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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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zugeschlagen. Ich konnte deutlich vernehmen, wie das Geräusch durch den Hausflur hallte.
    Ich beugte mich zu Florence nieder. Sie atmete schwach, aber sie lebte. Auf der bronzefarbenen Haut ihres zarten Halses konnte ich dunkle Würgemale erkennen.
    Ich trug Florence vorsichtig zu der breiten Couch in der Ecke.
    Ich versuchte, die Deckenbeleuchtung anzuschalten. Dann fiel mir ein, daß Florence damit keinen Erfolg gehabt hatte. Ich kam schnell dahinter, warum nicht. Die Glühlampen der Deckenbeleuchtung waren von den Gangstern herausgeschraubt worden, um uns im Dunkeln zu überraschen. Das gleiche Bild bot sich uns bei den Leselampen.
    Zum Glück fand ich die Glühlampen auf einem Rauchtischchen, wo die Gangster sie hingelegt hatten.
    Zwei Minuten später hatte ich wenigstens eine Leselampe so weit hergerichtet, daß sie sich anknipsen ließ.
    Florence atmete jetzt ruhiger. Aber ein leichtes Rasseln des Atems war jedesmal zu vernehmen, wenn sich ihre Brust hob und senkte.
    Die Wohnzimmertür war nicht massiv. Nach dreimaligem wuchtigem Rucken gab das Schloß nach.
    Ich suchte das Badezimmer. Ich brauchte kaltes Wasser, um Florence wieder zur ‘Besinnung zu bringen. Ich öffnete die erste Tür linker Hand. Aber ich hatte mich geirrt. Es war nicht das Badezimmer, sondern ein Schlafzimmer. Schon wollte ich die Tür wieder schließen, als ich einen nackten Fuß bemerkte, der hinter einem Bett hervorragte.
    Ich fühlte, wie mir der Kragen zu eng wurde. Mein Herz trommelte plötzlich wie rasend gegen die Rippen.
    Das Bett stand mit der Längsseite zu mir gewandt.
    Ich machte drei, vier, fünf Schritte…
    Dann stand ich neben dem Fußende des Bettes und starrte auf die junge Frau, die auf dem flauschigen roten Teppich lag. Er war eine bildschöne Frau, und es konnte nur das Mannequin June sein.
    June war rothaarig. Ihr Teint glich reifen Pfirsichen. Die hellblauen Augen starrten zur Decke. Kein Leben war mehr in ihnen. June war mit einem schwarzseidenen Pyjama und einem gelben Morgenrock bekleidet.
    Das Mädchen wies keine äußeren Verletzungen auf. Erst als ich mich zu ihr niederbeugte und ihren Kopf vorsichtig anhob, merkte ich, daß man ihr das Genick gebrochen hatte.
    ***
    Es war der zweite Mord, den die Fahndung nach Malcolm Messer nach sich zog. Daß der Killer für den Mord an dem Mannequin nicht verantwortlich gemacht werden konnte, lag ziemlich klar auf der Hand. Der Grund für den Überfall in Florence Porters Wohnung war meines Erachtens woanders zu suchen.
    Zum zweitenmal in dieser Nacht griff ich zum Telefon, um die Beamten' der Mordkommission zu benachrichtigen. Diesmal allerdings alarmierte ich die Mordkommission des FBI. Der Fall hatte sich längst zu einer FBI-Angelegenheit ausgewachsen.
    Das Mannequin hieß June Miller, wie ich inzwischen von Florence erfahren hatte, die jetzt auf der Couch saß und sich den schmerzenden Hals massierte. Florence hatte sich erstaunlich schnell erholt. Allerdings saß ihr der Schreck über Junes Ermordung und den Überfall dermaßen in den Gliedern, daß sie wie Espenlaub zitterte.
    Es vergingen knapp zwanzig Minuten, dann erschienen die Kollegen aus dem Distriktgebäude. Sie gehörten zu der Bereitschaft, die in dieser Nacht Dienst hatte. Mein Kollege Jimmy Hawkings teilte mir mit, daß man Phil benachrichtigt habe. Ein Dienstwagen hole ihn gerade von seiner Wohnung ab.
    »Das war nicht nötig«, sagte ich ärgerlich. »Hat euch der Doc nicht erzählt, daß Phil heute abend übel zugerichtet wurde. Ein gefährlicher Bursche hat ihm im Dunkeln fast die Schädeldecke zertrümmert.«
    »Tut mir leid, Jerry. Aber davon wußte ich nichts. Ich dachte, es wäre in deinem Sinne, Phil zu benachrichtigen.«
    »Schon gut, Jimmy.«
    Während sich die Kollegen an die Arbeit machten und nach eventuellen Spuren suchten, kümmerte ich mich um Florence. Nach und nach beruhigte sie sich. Nach einer Weile hatte ich sie so weit, daß sie mir zusammenhängend einige Details aus dem Leben der Ermordeten erzählen konnte. Viel zwar es nicht. June war bislang in keiner Weise unangenehm aufgefallen und hatte — soweit Florence orientiert war — auch keine Feinde.
    Ich gewann immer mehr den Eindruck, daß June nur ermordet worden war, weil sie bei dem Überfall auf Florence und mich hinderlich gewesen wäre. Dieser Mord zeigte, daß die unbekannten Gangster keine Skrupel kannten und' vor nichts zurückschreckten. Da sie offensichtlich die Absicht hatten, sowohl mich als auch Florence

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