0264 - Die Invasion der Toten
wegen irgendwelcher Psychomomente als geistige erotische oder körperliche Spätzünder ein.
„Sir, darf ich mir eine Frage erlauben?" fing er gestikulierend an.
„Seien Sie nicht so nervös, Major. Was gibt es?"
„Werden wir auf der Erde landen?"
„Wahrscheinlich. Das heißt - wenn uns die lemurische Heimatflotte, die nicht weniger stark sein dürfte als die Wachflotte über Kahalo, nicht vorher unter Punktbeschuß nimmt."
„Schrecklich. Welcher Ungeist riet mir, auf diesem Schiff einzusteigen. Wie dem auch sei, Sir, ich brauche dreitausend Tonnen Frischwasser, Frischproviant und was der Annehmlichkeiten mehr sind.
Ich möchte Sie bitten, beim Chef dafür zu sorgen, daß diese überaus wichtigen Dinge nicht vergessen werden."
„Sonst haben Sie keine Sorgen, wie?"
Er schaute mich mit schiefgehaltenem Kopf an.
„Sir, wir haben mehr als einen Schöngeist an Bord, den die Aufbereitung der Flüssigkeitsausscheidungen und Waschwasserreste empfindlich stört. Ich halte es für psychologisch unklug, der Mannschaft Frischwasser und Gemüse zu versagen, wenn wir voraussichtlich landen werden. Das weckt unterbewußte Triebe, inneren Widerspruch...!"
„In Ordnung, in Ordnung, ich denke an Sie!" unterbrach ich ihn und eilte auf den nächsten Antigravlift zu.
Bernard folgte mir, bis ich nach unten verschwand. Selbst dann rief er noch Belehrungen in den Schacht hinein.
*
Ich hatte rein intuitiv eine Entscheidung getroffen, ohne Perry vorher zu fragen. Da er jetzt, knapp fünf Minuten später, meine Befehle noch nicht widerrufen hatte, schien er damit einverstanden zu sein.
Draußen, jenseits der gepanzerten Schiffswände, war die Hölle los. Die Anzahl der von uns georteten Schiffe konnte kaum noch geschätzt, geschweige denn exakt festgestellt werden. Auf den Echoschirmen der überlichtschnellen Massen-, Relief- und Energietaster zeichnete sich ein ununterbrochenes Glühen ab. Dort wurden atomare Gewalten unvorstellbaren Ausmaßes entfaltet.
Wir konnten lediglich zwei verschiedenartige Frontlinien unterscheiden. Etwa zehn aus dem interstellaren Raum hervorbrechende Verbände, jeder etwa fünf- bis sechshundert Raumschiffe stark, trafen auf die geschlossene Phalanx einer dreidimensional gestaffelten Abwehrlinie, aus der das fürchterlichste Feuer hervorbrach, das ich jemals erlebt hatte. Der Raum nahe der Plutobahn, auf der wir in das Einsteinuniversum zurückgekehrt waren, flammte unter etwa hunderttausend Explosionen auf. Die ultrahellen Gasbälle dehnten sich aus, berührten sich teilweise mit den Rändern und erzeugten somit weite Halbkreise aus Atomfeuer, in dem die Schiffe der Angreifer vergingen.
Wir waren genau zwischen den Fronten in das Normaluniversum eingetaucht, und so bekamen wir den Segen nun von beiden Seiten ab. Allerdings befanden wir uns in einem Randbezirk, in dem anscheinend nur kleinere Einheiten operierten.
Mir war völlig klar, daß wir gerade zurechtgekommen waren, um einen halutischen Angriff auf das Sonnensystem zu erleben.
Es bestand kein Zweifel daran, daß es sich um Haluter handelte. Auch sie hatten schon immer kugelförmige Raumschiffe gebaut, jedoch auf den typisch terranisch-lemurischen Ringwulst verzichtet.
Haluter bauten heute noch, also in der Realzeit, nach diesem Prinzip, das gewisse statische Vorteile hatte. Die Triebwerke ihrer Schiffe wurden immer in der unteren Polrundung installiert. Die Hauptdüsen schauten daraus hervor. Dafür lagen die Luft- und Ladeschleusen in Höhe der Äquatorlinie, wo Menschen, Arkoniden und Akonen schon immer ihre Maschinen eingebaut hatten.
Die Schiffe innerhalb des Sonnensystems waren von typisch lemurischer Bauart. Die größten Kugeleinheiten durchmaßen achtzehnhundert Meter. Sie waren also dreihundert Meter größer als die Superschlachtschiffe der Imperiumsklasse, die wir noch vor wenigen Monaten für die gewaltigsten Raumschiffe gehalten hatten, die jemals erbaut. worden waren.
Unsere CREST III, der zweieinhalbtausend Meter durchmessende Gigant der neuen Galaxis-Klasse, mußte jedoch sämtlichen Einheiten überlegen sein.
Seit fünf Minuten arbeiteten unsere Funker mit Hochdruck. Sie bemühten sich, dem Oberbefehlshaber der Lemurer zu verstehen zu geben, daß wir als Freunde gekommen waren.
Niemand dachte in diesen Augenblicken daran, daß wir ein geradezu unwirkliches Ereignis verfolgen konnten. Die Lemurer und Haluter, die hier aufeinanderprallten, waren eigentlich schon seit etwa fünfzigtausend Jahren
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