0258 - Die Totenkopf-Brigade
allmählich.
Man kümmerte sich nicht mehr um uns.
Die Berge rückten näher. Auch der Weg wurde ein wenig steiler.
Wir beugten unsere Körper vor. Der Bodenbelag veränderte sich.
Auf der Oberfläche war der Schnee gefroren und hatte dort eine Kruste gebildet, die unter unserem Gewicht schnell zerbrach. Wir traten in den Matsch!
Suko und ich waren schon des öfteren in anderen Dimensionen gelandet und dort gefangengenommen worden. Und wie in einer anderen Dimension kamen wir uns auch in dieser Nacht vor, denn der Talkessel, in dem wir uns bewegten, war mit Schwarzer Magie prall gefüllt, so daß man überhaupt nicht das Gefühl bekommen konnte, auf heimatlicher Erde zu sein.
Dann traf uns ein seltsam kalter Wind.
Es war nie windstill gewesen, doch plötzlich frischte der Wind auf, wir spürten seinen arktischen Atem in den Gesichtern und blieben beide stehen, ohne uns zuvor abgesprochen zu haben.
Wie zwei Denkmäler hielten wir uns an dem schräg laufenden Hang auf, schauten nach vorn, und sahen abermals die Totenschädel, die sich tanzend in der Luft bewegten.
»Wenn sie jetzt näherkommen, schieße ich«, sagte ich.
»Du kannst ja auf den zielen«, erwiderte Suko lakonisch, während sein Arm nach vorn schnellte.
Auch ich schaute.
Wir sahen ihn beide.
Eine Gestalt, die man kaum als solche bezeichnen konnte, die noch schwärzer als die Nacht war, wobei sie wallte, als wäre sie ein Gebilde aus dunklen Wolken.
Und das kannten wir.
Schon des öfteren hatte er sich uns so gezeigt. Ob auf der Erde oder in seiner Dimension, es spielte überhaupt keine Rolle. Vor uns stand ein alter Bekannter.
Der Spuk!
***
Die Werkstatt des Harry Gold lag in einem Prominentenvorort der Stadt Glasgow. Hier lebten auch die meisten Kunden, die sich die Nobel-Karossen des Autohändlers leisten konnten. Gold wartete bereits vor dem flachen Bürohaus, als Glenn Kelly seinen Wagen auf den Hof lenkte und bremste.
Gold winkte nach rechts, wo sich einige Parktaschen befanden.
Glenn verstand. Er stellte sein Fahrzeug dort ab und stieg aus. Schon beim ersten Blick erkannte er, daß Harry Gold die Nachricht nicht so gut verkraftet hatte wie er.
Der Kumpel aus alten Tagen wirkte blaß wie eine Kinoleinwand.
Er war auch kein Schautyp wie Kelly, sondern eher das Gegenteil.
Gold hatte Fett angesetzt, einen Teil seiner Haare verloren, und sie wuchsen jetzt nur noch als blonder Kranz am Hinterkopf. Unter seinen Augen lagen Ringe, als hätte er schlecht geschlafen, die Wangenmuskeln zuckten, und er schluckte, obwohl sich gar nichts in seinem Mund befand.
»Dir geht es schlecht, nicht?« sagte Glenn zur Begrüßung.
»Bist du denn anders?«
Kelly grinste schief. »Zumindest versuche ich, es mir nicht so anmerken zu lassen.«
»Ich kann eben nicht anders.«
»Und deine Frau weiß nichts?«
»Nein.«
Kelly nickte, holte eine Zigarette hervor und zündete sie an. »Wo sind Lionel Linton und Jim Ecclow?«
»Noch nicht da.«
»Sollen wir hier warten?«
»Entschuldige, aber ich vergaß, dich in mein Büro zu bitten. Verdammt, ich bin durcheinander.«
»Kann ich verstehen.«
Die beiden Männer schritten auf die Glastür zu. »Was kann der Grund für unser Treffen sein?« fragte Gold. »Ich weiß überhaupt nichts. Kann mir nichts vorstellen.«
»Denk mal zurück.«
»Wieso?«
Glenn Kelly lachte, während die Glastür vor ihnen auf einen Kontakt hin zurückschwang. »Was haben wir denn dem Schwarzen Tod vor 20 Jahren versprochen, als wir ihn beschworen und sogar ein Abbild seiner Person herstellten?«
»Das war doch Kinderkram.«
Kelly blieb dicht hinter der Tür stehen. »Daß du Millionär geworden bist, ist das auch Kinderkram?«
»Nein, aber ich habe gearbeitet. Ich habe…«
»Das Glück der Hölle gehabt«, erklärte Kelly eiskalt und ging schon zur Treppe. Er kannte sich aus. Harrys Büro war in der ersten Etage. Dort hatten die Freunde schon öfter gesessen und sich unterhalten. Harry Gold hatte seine Sekretärin nach Hause geschickt, deshalb war das Vorzimmer leer, und die Türen zum Chefraum standen offen.
Glenn Kelly ließ sich in einen Sessel fallen. Sein Freund blieb an der Tür stehen. »Möchtest du etwas trinken?« fragte er.
»Wer fährt denn?«
»Wenn wir schon meinen Wagen nehmen, ich.«
»Gut, dann gib mir einen Whisky. Aber von der Spezialsorte, okay?«
»Klar.«
Kaum hatte Harry Gold eingeschenkt, als das Telefon klingelte.
Gold schob seinem Freund das Glas rüber und nahm ab.
Glenn Kelly trank
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