dämonin, daß er in der Lage war, sie vernichten?
War
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