0258 - Der Dämonensauger
Ich…«
Sie verstummte.
»Du liebst mich«, sagte Gryf.
»Ja«, stieß sie hervor. »Ja, Gryf, ich liebe dich, und deshalb mußt du gehen. Später, wenn alles vorbei ist - kannst du wieder kommen!«
Gryf sah sie ernst an. Eine Dämonin, die lieben konnte… Das war einmalig! Einmalig wie so vieles in diesem Abenteuer! Er sah es in ihren Augen, in ihrem Gesichtsausdruck, in ihrer ganzen Körperhaltung und der Art, wie sie sich bewegte, daß sie nicht log. Sie liebte ihn wirklich. Rany Blescy, die Dämonin.
Es konnte nicht gutgehen. Gryf wußte es. Der Fluß war zu tief, wie sie es ausgedrückt hatte.
Oder… konnte man vielleicht eine Brücke bauen? War dies vielleicht die Chance, eine Dämonin zu läutern? Sie auf die Seite der Weißen Magie zu ziehen?
»Wenn ich gehe«, sagte er leise, »mußt du mitkommen. Dann darfst auch du nicht hierbleiben…«
Sie starrte ihn aus großen Augen an. »Gryf… Ich kann doch nicht! Ich bin doch…«
»Ich weiß. Eine Dämonin. Meinst du, daß mich das stört?« Er ging auf sie zu, griff nach ihr. Sie ließ es geschehen, daß er sie an sich zog. Er küßte sie. Im ersten Moment versteifte sie sich etwas, dann aber wurde sie in seinen Armen weich, erwiderte den Kuß, schlang ihre Arme um ihn. Ihre Hände wühlten in seinem Haar.
Ihr Kuß war heiß und brennend. Wie Dämonenfeuer.
Gryf genoß ihn.
Plötzlich warnte ihn etwas.
Er ließ Rany los, fuhr herum. Krachend flog die Wohnzimmertür auf. Ein junger, dunkelhaariger Mann stand breitbeinig im Zimmer. Sein Arm flog hoch. Zwei Finger deuteten auf Gryf.
»Druiden-Hund!« keuchte er.
Rany schrie auf.
»Matew!« rief sie entsetzt. »Matew, nicht…«
In diesem Moment schlug Matew Blescy eiskalt zu!
***
»Ei der Daus«, sagte Professor Zamorra. »Hier ist er also.«
Da stand der grüne Cortina. Parkte vor dem Haus Rany Blescys. Und die drei Männer von der Kripo in Hereford und ihr junger Fremdenführer waren auch da. Der Inspektor diktierte das Kennzeichen des Wagens in sein Gerät. »Soweit also stimmt Ihre Story, Sir«, hörte Zamorra ihn sagen.
»Halten Sie mich für einen Lügner?« empörte sich Mayer.
»Es ist meine Pflicht, alle Angaben stets sorgfältig zu überprüfen«, sagte Williams. »Und Ihre Geschichte klingt doch ein wenig reißerisch.«
Zamorra nickte im stillen. Von seinem Standpunkt aus hatte Williams recht. Zamorra legte einen Schritt zu. Nicole hielt mit. »Hoffentlich ist Gryf nichts passiert«, sagte sie.
»Vielleicht ist er gar nicht oben. Wer weiß, wohin die Blescy gelaufen ist.«
Aber er war selbst unruhig.
Williams ging zur Haustür. »Blescy?« fragte er. Michael Mayer bestätigte. »Scheint ein Familientreffen zu sein«, knurrte Williams und legte den Finger auf den Klingelknopf.
Zamorra und Nicole erreichten die kleine Gruppe. Zamorra hatte nicht vor, eine lange Grundsatzdiskussion zu führen. Er schob sich an Williams vorbei, öffnete die Haustür und trat einfach ein. »Sie entschuldigen, Sir?«
»Sie wohnen hier?« staunte Williams.
Zamorra gab keine Antwort. Er stürmte schon die Treppe hinauf, von Nicole gefolgt. Williams blieb noch unten stehen. Erst als Zamorra schon die zweite Treppe nahm, entschloß sich der Inspektor, ebenfalls einzutreten. Ihm war wohl aufgegangen, daß die beiden anderen Namensschilder des Klingelbretts leer waren. Demzufolge konnte der Zeuge der Explosion hier nicht wohnen!
Zamorra erreichte die obere Wohnung. Vor der Tür stoppte er. Er wollte nichts riskieren. Falls die Wohnung noch abgesichert war, wollte er keinen neuerlichen Blitz erleben.
Er schob sich von der Seite an die Tür, durch die Mauer gedeckt, und berührte den Türgriff. Er öffnete.
Nichts geschah.
Das heißt - für ihn.
Drinnen aber brach in diesem Augenblick eine kleine Hölle los…!
***
Der Unheimliche erholte sich langsam. Er war knapp mit dem Leben davongekommen. In einem stillen Winkel hinter einem Haus kauerte er unbeachtet und wartete auf seine Chance.
Fast hätte es ihn erwischt.
Nachdem er Conan Blescys schwarzes Blut trank, konnte er sich wie üblich nicht sofort wieder in die Fledermausgestalt zurückverwandeln. Wäre es ihm gelungen, hätte er durch die Luft blitzschnell verschwinden können. Aber ein unerbittliches magisches Naturgesetz hinderte ihn daran. Er benötigte einige Zeit, bis er sich wieder verwandeln konnte. So lange, bis er das aufgesogene schwarze Blut »verarbeitet« hatte.
Deshalb floh er mit dem Wagen, als er die Nähe eines anderen
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