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0260 - Sie jagten ihn durch Florida

0260 - Sie jagten ihn durch Florida

Titel: 0260 - Sie jagten ihn durch Florida Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie jagten ihn durch Florida
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rollte ab. Dann beobachteten sie die Rückenflosse.
    Der Hai näherte sich im Zickzack-Kurs dem Boot. Für einen Moment verschwand die Flosse unter-Wasser, dann tauchte sie ein Stück weiter rechts wieder auf.
    Victor drückte die Angel in einen an der Bordwand festgeschraubten Haltebügel. Dadurch bekam er die Hände frei. Diese großen, kräftigen Hände, die er gleich um den schmalen Hals der aparten Frau legen wollte.
    Dora blickte noch immer auf die Dreieckflosse im Wasser. Sie überlegte, dass sie keine Zeit mehr verschwenden durfte. Wenn der Hai erst einmal angebissen hatte, war die Chance einer Aussprache vorerst verpasst. Dann würde Victor sich ganz seinem Sport widmen.
    »Victor?« Die Flosse tauchte wieder unter.
    »Victor!« Sie tauchte auf, jetzt schon ganz nahe.
    Victor gab keine Antwort. Als sie sich zu ihm umdrehte, schossen seine Arme nach vorn. Die Hände pressten sich wie ein Schraubstock um ihren Hals und der würgende Daumendruck auf ihrem Adamsapfel pumpte das Blut in ihre Schläfen.
    Entsetzt und ungläubig starrte sie in sein verzerrtes Gesicht. Sie wollte zurückgehen, um der tödlichen Umklammerung zu entrinnen und strauchelte über ein zusammengelegtes Seil. Durch den Fall riss sie Ashley mit.
    Hart schlugen sie auf dem Boden auf und sie kam für einen Augenblick frei. Neben ihr auf dem Kajütendach lag ihre Handtasche. Sie rappelte sich auf und ergriff mit bebenden Fingern den Browning, den sie immer bei sich hatte.
    Victor stolperte hinter ihr her. Als er sie fast erreicht hatte und schon erneut die Hände nach ihr ausstreckte, drehte sie sich um. Ashley prallte zurück und starrte verwundert in die Mündung der Waffe.
    »Stopp, Victor! Noch einen Schritt, einen winzigen Schritt, und ich drücke ab.«
    In der rechten Hand hielt sie den Browning. Mit den Fingern der linken Hand tastete sie ihren Hals ab, an dem dicke, rote Striemen sichtbar wurden. Die Würgemale seiner kräftigen Hände. Tränen standen in ihren Augen und grenzenlose Verzweiflung. Ihre Stimme zitterte.
    »Du wolltest Dora töten,Victor, um für Linda Garrett frei zu sein. Aber dieser Mord wäre dir nie gelungen. Nie, hörst du? Selbst wenn du mich umgebracht hättest,Victor. Dein Mord wäre umsonst gewesen.«
    »Dora ist tot!«
    »Was soll das heißen?«
    »Dora ist tot! Dora Ashley, geb. Baddeley, wurde am Sonntag der letzten Woche vergiftet, Victor. Ich habe sie umgebracht. Ich Norma Baddeley, ihre eigene Schwester.«
    Ein Weinkrampf schüttelte sie. Der Browning in ihren zitternden Händen schwankte hin und her. Victor Ashley hätte jetzt seine Chance gehabt, der Situation eine für ihn günstige Wendung zu geben, aber er dachte nicht mehr daran. Er war kein instinktmäßiger Mörder. Einmal in seinem Leben hatte er den Mut zu einer solchen Tat gehabt. Es war etwas dazwischen gekommen, und nun war der Vulkan in ihm erloschen. Fassungslos lauschte er ihrem Bericht, als sie sich etwas beruhigt hatte.
    »Dora und ich haben uns nie gut verstanden, Victor. Eines Tages zog sie nach Los Angeles und nahm eine Stellung in einem Bistro an. Ich hörte nichts mehr von ihr. In New York lernte ich einen Jazz-Pianisten kennen. Er machte mir den Hof, und ich folgte ihm in jede Stadt, in der er gastierte. Eines Tages landeten wir in Miami. Ich merkte, dass Dave etwas vor mir verbarg. Schließlich kam ich dahinter, dass er einem einträglichen Nebenverdienst nachging. Damals wäre es noch früh genug gewesen, um Schluss zu machen. Aber ich war ihm hörig. Als ich ihm alles auf den Kopf zu sagte, machte er mir den Vorschlag mitzumachen. Nun, ich gab nach.«
    Sie musterte Victor Ashley forschend, der sich auf die Bordwand gesetzt hatte und ihr atemlos zuhörte.
    »Eines Tages las ich in der Zeitung von eurer Hochzeit, Victor. Ich nahm es zur Kenntnis und vergaß es wieder. Kein Mensch in Miami wusste, dass Dora Ashley meine Schwester war. Am Sonnabend kreuzte sie unverhofft bei mir auf. Da ich gerade in der Stadt Einkäufe machte, hielt man Dora für mich und sprach ungeniert über unsere Geschäfte. Dora ließ sich nichts anmerken und zog sich in mein Zimmer zurück. Unsere Leute verließen kurz darauf das Haus. Als ich zurückkam, fand ich Dora allein vor. Sie sagte mir alles auf den Kopf zu und verlangte, dass ich mich als Kronzeugin der Polizei stellte. Als Begründung gab sie an, dass du dich von ihr scheiden lassen willst; das aber käme für sie nicht in Frage. Im Falle meiner Weigerung wollte sie mich anzeigen. Ich sollte mir bis

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