0263 - Das Syndikat der toten Seelen
verstecken? Nun bleib aber langsam auf dem Teppich.
Er hatte die Tür fast erreicht, als er hinter sich ' einen schwachen Luftzug hörte. Aber es war schon zu spät.
Aus dem schwachen Zischen wurde ein mörderischer Schlag, und er traf ihn auf der linken Seite des Kopfes. In Matthews Gehirn gab es eine grellgelbe Explosion. Matthew glaubte, furchtbar laut zu schreien, aber in Wahrheit kam nur ein trocknes Krächzen aus seiner Kehle.
***
»So«, sagte ich und wischte mir die Hände an einem Putzlappen ab, den ich unter meinem Sitz im Jaguar liegen hatte. »Das dürfte fürs erste genügen.« Phil sah mich fragend an.
»Ich habe einen Kontakt an der Batterie gelöst«, murmelte ich leise. »Jetzt kann niemand bestreiten, daß wir wirklich eine Panne haben.«
Phil grinste knapp und zufrieden. Wir taten, als sähen wir uns um. Dann zeigte Phil auf die Einfahrt. Wir klappten die Kragen unserer Mäntel hoch und marschierten die Einfahrt hinein.
Der Wind kam uns fauchend entgegen. Dicke, schwere Regentropfen peitschten unsere Gesichter. Der Betrieb in' den Straßen war auf ein Minimum abgesunken. Wer nicht unbedingt unterwegs sein mußte, blieb bei diesem Wetter zu Hause. Nur für die Taxis herrschte Hochkonjunktur.
Der Hof war dreißig mal fünfundvierzig Yard groß. Auf der linken Seite gab es ein niedriges, langgestrecktes, schmutzig-rotes Ziegelgebäude. Zwischen zwei Fenstern war das Firmenschild einfach an die Wand gemalt: KARTONAGENFABRIK J. G. Westerton. Und in kleineren Buchstaben stand darunter: Inhaber Herbert Laine.
Die Fabrik lag mit ihrer Längsseite zum Hofe hin. Aber nur im vorderen Drittel war das Gebäude niedrig. Aus dem Dach wuchs die Mauer für das erste Stockwerk empor, aus dem uns niedrige, schwarze Fenster anglotzten im Schein der großen Hoflaterne, die auf der rechten Seite des Hofes an einem Mast hing und vom Wind leicht bewegt wurde.
Das Haus, das zur Straße wies, schien ein Mietshaus zu sein. In einigen Fenstern brannte Licht Die quäkende Stimme eines greinenden Kindes war zu hören und dazwischen die Stimme einer scheltenden Frau. Aus einer anderen Wohnung drang das Gedudel eines Radios.
Auf dem Hof selbst, war alles still. In der Fabrik gab es nicht ein einziges erleuchtetes Fenster. Wir gingen trotzdem bis zur Tür und leuchteten sie mit den Taschenlampen ab Es gab keinen Klingelknopf.
»Sinnlos«, brummte Phil. »Vielleicht wohnt er gar nicht hier.«
»Möglich«, nickte ich. »Wir werden morgen früh wieder kommen. Inzwischen können wir schon .sehen, ob im Archiv Material über ihn vorhanden ist.«
»Okay«, stimmte mein Freund zu.
Wir kehrten zurück auf die Straße. Ich klappte die Kühlerhaube hoch und befestigte das von mir gelöste Kabel wieder an der Batterie. Danach fuhren wir zum Distriktsgebäude zurück. Es mochte neun oder halb zehn sein, als wir dort ankamen. Im Archiv hockten zwei Kollegen, die den Nachtdienst versahen. Sie vergnügten sich damit, in einem Stapel alter Zeitungen die Kreuzworträtsel zu lösen. Wenn sie etwas nicht wußten, sahen sie in der nächsten Nummer die Auflösung nach. Vielleicht glaubten sie, sie würden dadurch gescheiter.
»Na, endlich mal eine Unterbrechung«, sagte Steve Malloon und legte den Bleistift beiseite. »Heute nacht ist aber auch gar nichts los. Bringt ihr wenigstens was Aufregendes?«
»Wie man’s nimmt«, erwiderte Phil. »Funny Issy behauptet, daß sich in der Unterwelt irgendwas' tut.«
»Und was?«
»Er kann selber nicht sagen, wieso er auf diese Vermutung, kommt. Er ist aber felsenfest davon überzeugt, daß sich etwas zusammenbraut.«
Malloon schob die Unterlippe vor und sah Creeway, seinen Nachtdienstkollegen, bedeutungsvoll an.
»Was meinst du dazu?« brummte er. »Wenn Issy das sagt, könnte was dran sein — oder?«
»Issy hat eine verdammt feine Nase für solche Sachen«, meinte nun auch Creeway. »Wenn der so etwas äußert, sollte man es nicht auf die leichte Achsel nehmen; Issy bekommt seine Informationen aus erster Hand. Und er sitzt gewissermaßen am Pulsschlag der Unterwelt. Er muß es förmlich riechen, wenn etwas in der Luft liegt.«
»Ja, leider« seufzte ich. »Jetzt ahnen wir verschwommen, daß etwas passieren wird, aber wir können uns nicht dagegen schützen, weil wir keine Ahnung davon haben, was eigentlich geplant ist.«
»Das ist bei der Polizei so überall auf der Welt«, gähnte Creeway. »Nimm an, du ahnst, daß jemand 'einen umbringen will. Kannst du es ihm beweisen? Natürlich
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