0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum
konnten.«
»Uralte Geschichte«, meinte Gallus wegwerfend.
»Sicher! Aber nicht so alt, dass man nicht doch noch ein Geschäft dabei machen könnte! Und dieses Geschäft machten Laine und Rusby. Laine kontrolliert einen Callgirl-Ring. Um genau zu sein: Er hat ihn sogar selber aufgebaut.«
»Laine?«
»Ja! Es ist doch die bequemste Art Geld zu verdienen. Du vermittelst ein paar Mädchen und kassierst dreißig Prozent. Ein Telefongespräch - und schon sind wieder dreißig Prozent verdient.«
»Trotzdem wär’s nicht mein Eall.«
»Oh, ich wollte, ich wüsste genügend Mädchen, die für so was zu haben sind« rief O’Kelly aus. »Na, zurück zu Laine. Also, er hatte einen Callgirl-Ring. Und weißt du, wer in diesem Ring verkehrte? Wer sich von ihm ab und zu ein Mädchen besorgen ließ? Ein gewisser John Porten, ein gewisser Jack Coldway und ein gewisser William Draller.«
Gallus rieb sich über die Stirn.
»Mir ist so, als hätte ich die Namen schon einmal gehört«, brummte er.
»Leicht möglich«, bestätigte O’Kelly. »Diese drei Männer hatten eines gemeinsam: reiche Verwandte, die sie ein Mal beerben würden. Und du kannst dir denken, dass ich stutzig wurde, als diese reichen Verwandten tatsächlich innerhalb kurzer Zeit starben. Zuerst sah es wie ein Autounfall aus. Dann kamen die Bullen dahinter, dass ein Herzschlag vorangegangen sei. Und schließlich fanden sie sogar raus, dass es gar kein Herzschlag war, sondern dass diese reichen Verwandten mit Gas vergiftet worden sind!«
»Gas? Das hätte man sofort festgestellt«, warf Gallus skeptisch ein.
»Es war ein neuartiges Gasgemisch, schrieben die Zeitungen«, widersprach Kau-Kelly. »Ein Zeug, was sich schon nach kurzer Zeit im Körper nicht mehr nach weisen ließ. Deshalb dachten die Polizeiärzte zuerst an Herzschlag.«
»Also gut, die Leutchen wurden umgebracht. Und du willst doch wahrscheinlich darauf hinaus, dass Laine sie umlegen ließ und dafür ein fettes Sümmchen von der Erbschaft abkassierte?«
»Das hatte ich ursprünglich gedacht. Aber es war anders. Die Leute wurden in einem wissenschaftlichen Institut umgebracht. Irgendwo im Keller gab es da einen fensterlosen Raum, und dort sperrte man sie ein, bis sie an dem eingeblasenen Gas gestorben waren. Aber weißt du, wem dieses Institut gehörte? Einem gewissen Rusky! Rusky, verstehst du?«
Jack Gallus knallte, seine Faust in die linke Handfläche, dass es wie ein Schuss krachte.
»Jetzt weiß ich’s, woher ich den Namen Rusky schon kannte!«, rief er. »Das Mädchen, das ich suche, Susy Fleckson, die hat in diesem Institut gearbeitet!«
»Stimmt«, nickte Kau-Kelly. »Das stand in den Zeitungen. Aber sie ist harmlos, sie hat mit der Sache nichts zu tun. Im Gegenteil, ihr ist es zu danken, dass die Sache ins Platzen kam. Aber ehe wir wieder auf das Mädchen zurückkommen, wollen wir die andere Sache zu Ende führen. Als ich hörte, was gespielt wurde, sagte ich mir, dass Laine entweder ein Narr oder nur ein Werkzeug in einem größeren Plan sein könnte. Genau wie Rusky auch.«
»Das verstehe ich nicht«, gab Jack Gallus zu.
»Aber es ist doch ganz einfach!«, behauptete Brian O’Kelly »Wenn Laine die Mordgeschichte mit den reichen Leuten arrangiert hatte, wäre er von sich aus niemals auf den Gedanken gekommen, gleichzeitig aktiv zu werden in einer anderen Geschichte, nämlich in der Verschmelzung der sechs Banden. Solange er das dicke Geschäft mit den drei Erbschaften machen wollte, hätte er sich absolut still in jeder anderen Sache verhalten, um die Polizei ja nicht auf sich aufmerksam zu machen. Ist denn das so schwer zu begreifen?«
»Ganz im Gegenteil«, grinste Gallus flüchtig. »Jetzt kapiere ich es, nachdem du es mir so einleuchtend auseinander gesetzt hast.«
»Na, siehst du«, brummte O’Kelly zufrieden. »Also: Entweder war Laine ein entsetzlicher Dummkopf - und haargenau das ist Laine ganz bestimmt nicht -, oder es steckten noch andere Leute drin, die sowohl die Mordgeschichte der reichen Leute als auch die Verschmelzung der sechs Banden organisierten. Das hatte ich mir so durch den Kopf gehen lassen. Und als ich erst einmal so weit war, ließ ich Laine ein bisschen beschatten. Natürlich mit aller gebotenen Vorsicht. Und ich hatte Recht! Laine ist nur ein Werkzeug, Rusky ist nur ein Werkzeug, der Graue war nur ein Werkzeug - und wir anderen vier - Ward, Morgan, Lony-Tony und ich -, wir sollten ebenfalls nur Werkzeug werden in der Hand irgendeines unbekannten
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