0261 - Vom Teufel besessen
ihrem Körper.
Eisern hielten sie fest. Sie gaben der Frau nur eine geringe Bewegungsfreiheit. Luft konnte sie holen, auch den Kopf schütteln, nur drang immer mehr Schwefelgestank in ihre Lungen und füllte sie aus, so daß sie zwangsläufig husten mußte.
Der Husten schüttelte sie durch. Ihr Gesicht rötete sich, der Mund stand offen, und sie wuchtete den oberen Teil ihres Oberkörpers in die Höhe, während die schwefelige Wand um ihr Bett herum sich immer stärker verdichtete.
»Was…was macht ihr mit mir?« keuchte die Frau. Sie schüttelte den Kopf, warf ihn von rechts nach links und starrte dann gegen die Decke, wo der Teufel seine Fratze hinterlassen hatte, die allmählich so scharfe Konturen angenommen hatte, als wäre sie dort hineingeritzt worden.
Und sie lebte.
Das bewies die Fratze im nächsten Augenblick, denn sie löste sich von der Decke.
»Ich komme zu dir!« schrie der Teufel. »Ich hole mir das, was mir zusteht!«
Dann kam er.
Es war ein Fallen.
Er löste sich von der Decke, und Isabella Norton hatte das. Gefühl, in eine grellrote, explodierende Sonne zu blicken, so sehr wurde sie geblendet.
Der Teufel fiel auf sie nieder.
In den Sekunden, wo dies geschah, da schloß Isabella mit ihrem Leben ab. Sie rechnete damit, regelrecht zerrissen zu werden, wenn der Satan sie an sich nahm.
Plötzlich sah sie nur noch die Fratze. Sie hüllte sie ein wie ein großer Umhang. Ihre letzten klaren Gedanken beschäftigten sich damit, daß sie nun miterlebte, wie es war, wenn der Teufel über einen Menschen kam oder in einen hineinfuhr.
Viel war darüber geschrieben worden. Zumeist Spekulationen. Doch.
Isabella Norton sollte diese Besessenheit nun direkt am eigenen Leibe verspüren.
War sie noch ein Mensch?
Isabella wußte es nicht, aber sie merkte, daß sie sich voll und ganz in die Hände eines anderen begeben hatte, und sie erlebte den plötzlichen Fall.
Das Nichts nahm sie auf.
Rasend schnell ging es in die Tiefe. Ein grauenhaftes Loch tat sich unter ihr auf, der Sturz in die Unendlichkeit folgte, und die Frau wartete auf den alles zerstörenden Aufprall.
Der erfolgte nicht.
Der Fall wurde abgebremst. Obwohl sie dabei nicht zur Ruhe kam, hatte sie das Gefühl, in der Luft zu stehen. Eine Täuschung, denn sie schwebte.
Allmählich fiel sie weiter.
Hinein in einen Schlund, in dem man sie erwartete.
Sie fühlte die Berührungen an ihrem Körper. Die waren überall, nahmen keinerlei Rücksicht auf irgendwelche Schamzonen. Obgleich sie angezogen war, fühlte sie sich nackt und bloß. Der Teufel machte mit ihr, was er wollte.
Und sie hörte ihn auch.
Es war ein schweres Ächzen und Stöhnen, das an ihre Ohren drang, dazwischen ein Kichern, dann ein sattes Grunzen, und sie glaubte, ihre Brust würde zerrissen.
Auch hörte sie sich schreien, aber kein anderer vernahm diese Rufe der Angst. Es war ein stummes Dulden, denn Isabella wußte, daß der andere stärker war.
Was man mit ihr anstellte, wußte sie nicht. Sie besaß keine Chance mehr, irgend etwas zu unternehmen, die anderen hatten sie voll unter Kontrolle.
In ihrem Körper tobte das Blut. So jedenfalls glaubte sie. Es war ein Rauschen in ihrem Kopf, das alles zerstören wollte und gleichzeitig den Kopf so weitete, daß sie das Gefühl hatte, er wäre auf das Doppelte angewachsen.
Luft!
Sie wollte atmen.
Statt dessen vernahm sie die Stimmen. Aus den Nebelwänden drangen sie, und sie machten Isabella klar, in welch einer Lage sie sich nun befand.
»Du gehörst jetzt ihm!« zischte man ihr zu. »Er hat dich genommen. Er kommt wieder. Der Satan ist nicht zu besiegen, und er wird zwischen die Menschen fahren. Du gehörst ihm, ihm, ihm…« Das letzte Wort wurde geschrien, da machten alle Stimmen mit, und sie vereinigten sich zu einem wahren Orkan, der ihre Schädeldecke zu sprengen drohte.
Der Teufel setzte sein einmal begonnenes Werk rasant fort. Er gab sich nicht mit Halbheiten zufrieden, sondern wollte alles. Und er würde es bekommen, er bekam immer, was er wollte.
Der Körper lag noch immer auf dem Bett. Er zuckte, schnellte in die Höhe, und da waren auch keine Arme mehr, die ihn festhielten. Satan wußte nun, daß er es geschafft hatte.
Diese Frau war eine andere geworden, sie gehörte zu ihm. Er war in sie hineingefahren, sein böses Ich hatte das ihre überschwemmt und die Seele an sich gerissen.
Keuchende Atemzüge erfüllten den Raum. Stoßweise drangen sie über die Lippen. Und bei jedem Atemzug wurde der Körper
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