026 - Ich jagte das rote Skelett
Diskussionen. Ich möchte, daß du hierbleibst, und ich erwarte von dir, daß du dich danach richtest.«
Er eilte zum Wohnzimmerschrank, riß eine Lade auf und griff nach seiner Colt-Commander-Pistole, in deren Magazin sich geweihte Silberkugeln befanden. Blitzschnell entsicherte er die Waffe und stürmte auf die Straße. Er wandte sich nach rechts und erreichte Augenblicke später Tony Ballards Haus.
Weit stand die Tür offen.
Der Parapsychologe näherte sich ihr mit gemischten Gefühlen.
Vielleicht hätte er Oda doch mitnehmen sollen. Sie war in der Lage, in ihren Händen tödliche Glutkugeln entstehen zu lassen. Wen die trafen, der war verloren. Doch es widerstrebte Lance, die weiße Hexe einer Gefahr auszusetzen. Er wollte sie nicht verlieren. Schön, sie verstand es, sich ihrer Haut zu wehren, vielleicht sogar besser als er. Aber sie konnte einmal Pech haben, und die Folgen hätten Lance das Herz gebrochen…
Er schlich auf die Haustür zu.
Seine Züge wirkten wie aus Granit gemeißelt. Die Spannung straffte seine Nervenstränge.
Jetzt herrschte absolute Stille im Haus. Eine trügerische Stille.
Lance mißfiel die offene Tür, denn sie war mit großer Kraft aufgebrochen worden, wie er an Hand der auf dem Boden liegenden Holzsplittern erkennen konnte.
Der Parapsychologe grub die Zähne in seine Unterlippe. Wer von seinen Freunden befand sich im Haus? Wen hatte diese unheimliche Attacke getroffen? Tony Ballard nicht, denn ihn hatte Lance wegfahren sehen.
»Vicky!« rief er.
Keine Antwort.
»Silver!«
Nichts.
Lance ging gespannt weiter. Als er das Chaos im Living-room sah, zerbiß er einen Fluch zwischen den Zähnen. Glas knirschte unter seinen Schuhen. Er fand in allen anderen Räumen die gleiche Verheerung vor. Wer war dafür verantwortlich? Warum war das geschehen? Um Tony Ballard einen Denkzettel zu verpassen? Hatte sich die schwarze Attacke deshalb gegen Tony’s Haus gerichtet?
Das Konnte Lance nicht recht glauben.
Ein Poltergeist? Hatte er hier während Tony Ballards Abwesenheit Einzug gehalten?
Der Parapsychologe öffnete sein Hemd und nahm das Lederamulett ab, das er um den Hals trug. Seine Finger umschlossen es. Dadurch lud sich seine Faust weißmagisch auf.
Von Vicky Bonney und Mr. Silver keine Spur. Daß Roxane sich auf einem Dimensionstrip befand, wußte Lance Selby, und Tony Ballard war mit dem Peugeot weggefahren.
Die Attacke schien tatsächlich dem leeren Haus gegolten zu haben. Lance suchte nach wie vor nach dem Grund. Die schwarze Macht unternahm erfahrungsgemäß nichts, ohne damit einen bestimmten Zweck zu verfolgen.
Der kalte Nachtwind blies durch sämtliche Räume. Wie nach einem Luftangriff sah Tony Ballards Haus aus. Ringsherum offen.
Von allen Seiten konnte man in das Gebäude gelangen.
Wer hatte das Haus aufgebrochen?
Darauf konnte sich Lance Selby keine Antwort geben, aber er glaubte auf einmal die Antwort auf das Warum zu kennen!
Das Höllenschwert! dachte er aufgeregt.
Ihm war bekannt, daß Mago, der Schwarzmagier, diese gefährliche Waffe haben wollte. Um dieses Ziel zu erreichen, hatte sich der Jäger der abtrünnigen Hexen mit Rufus, dem Dämon mit den vielen Gesichtern, zusammengetan. Mit einem Trick wollten sie sich das Höllenschwert beschaffen: Frank Esslin hätte es ihnen bringen sollen. Frank, den Tony Ballard damals noch für seinen Freund gehalten hätte, da er nicht wissen konnte, daß ihn Rufus zum Söldner der Hölle gemacht hatte. [8]
Die Rechnung ging jedoch nicht auf. Rufus, Mago und Frank Esslin mußten ohne das Höllenschwert verschwinden, und seither sann Mago mit Sicherheit nach einer anderen Möglichkeit, die Waffe in seinen Besitz zu bringen.
Vielleicht hatte er im Hintergrund auf seine Chance gewartet, die er nun für gekommen hielt. Das Haus war leer. Er brauchte es nur aufzubrechen und sich die Waffe zu holen.
Oder hatte sich Mago das Höllenschwert schon geholt?
Lance wirbelte herum und hastete zum Abstellraum, dessen Tür die feindliche Magie ebenfalls aufgestoßen hatte.
Das Höllenschwert lehnte in der Ecke. Eine eigenwillige Waffe, von der Lance Selby wußte, daß er sie nicht anfassen durfte, denn sie akzeptierte nicht jeden als Besitzer. Man brauchte einen starken Willen, um sie sich Untertan zu machen. Trotzdem konnte es passieren, daß sie sich selbst dann gegen denjenigen wandte, der sie an sich nahm. Die scharfe Klinge, die auf dem Amboß des Grauens geschmiedet worden war, schien von innen her zu leuchten. Der
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