026 - Das Mordpendel
werde auch allein sein. Und ich kann Ihnen garantieren, daß unser Gespräch interessant sein wird.«
Hunter starrte den Hörer an. Der Anrufer hatte aufgelegt. Er legte den Hörer auf die Gabel und sah Mitton an.
»Wollen Sie mir nicht endlich erklären, was das alles zu bedeuten hat, Mr. Hunter?«
»Sie wurden von einem Mitglied der Schwarzen Familie beeinflußt«, sagte Hunter. »Sie sollten mir etwas ausrichten, und das haben Sie getan. Geben Sie mir bitte die Unterlagen, die Ihnen der O. I. mitgegeben hat!«
Mitton war noch immer verwirrt. Er reichte Hunter die Mappe. Der Dämonenkiller öffnete sie und holte einige Papiere hervor. Er blätterte sie rasch durch und lachte überrascht auf: Kopfschüttelnd sah er einige Fotos an. Es handelte sich um Paßbilder von vier der vorgestern verschwundenen Touristen. Die Fotos wiesen überraschende Ähnlichkeiten mit den Porträts auf, die Phillip vor wenigen Stunden gezeichnet hatte. Das konnte kein Zufall sein. Phillip wollte ihnen eine Nachricht geben, eine wichtige Mitteilung.
Hunters Entschluß stand fest. Coco und Cohen würden weiterhin Osmonde überwachen, er selbst würde um zweiundzwanzig Uhr in den Harmsworth Park gehen.
Hunter stellte seinen Wagen in der Gladstone Street ab. Er hatte noch fünfzehn Minuten Zeit. Von seinem Standplatz aus hatte er einen guten Blick auf den Harmsworth Park. Hinter den kahlen Ästen der Bäume zeichneten sich die Umrisse des Imperial War Museums ab.
Der Dämonenkiller hatte beschlossen, sich allein mit Hector Reese zu treffen. Er glaubte nicht, daß er dabei ein großes Risiko einging.
Coco und Cohen hatten Jim Osmonde beobachtet, doch nichts Verdächtiges feststellen können. Osmonde war zur Zeit wieder mit einigen Touristen unterwegs, und er hielt sich genau an seine übliche Route.
Hunter öffnete das Fenster des Rover, und kühle, milchige Luft drang ins Innere. Es war ein scheußlicher Dezembertag, neblig und kalt. Der Dämonenkiller war auf das Gespräch mit Hector Reese neugierig. Er war gespannt, welche Vorschläge der Pate der Dämonen-Drillinge vorbringen würde.
Einige Autos fuhren vorbei, doch kein Mensch war auf der Straße zu sehen. Hunter schaltete das Sprechfunkgerät ein und stellte Verbindung mit Coco her. Sie meldete sich sofort.
»Wo steckt ihr?«
»In Soho. Osmonde führt seine Fahrgäste gerade in ein heruntergekommenes Strip-Lokal. Und wo bist du?«
»Ich gehe jetzt zu meiner Verabredung. Ich nehme das kleine Sprechgerät mit. Sollte irgend etwas Besonderes sein, dann könnt ihr mich ja jederzeit erreichen.«
»Ich drücke dir die Daumen, daß alles erfolgreich verläuft.«
»Wird schon schiefgehen.«
Er schob ein schmales Sprechfunkgerät in die rechte Manteltasche, schloß das Wagenfenster, zündete sich eine Zigarette an und öffnete die Wagentür. Während er den Wagen absperrte, sah er sich aufmerksam um, stellte dann den Mantelkragen auf und vergrub die Hände in den Taschen. Er ging die Gladstone Street entlang und überquerte die breite Georges Road. Vor dem Park blieb er stehen.
Die feuchte Kälte fraß sich durch seinen kurzen Mantel, und sein Atem hing wie ein Wattebausch vor seinen Lippen. In der Georges Road herrschte mehr Verkehr, doch auch hier waren keine Fußgänger zu sehen. Vor einem der Eingangstore des Parks blieb er stehen. Zu seiner Überraschung war es nicht abgesperrt. Er drückte die Klinke nieder und trat in den Park. Ein gewundener Weg lag vor ihm, der sich in der Dunkelheit verlor. Ein leichter Wind bewegte die blätterlosen Bäume.
Hunter blieb einige Sekunden stehen. Nur der Verkehrslärm war zu hören. Nach wenigen Schritten verschmolz der Dämonenkiller mit der Dunkelheit. Der Kies knirschte unter seinen Schritten. Er war nicht schutzlos. Überall unter seinem Mantel befanden sich Dämonenbanner, und er hatte seinen Körper mit magischen Zeichen bemalt. Seine rechte Hand umspannte die Pistole, die mit silbernen geweihten Kugeln geladen war.
Hunter blickte auf die Uhr. Es war zwei Minuten vor zweiundzwanzig Uhr. Langsam ging er weiter. Er entfernte sich immer mehr von der Straße, und der Verkehrslärm war nur noch ein sanftes Rauschen und nach einiger Zeit nicht mehr zu hören. Dann sah er das flackernde, blaue Licht. Es umtanzte einen seltsam gewachsenen Baum. Das Licht wurde stärker, und die Umrisse einer hochgewachsenen Gestalt waren zu sehen. Hunter kam näher.
»Guten Abend!« sagte die Gestalt. »Sie sind allein gekommen. Das ist gut so.«
Hunter
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