0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum
holen, wenn eine Bombe in der U-Bahn explodiert.«
»Da wird es nichts weiter als eine Panik geben«, brummte Gallus nachdenklich.
»Richtig! Nichts als eine Panik! Aber was, zum Henker, haben wir davon?«
Gallus zückte die Achseln.
»Gar nichts«, sagte er. »Wir haben gar nichts davon. Außer der Gefahr, dass einer von unseren Leuten selber mit in die Luft geht, wenn er es zu ungeschickt mit der Bombe anstellt.«
»Auch wahr! Ah, diese Gefahr habe ich noch gar nicht gedacht. Das macht die Sache nur noch schlimmer. Aber, zum Teufel, irgendwas muss doch dahinter stecken!«
»Hat er gesagt, dass er für jede Bombe hundert Dollar zahlen will?«
O’Kelly nickte düster.
»Ja, das hat er gesagt. Er hat seine Rede in einem Tempo runtergeschnarrt, dass ich gar nicht dazu kam, mal was zu fragen.«
»Eigentlich lässt sich kein Grund denken für so ein verrücktes Unternehmen«, meinte Jack Gallus.
»Das sage ich doch!«, rief O’Kelly. »Aber was soll ich denn jetzt machen? Ich fresse einen Besen, wenn das nicht der Bursche war, der sich nachts mit Laine traf. Und diesem raffinierten Hund traue ich alles zu. Außerdem ist es doch für ihn ein Kinderspiel, mich und meine Leute ans Messer zu liefern! Wenn er Laine ein bisschen ausquetscht, kriegt er so viel Material, dass wir alle für die nächsten Jahre abwandern!«
»Hat dich Laine denn so in der Hand?«, fragte Gallus.
»Natürlich!«, tobte O’Kelly. »Anders war es doch gar nicht zu machen. Wir haben doch die Bezirke untereinander aufgeteilt. Wir haben auf geteilt, wer welche Geschäftsleute mit seiner Bande unter Druck zu setzen hat, welche Gastwirte, welche Spielklubs und welche Straßenmädchen ! Wenn man so eine Riesenbande auf die Beine stellt, muss alles untereinander abgesprochen werden, sonst kommen wir uns ja gegenseitig ins Gehege!«
»Das leuchtet mir ein«, brummte Jack Gallus.
Eine Weile brütete O’Kelly dumpf vor sich hin, bis Gallus leise fragte:
»Und was sollen wir jetzt tun? Einfach nicht drauf reagieren?«
»Bist du verrückt?«, fauchte O’Kelly. »Damit der Kerl uns wirklich verpfeift?«
Jack Gallus schwieg. O’Kelly brütete finster vor sich hin, »Wenn ich nur wüsste, was der Kerl sich davon verspricht!«, brummte er.
»Was soll er sich schon davon versprechen? Vielleicht zehn Tote pro Bombe. Und hundertverletzte pro Explosion«, sagte Jack Gallus. »Und ein unvorstellbares Chaos in der U-Bahn-Linie. Der New Yorker Verkehr würde an den Rand des völligen Zusammenbruches gebracht. Achtzehn blockierte Linien!«
O’Kelly sah seinen neuen-Vormann erstaunt an.
»Daran habe ich noch gar nicht gedacht«, brummte er. »Vielleicht ist das nur ein großes Ablenkungsmanöver?«
»Wofür?«, fragte Gallus.
»Was weiß ich! Vielleicht will er mit einer anderen Bande inzwischen einen ganz großen Fischzug machen! Eine Bank überfallen. Oder einen Geldtransport. Ich weiß es doch nicht! Aber wenn dieses Chaos erst einmal da wäre, von dem du gerade erzählt hast, dann ginge es doch auch bei der Polizei ziemlich drunter und drüber! Die hätten doch dann alle Hände voll zu tun! In der Zeit wäre doch die beste Chance für einen ganz großen Schachzug!«
»Gut möglich«, nickte Gallus. »Und während er mit wer weiß wem den großen Fang macht, speist er euch mit der schwersten Arbeit und achtzehnhundert lumpigen Dollars ab!«
»Euch?«, schnappte O’Kelly mit plötzlichem Misstrauen. »Wieso euch? Gehörst du nicht auch dazu?«
»Immerhin noch nicht so lange, dass es mir schon in Fleisch und Blut übergegangen wäre«, erwiderte Jack Gallus. »Du kannst sagen, was du willst, Chef: Die Sache gefällt mir nicht.«
»Zum Henker, mir gefällt sie auch nicht«, gab O’Kelly zu.
»Dann lass uns überlegen, was wir tun können! Meiner Meinung nach sollten wir uns raushalten, solange wir nicht wenigstens genau wissen, was eigentlich gespielt wird. Achtzehn Bomben in der Hauptverkehrszeit in achtzehn verschiedenen U-Bahn-Zügen explodieren zu lassen, das ist schließlich keine Kleinigkeit.«
»Bestimmt nicht!«, gab O’Kelly zu. »Aber wie sollen wir uns raushalten? Ich traue es diesem unheimlichen Kerl sofort zu, dass er seine Drohung wahr macht und uns ans Messer liefert mit ausreichend Material, dass die Tecks uns der Reihe nach vor’s Gericht stellen und für ein paar Jahre abschicken können.«
»Hast du denn gar keine Ahnung, wer dieser Kerl sein könnte?«
O’Kelly schüttelte den Kopf.
»Nicht die geringste. Was
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