Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
Vom Netzwerk:
Schwärze der Bar, hörte an einem Knirschen der Sohlen, daß sich Phil unmittelbar hinter mir befand und streckte die Hände tastend aus.
    Ich konnte mich einigermaßen orientieren. Ungefähr hatte ich es noch im Gedächtnis, wie die Tische und Stühle in der Bar angeordnet waren.
    Wir kamen langsam voran. Einmal stieß Phil gegen einen Barhocker.
    Es gab ein schepperndes Geräusch, als der mit Metallknöpfen beschlagene Ledersitz an der hölzernen Stirnseite der Bartheke entlangrutschte. Ich streckte den Arm aus und erwischte den Hofcker im letzten Augenblick.
    Wir waren jetzt an der Treppe angelangt.
    Von der Bar her hörte ich das Ticken einer Uhr. Ich hatte sie am Abend gesehen. Sie war groß und kitschig und stand neben einer Flasche Black and White in dem Spirituosenregal.
    Meine Hand tastete nach dem Treppengeländer. Ich bekam die kühle Metallschiene zu fassen und machte eben Anstalten, den Fuß auf die unterste Stufe der Treppe zu setzen. In diesem Augenblick brach die Hölle los.
    Der Lärm wirkte schockierend. Um so mehr, da die vorangegangene Stille so intensiv gewesen war, daß man das Blut in den Ohren klopfen hörte.
    Das höllische Konzert wurde mit zwei Schüssen eingeleitet. Brutal zerrissen die peitschenden Laute die Stille. Schreie wurden laut. Wütendes Brüllen aus heiseren Kehlen war zu vernehmen. Schwere Schuhe trampelten über den Flur des zweiten Stockwerkes. Dumpfes Poltern' mischte sich in die Wutschreie. Dazwischen klang das Bersten von Holz.
    Es bedurfte keines besonderen Kommandos.
    Phil und ich preschten die Treppe hoch, als gelte es unser Leben.
    Noch während ich die ersten Stufen emporsprang, zückte ich mein Feuerzeug. Die kleine Flamme mit der linken Hand abschirmend sauste ich über den roten Sisalläufer. Ich nahm immer drei Stufen mit einem Sprung, stand Sekunden später auf dem Gang der ersten Etage und fing Phil auf, der mit so viel Fahrt die Treppe emporgeschossen kam, daß er gegen mich prallte.
    In der ersten Etage war keine Menschenseele zu sehen. Der Gang lag dunkel. Nur unsere Schatten tanzten geisterhaft an der Wand.
    »Sie sind alle oben, Phil.«
    Wir stürmten weiter. Phil hatte seine Smith and Wesson gezogen.
    Wir erreichten die letzte Stufe und sahen wiederum einen in völlige Dunkelheit getauchten Gang vor uns. Allerdings war dieser Gang Schauplatz einer sehr heftigen Auseinandersetzung. In dem schwachen Schein meines Feuerzeuges konnte ich mindestens ein halbes Dutzend Gestalten unterscheiden, die sich zu einem dichten Knäuel zusammengerauft hatten. Ich vernahm klatschende Geräusche. Geräusche, die mir wohlbekannt waren und immer dann entstehen, wenn eine Faust in einem Gesicht landet. Ich sah ein mattes Aufblitzen und vernahm gleichzeitig eine harte Stimme:
    »Vorsicht! — Dort stehen noch zwei.« Ich konnte nicht unterscheiden, wer auf uns aufmerksam gemacht hatte. Nötig wäre das wahrscheinlich nicht gewesen, denn mit uns war die einzige Beleuchtungsquelle gekommen. Und das konnte keinem der Kämpfenden verborgen bleiben.
    Mit erheblicher Geschwindigkeit zog ich meine Pistole. Phil stand neben mir. Beide kehrten wir der Treppe den Rücken.
    »Sofort aufhören«, brüllte ich, um den ausklingenden Kampfeslärm zu übertönen. »Phil, dreh das Licht an! Schnell — ich kann ja nicht einmal sehen, ob einer der Kerle eine Pistole hat.« — Die letzten Worte hatte ich leiser gesprochen. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Phil an der Wand nach dem Lichtschalter suchte. Die Kämpfenden lösten sich jetzt schnell voneinander. Ich sah Colons riesige Gestalt undeutlich vier Schritte vor mir..
    Ich sah in ein häßliches Gesicht, das ich nicht kannte. Das Gesicht gehörte zu einem großen Mann, der heftig keuchend an der Wand lehnte.
    Noch hatte Phil den Lichtschalter nicht gefunden. Er kam auch nicht mehr dazu. Denn in diesem Augenblick — es mochten noch keine fünf Sekunden seit unserem Auftauchen im zweiten Stockwerk vergangen sein — ertönte eine sehr helle, beinahe fistelnde Stimme hinter uns:
    »Laßt die Kanonen fallen. — Los! Wird's bald!«
    Ich bewegte mich nicht. Auch Phil war mitten in seinem Herumtasten nach dem Lichtschalter erstarrt. Er hatte die Pistole in der Rechten. Die Mündung war auf die Männergruppe im Gang gerichtet. Ich hielt den Lauf meiner Pistole in die gleiche Richtung. Ich war mir noch nicht schlüssig, ob ich der Aufforderung des Mannes in meinem Rücken folgen sollte, als ich sehr nachdrücklich in der Meinung bestärkt wurde,

Weitere Kostenlose Bücher