0265 - In Brooklyn blüht der Galgenbaum
Achseln.
»Das hat mir Kau-Kelly nicht auf die Nase gebunden.«
»Gehörst du überhaupt zu seinen Leuten?«, wollte Laine wissen, war aber so dumm, gleich anzufügen: »Ich habe dich doch noch nie bei ihm gesehen!«
»Ich gehöre nicht zu seiner Gang«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Kelly kennt mich seit ein paar Jahren. Ich saß bei Funny Issy und wollte mir in Ruhe ein Bier verzwitschern, als Kau-Kelly reinkam. Er hatte vielleicht ’ne Wut im Bauch! Seine Nase war richtig weiß vor Rage.«
»Und weiter?«, bohrte Laine. »Himmel, lass dir doch nicht jedes Wort einzeln abkaufen!«
Ich zuckte die Achseln.
»Gar nichts weiter. Kau-Kelly sah mich, kam an meinen Tisch und bestellte sich einen doppelten Whisky.«
»Einen doppelten Whisky«, brummte Morgan, als ob er sagen wollte: Der Kerl sollte sich lieber um seine Bande kümmern, statt sich voll laufen zu lassen.
Arglos rückte ich noch einmal.
»Einen doppelten Whisky, ja. Und den kippte er runter, als ob’s gar nichts wäre. Und gleich brüllte er auch schon nach dem nächsten. Na, ein Kind hätte ihm angemerkt, dass er eine Mordswut hatte. Und so nach und nach rückte er dann auch mit der Sprache raus. Da wären zwei-Tecks bei ihm gewesen. Und einer von denen hat irgendwas gewusst, was nur die Leute aus Kellys Gang wissen konnten.«
»Das ist das Letzte!«, fluchte Laine. »So was fehlt uns auch gerade noch! Ich verstehe nicht, wie so etwas passieren kann! Kelly muss doch seine Leute kennen! Gerade jetzt, wo…«
Leider vollendete Laine gerade diesen Satz nicht. Dafür fragte Morgan:
»Und das sollst du uns erzählen? Ich verstehe nicht, was wir damit zu tun haben!«
Ich lachte ihm frech ins Gesicht.
»Woher soll ich denn das wissen?«, fragte ich. »Kau-Kelly sagte, ich wäre doch sein Freund, und ich könnte mir einen Zehner verdienen, wenn ich ihm einen Gefallen tun würde. Na, ein Zehner ist doch allerhand Geld - oder etwa nicht? Da kann man sich schön einen feuchten Abend veranstalten. Also klar, habe ich gesagt, für einen Zehner und wo du doch mein Freund bist, Kelly, klar - was soll ich machen? Und da hat er gesagt, ich soll zu Bloyd Morgan gehen und ihm die Geschichte von den-Tecks erzählen. Ihr müsstet euch doch aufeinander abstimmen, jetzt, wo ihr an einem Strick zöget.«
Hatte ich Laine wirklich so lange aus den Augen gelassen? Oder hatte sich Laine gar nicht vor Morgan geschoben, sondern dieser hinter ihn? Der Himmel mochte es wissen. Ich hatte nur auf einmal einen mörderischen Schmerz in meiner rechten Hand, und ich sah, als es schon zu spät war, dass mir Morgan hinter Laines Rücken hervor mit einem Totschläger auf die rechte Manteltasche und damit auf meine rechte Hand geschlagen hatte.
Nur ganz fern hörte ich Bloyd Morgans fauchende Stimme:
»Kau-Kelly und Whisky! Such dir andere, wenn du sie auf den Arm nehmen willst! Kelly kann Whisky nicht vertragen ! Er trinkt nur französischen Kognak! Und jetzt bring ganz langsam deine Fingerchen aus den Taschen heraus! Aber wehe, du hast etwas anderes in den Händen als Luft! Mit dir werden wir noch fertig, du Lump! Los, reck die Arme schon zum Himmel!«
Seit wann, schoss es mir wütend durch den Kopf, seit wann, zum Teufel, gibt es amerikanische Gangster, die französischen Kognak trinken? Und warum wird uns so was nicht gemeldet?
Und dann reckte ich die Arme empor.
***
O’Kelly fluchte wie ein irischer Vollmatrose.
»Zuckerbrot und Peitsche!«, röhrte er. »Dieser Mister X versteht sein Geschäft! Und ich wette tausend gegen zehn, dass er wirklich genug Material hat, um mich mit meinem ganzen Verein hochgehen zu lassen! Ich und achtzehn Bomben legen! Achtzehn Bomben! Was nützen mir die verdammten hundert Dollar, die er pro Bombe bezahlen will!«
Er schimpfte noch feine ganze Weile weiter. Jack Gallus hatte die Stirn gerunzelt. Er hörte seinem Boss aufmerksam zu, sagte aber zunächst kein Wort.
»So langsam entpuppt sich dieser Kerl«, schimpfte O Kelly weiter. »Bomben in die U-Bahn-Züge! Der muss ja glatt verrückt sein! Was hat jemand davon, wenn morgen früh achtzehn Bomben explodieren, he? Ich frage dich, Gallus, was hat man davon?«
Er knallte die Faust auf den-Tisch, dass der Aschenbecher klirrte.
»Wenn jemand eine Kellerwand sprengt, kommt er vielleicht an die Rückseite eines Tresors. Das hat Sinn und-Verstand! Aber was gibt es schon zu holen, wenn in einem überfüllten U-Bahn-Zug eine Bombe explodiert? He, Gallus, verdammt, sag was dazu! Was gibt es zu
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