026 - Stadt der Untoten
zu einem Schornstein trat und das Seil hinab ließ. Er schien keine Eile zu haben und wirkte nicht wie jemand, der sich schnellstmöglich mit Schnee einreiben muss.
»Ein offenes Fenster macht noch keine Seuche«, murmelte Matt und wandte sich ab. Der Stress, unter dem er in den letzten Tagen gestanden hatte, machte sich anscheinend bemerkbar, wenn er schon bei ganz harmlosen Begebenheiten neue Gefahren witterte. Er musste dringend ein wenig ausspannen.
Matt ging zurück ins Haus und bemerkte nicht, dass die Blicke des Dieners ihm folgten, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Dann seufzte der Mann erleichtert und öffnete die Knöpfe seiner Uniform. Darunter hingen Dutzende von kleinen Beuteln, die mit Eis gefüllt waren. Er legte die Jacke beiseite und presste seinen nackten Oberkörper fest gegen das eisige Dach. Noch durfte er dem Impuls nicht nachgeben. Die Aufgabe, für die das Volk ihn ausgesucht hatte, war noch nicht erledigt.
***
»Da ist eine!«, rief Fuljii und zeigte auf eine Gestalt, die rasch auf sie zulief.
Romeero blinzelte den roten Nebel beiseite, der ihn einzuhüllen schien, und zog seine Axt. »Die gehört mir. Fuljii, Maarino, ihr haltet sie fest.«
»Moment«, mischte sich Sheelah ein, »sie ist angezogen und geht ganz normal. Das ist ein Mensch!«
»Hier unten sind keine Menschen, nur Sabwejs«, herrschte Romeero sie an. »Selbst wenn man es ihr noch nicht ansieht, gehört sie schon zu den Frosen.«
»Woher willst du das wissen? Sie…«
Sheelah wurde grob von Fuljii zurückgestoßen. Damato griff nach seinem Messer, aber Romeero hatte seine Axt bereits erhoben. »Kein Widerspruch, verstanden? Wir machen das gleiche mit ihr wie mit den anderen.«
Sheelah legte ihrem Freund die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. Damato ließ das Messer sinken.
»Okee«, sagte er, »aber wenn wir oben sind, klären wir die Sache richtig.«
Romeero beachtete ihn nicht weiter. Gemeinsam mit Fuljii und Maarino löste er sich aus der Gruppe und
g ing auf die Frau zu. Die schien zu ahnen, dass etwas nicht stimmte, denn sie blieb stehen.
»Hau schon ab«, flüsterte Sheelah. »Verschwinde…« Die Frau sah sich um, strich nervös mit der Hand über ihre Haare. Dann schien sie einen Entschluss zu fassen, denn sie drehte sich um und rannte los.
»Hinterher!«, schrie Romeero.
Samtha wusste, dass sie um ihr Leben lief. Sie hatte nur eine Chance und die bestand darin, vor den Frosen an der Abzweigung in den nächsten Gang anzukommen. Nur dann konnte sie ihre beiden unterschiedlichen Verfolger gegeneinander ausspielen.
Rasend schnell glitt der Boden unter ihr dahin. Im nächsten Moment kam die Abzweigung in Sicht. Samtha holte die letzten Kräfte aus sich heraus. Die Luft brannte in ihren Lungen.
Sie stöhnte auf, als vor ihr die ersten Frosen im Gang auftauchten. Mit abgehackt wirkenden Bewegungen stolperten sie ihr entgegen. Immer mehr quollen aus dem Gang hervor. Samtha erkannte ihren Stamm und mindestens zwanzig oder dreißig andere Sabwejs, die sich den Broodwejs angeschlossen hatten.
Es waren nur noch wenige Schritte bis zur Abzweigung.
»Frosen! Schiit!«, schrie jemand hinter ihr. Eine zweite Stimme antwortete: »Schwarzpulver!«
Samtha wusste nicht, was Schwarzpulver war, aber es musste sich um eine Art Waffe halten - und sie befand sich in der Mitte zwischen beiden Parteien!
Ein zischender Beutel flog an ihr vorbei, schlug dicht vor den Frosen auf.
Noch zwei Schritte, noch einer.
Samtha warf sich in den Gang, stützte sich an der
Wand ab und rannte weiter.
Ein ohrenbetäubender Knall! Die Druckwelle riss sie von den Beinen. Samtha wurde durch die Luft geschleudert, sah eine Eiswand auf sich zurasen -Dunkelheit.
Die Jugendlichen lagen flach auf dem Boden, als die Bombe explodierte. Eissplitter, so scharf wie Glas, schossen auf sie zu und bohrten sich in Kopf und Hände. Sie schrien, ohne einander zu hören, denn das schrille Klingeln in ihren Ohren überlagerte alle anderen Geräusche.
Damato sah auf, als der Eisnebel sich legte. Im ersten Augenblick dachte er, sie hätten es tatsächlich geschafft, aber dann schälten sich lautlose Gestalten aus dem Nebel. Romeero hatte sie in Stücke sprengen wollen, was auch eindeutig zutraf. Nur dass die Frosen das nicht davon abhielt, weiter auf sie zuzukommen! Einige von ihnen hatten Arme oder Beine verloren, bei einem lag der Kopf auf der rechten Schulter und wurde nur noch von ein paar Muskelsträngen dort gehalten.
Sie waren
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