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0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg

0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg

Titel: 0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bahnpolizisten waren noch da. Sogar verstärkt durch normale Polizei. Die Beamten glichen wachsamen Hunden, ihren Blicken entging niemand. Barbara Päuse war klar, daß sie es jetzt einfach wagen mußte.
    Sie konnte nicht mehr zurück, wenn sie aus Hamburg rauswollte, und sie hoffte, daß die Verwandlung erst einsetzte, wenn sie in Dortmund angekommen war. Lange würde die Fahrt nicht dauern.
    Um 22 Uhr 34 sollte der Intercity im Dortmunder Hauptbahnhof eintreffen. Das war noch vor Mitternacht.
    Sie hatte inzwischen den Bahnsteig erreicht und blieb hinter einer Plakatwand stehen. Hier war sie ein wenig vor den Blicken der Polizisten geschützt.
    Barbara Päuse drehte sich so, daß sie um die Plakatwand herumschauen konnte. Noch wenige Minuten, dann lief der Zug ein. Es war der dritte und letzte Bahnhof innerhalb Hamburgs, den er anfuhr.
    Altona und Dammtor lagen hinter ihm.
    Schon erfolgte die Durchsage. Die Reisenden, die sich für diesen Zug interessierten, warfen ihre Blicke hoch zum Lautsprecher.
    Dann drehten sie die Köpfe in die Richtung, aus der der Zug kommen würde.
    Auch Babs Päuse schaute. Und sie erkannte in der Ferne drei Lichter, die sich bewegten.
    Der Zug fuhr ein.
    Nun wurde es mehr als spannend. Es waren die entscheidenden Minuten. Keiner der Polizisten sollte und durfte sehen, wie sie in den Zug einstieg.
    Und das war schwer.
    Der Intercity rollte heran. Der Bahnsteig dröhnte, als der Koloß einfuhr.
    Der Fahrtwind ließ die Mäntel der wartenden Reisenden flattern.
    Das Quietschen der Bremsen, die Rollgeräusche der Räder, all das gehörte dazu und gab die Atmosphäre des Bahnsteigs richtig wieder.
    Der Zug stand.
    Auch die vier Beamten. Sie hatten sich so aufgebaut, daß jeder von ihnen etwa ein Viertel der Wagenschlange überblicken konnte. Sie sahen jeden, der ein- und ausstieg.
    Für Barbara Päuse begannen die gefährlichsten beiden Minuten, so lange nämlich hatte der Zug Aufenthalt. Die Türen öffneten sich automatisch.
    Die Päuse hatte sich fast am Ende des Zuges aufgebaut, wo sich auch das Ende des Bahnsteigs befand. Es war ihr gelungen, lässig und irgendwie über allem stehend dorthin zu schlendern. Dies geschah im Rücken der wachhabenden Beamten.
    Jetzt wurde es Zeit.
    Noch standen die Türen offen, und die Frau hatte den zweitletzten Wagen fixiert.
    Das Zeichen zur Abfahrt. Aus dem Lautsprecher dröhnte die Stimme des Ansagers.
    Zwei Schritte trennten die Frau noch von dem rettenden Waggon. Die letzten Sekunden kamen ihr fast länger vor als Minuten. Sie schielte nach rechts, wo der erste Beamte stand, ging die letzten Schritte und huschte wie ein Schatten durch die offene Tür. Genau in dem Augenblick, wo sich der Polizist umdrehte.
    Ob der Mann sie nun gesehen hatte oder nicht, konnte sie nicht sagen.
    Kaum hatte sie den Wagen betreten, als sie sich schon duckte und zusah, wie sich die Türen schlossen.
    Endlich! Sie hätte jubeln können. Sie kam aus ihrer geduckten Haltung hoch und konnte den sanften Ruck nicht mehr ausgleichen, der sich beim Anfahren des Zugs einstellte. Sie taumelte ein wenig nach hinten, fiel gegen eine Wand und fing sich wieder.
    Es war im Innern kaum etwas zu hören, als der komfortable Intercity aus dem Bahnhof rollte.
    Der Bahnsteig blieb zurück, mit ihm die Gesichter der wachenden Polizisten. Sie sah die blassen Gesichter und sie stellte fest, daß die Männer in den Zug hineinschauten.
    Die Frau ärgerte sich, sich nicht wieder geduckt zu haben, denn für den Bruchteil einer Sekunde schaute sie genau in das Gesicht eines Bahnpolizisten. Sie hatte auch das Gefühl, ein Erkennen in den Augen des Mannes aufblitzen zu sehen. Danach sah sie nur die Leere des Bahnsteigs und neben sich ein Schienennetz, das sich immer weiter verzweigte.
    Freie Fahrt!
    Barbara Päuse wollte sich ausschütten vor Lachen. Allerdings nicht laut, sondern leise und glucksend. Sie schüttelte den Kopf.
    Das wäre geschafft!
    Wenn sie sich jetzt auf dem Bahnsteig befunden und die Polizisten hätte sehen können, wäre ihr Optimismus sehr stark gedämpft worden. Der Bahnpolizist, dessen Blick sie begegnet war, hatte sie tatsächlich im letzten Augenblick erkannt.
    Es waren Fahndungsfotos ausgegeben worden, und die Beschreibung traf genau zu.
    Der Mann alarmierte seine Kollegen.
    »Die ist im Zug!« rief er aufgeregt und deutete dorthin, wo die Lichter der abfahrenden Wagenschlange allmählich verschwanden.
    »Bist du sicher?«
    »Ich glaube.«
    Jetzt liefen auch die beiden

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