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0258 - Der Dämonensauger

0258 - Der Dämonensauger

Titel: 0258 - Der Dämonensauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Dorf beim Einkaufen.«
    Zu dritt kehrten sie zum Gasthaus zurück.
    Kaum waren sie außer Sichtweite, als das dunkelhaarige Mädchen von der anderen Seite her auftauchte. Sorgfältig hatte Rany Blescy ein Zusammentreffen vermieden. Aus gutem Grund.
    Sie brachte den länglichen Gegenstand nach oben und legte ihn unbeachtet in den Schrank. Sie wußte jetzt, daß die beiden Fremden Geisterjäger waren. Gryf hatte sie zu Hilfe gerufen.
    Gryf ap Llandrysgryf, dachte sie seinen Namen. Warum mußtest du das tun? Nun müssen sie sterben, und ob ich dich dabei vor dem Tod bewahren kann, weiß ich noch nicht.
    Gryf… Liebe ich dich etwa?
    Dann mußt du die Fronten wechseln!
    Traumverloren sah Rany Blescy in unendliche Fernen.
    ***
    Michael Mayer hatte vom Zugwind schon einen wunden Daumen. Trotzdem reckte er ihn immer wieder hoch. Nutzlos. Ein Wagen nach dem anderen rauschte an ihm vorbei. Von der vielgerühmten englischen Höflichkeit war nichts zu bemerken. Ein paar besonders sportliche Fahrer machten sogar Zielübungen, und zweimal mußte er in den Graben springen.
    Da lag schon sein Citroën 2 CV. Aus eigener Kraft fuhr das Ding keine zehn Zentimeter mehr. Ein entgegenkommender Fahrer hatte ihn großzügig übersehen, weiträumig überholt, und Michael war in den Graben gegangen, weil das bessere Überlebenschancen bot als ein Frontalcrash. Der eigentliche Verursacher des Unfalls war natürlich über alle Berge.
    Künstlerpech.
    Mayer nahm es leicht. Ändern ließ sich ohnehin nichts mehr daran, und überdies war der Wagen uralt gewesen. Ungünstig war nur, daß er sich jetzt fern der Heimat etwas einfallen lassen mußte, um weiterzukommen. Sein Gepäck paßte in eine große Reisetasche, und mit der stand er jetzt seit Stunden am Straßenrand in der Kälte und versuchte sich als Autostopper.
    Nicht einmal die flotte Rothaarige im offenen Triumph hatte angehalten. Aber sie hatte ihm im Vorbeifahren wenigstens ein Küßchen zugeworfen, das Biest.
    Plötzlich witterte er Morgenluft. Ein großer Mercedes verlangsamte sein Tempo und scherte nach links aus. Vorsichtshalber machte Michael sich zum Zurückspringen bereit, falls der Fahrer den Stern auf dem Kühler als Kimme mißbrauchen wollte, aber dann hielt der Wagen doch an. Die Fensterscheibe surrte geräuschlos herunter.
    »Na, junger Freund, wohin soil’s denn gehen? Pech gehabt mit dem Wägelchen, wie?«
    Michael nickte. »Können Sie mich bis zum nächsten Dorf mitnehmen? Irgendwohin, wo es ein Telefon gibt, damit ich den Abschleppdienst rufen kann?«
    »Steigen Sie ein. Aber hinten, bitte.«
    Michael Mayer gehorchte. Der schwere Mercedes rollte wieder an. Drinnen war vom Motor und Fahrtwind kaum etwas zu hören. Das Lederpolster duftete angenehm und teuer.
    »Wohin fahren Sie?« fragte Michael.
    Der Fahrer drehte leicht den Kopf. »Nach Pidfarne«, sagte er. »Habe dort zu tun.«
    Michael sah im Rückspiegel seine Augen. Schwarze Augen. Die Brauen waren dicht und buschig und berührten sich über der Stirn fast. Die Ohren waren ein wenig zu lang, das Haar strähnig und hellgrau. Der Mann war alt. Michael Mayer schätzte ihn auf sechzig oder fünfundsechzig Jahre.
    Er hätte ruhig noch hundert dazulegen können, aber das ahnte er nicht.
    »Sie sind kein Brite«, vermutete der alte Mann.
    »Deutscher«, sagte Michael. Er stellte sich vor. Dann erzählte er, wie es zu seinem Unfall kam. Der alte Mann lächelte. »So ein Pech aber auch«, sagte er, und es klang fast schadenfroh. »Sie sollten sich einen richtigen Wagen kaufen, der solche kleinen Ausritte in die grüne Landschaft auch aushält. Sie können mich Conan Blescy nennen, übrigens.«
    Obwohl er der einzige war, der angehalten hatte, fand Michael ihn plötzlich abstoßend. Am liebsten wäre er wieder ausgestiegen. Aber das ging nicht. Conan Blescy gab Gas. Die Bäume am Straßenrand flogen nur so vorbei.
    Und noch etwas flog vorbei.
    Ein riesiger, dunkler Schatten.
    »Nanu, was ist das denn für ein Tiefflieger? So was hat die Royal Ail-Force doch gar nicht«, brummte Conan Blescy überrascht.
    Michael riß die Augen weit auf.
    Das war auch keine Air-Force-Maschine. Das war ein Vogel… Nein, auch nicht. Es beschrieb dicht vor dem Wagen einen weiten Bogen und raste dann direkt auf ihn zu!
    »Astaroths Hölle!« brüllte Blescy und nagelte die Bremse durchs Bodenblech. Der Mercedes tauchte mit dem Bug ein. Michael wunderte sich, warum er nicht ins Schleudern geriet. Etwas prallte dumpf gegen die Windschutzscheibe.

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