0260 - Sie jagten ihn durch Florida
die Mordszene auf See ja mit einer geradezu erschreckenden Deutlichkeit beschrieben.«
Victor nickte verlegen. »Ich will der Continental Film Corporation vorschlagen, die Filmrechte des Buches zu erwerben. Wir arbeiten ja nach dem-Vista-Vision-System. Breitwandfilme sind das einzige Gegengewicht zum Fernsehen. Man braucht natürlich eine Starbesetzung, um die Massen anzuziehen.«
Ich nickte bestätigend. »Es soll also ein Farbfilm werden?«
»Yes, Mr. Stacy. Nur mit Farbfilm können wir das Fernsehen ausstechen, verstehen Sie?«
Ich nickte. »Ich kann mir vorstellen, dass es ein atemberaubender Film werden könnte. Farbig werden sich die Würgemale am Hals Ihrer Hauptdarstellerin besonders eindringlich dem sensationslüsternen Publikum einprägen.«
Victor Ashley wurde blass. »Wie meinen Sie das?«
»So, wie ich es sage, Mr. Ashley. Ich verstehe erst jetzt, warum Sie als Regisseur so erfolgreich sind. Probieren Sie jede Szene vorher mit Dora?«
Er sprang auf. Die Zeitung flatterte zu Boden. Mit geballten Fäusten stand er vor mir.
»Und ich begreife jetzt, warum Ihr Chef Sie gefeuert hat, Mr. Stacy. Sie wären besser Schriftsteller geworden. Mit Ihrer blühenden Phantasie hätten Sie es weit bringen können.«
»Meinen Sie?« Ich grinste ihn unbefangen an.
»Warum spielen Sie nicht mit offenen Karten, Stacy? Sie haben das Buch gefunden und darin gelesen. Nun machen Sie sich einen eigenen Vers auf alles. Sie reden sich ein, dass ich Dora töten wollte, nicht wahr?«
Ich antwortete nicht, sondern sah ihm nur in die Augen.
»Warum sagen Sie nichts?«, brüllte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Warum so laut, Ashley? Ihre Leute werden doch nur aufmerksam. Wenn man den Kopf schon so weit in der Schlinge hat wie Sie, dann sollte man vorsichtiger sein.«
Er starrte mich entgeistert an. Ein tiefer Atemzug hob seine Brust. Dann sprach er bedeutend leiser weiter.
»Sie wollen mich erpressen, nicht wahr? Natürlich, Sie sind ja jetzt ohne Job und der Dollar muss weiterrollen. Wie viel verlangen Sie für Ihr Schweigen?«
»Wie viel wäre es Ihnen wert?«, fragte ich zurück.
Seine Blicken huschten ruhelos umher. Zorn glomm in seinen Augen auf.
»Sie Schuft!«, stellte er mit voller Überzeugung fest.
Es tat mir schon beinahe leid, aber ich wollte ihn mürbe machen. Außerdem war Rücksicht ihm gegenüber nicht angebracht. Ein Mensch, der einen derartigen Plan auch nur ausbrütet, ist schon eine Gefahr für die Allgemeinheit.
»Sie sind ungerecht, Ashley«, bemerkte ich tadelnd. »Ein Mensch kann leicht zum Schuft werden, wenn sein Umgang danach ist.«
Wütend starrte er mich an. »Ich habe Ihren Umgang nicht gesucht, Stacy. Dora hat einen Narren an Ihnen gefressen. Ihr allein verdanken Sie es, wenn Sie jetzt auf den Bahamas faulenzen können. Sonst würden Sie vielleicht in Miami Kohldampf schieben.«
»Und Dora wäre womöglich schon Haifischfutter«, setzte ich ungerührt hinzu.
»Bilden Sie sich nur nichts ein, Stacy«, fluchte er. »Also gut, ich wollte sie töten. Ihrem bewunderungswürdigen Scharfsinn entgeht ja wohl nichts. Der Lohn meiner Tat sollte meine Freiheit sein. Die Freiheit für ein besseres Leben, von dem ich bei der Heirat mit Dora geträumt hatte.«
Er beugte sich vor. »Diese Ehe blockiert meine künstlerische Entwicklung, Stacy. Ich erkannte es leider erst zu spät. Meiner Bitte um eine Scheidung widersetzte sie sich. Hohnlächelnd schalt sie mich einen Narren. Heute war ich fest entschlossen, einen brutalen Schlussstrich zu ziehen, aber sie willigte plötzlich ein. Ob sie es aus Angst vor dem Tod tat, oder aus einem anderen Grunde, das weiß ich nicht. Ich bin froh, dass es so ausgegangen ist. Darum bin ich sogar geneigt, Ihnen ein ordentliches Schweigegeld zu zahlen. Allerdings bin ich ehrlich genug, Ihnen zu sagen, dass ich auf eine weitere Bekanntschaft mit Ihnen keinen Wert mehr lege.«
Ich nickte. »Wir kommen uns da entgegen Ashley. Sie können Ihr Geld sogar behalten. Ich wollte nur den Beweis für die Richtigkeit meiner Mutmaßungen bekommen. Ich bin kein Erpresser. Nehmen Sie meine Anwesenheit wenigstens noch so lange in Kauf, bis wir nach Miami zurückkommen. Dann trennen sich unsere Wege ohnehin.«
Er musterte mich nachdenklich. »Lieben Sie Dora?«
Ich zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht, Ashley. Ich empfinde ihre Nähe als angenehm. Vielleicht bedeutet mir Dora wirklich etwas, aber ich kann ihr nicht ewig am Rocksaum hängen. Schließlich muss ich mich auch
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