Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0266 - Der Grachten-Teufel

0266 - Der Grachten-Teufel

Titel: 0266 - Der Grachten-Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
des Schiffes an.
    Man hatte es zweckentfremdet. Zwar gab es noch das Ruderhaus, auch einige andere Dinge, die zu einer Schiffsausrüstung gehören, wie Taurollen, Farbeimer, aber am Bestechendsten war doch der gut angelegte Garten, der einen Großteil des Decks einnahm.
    »Was sagst du dazu?«
    Ich schaute meinen Freund an. »Da könnte man direkt Hunger kriegen. Wenn das Gemüse so schmeckt, wie es aussieht, ist alles klar.«
    »Nehmen wir uns das Boot vor?«
    Ich war skeptisch. Noch einmal schaute ich mir das Deck genau an. Das Boot schien mir verlassen zu sein. Zudem wäre es ein Irrsinn gewesen, sich bei diesem herrlichen Wetter unter Deck aufzuhalten.
    »Das Haus ist interessanter«, sagte ich. Meine Worte waren ins Leere gesprochen worden, denn Suko stand nicht mehr neben mir. Er hatte sich klammheimlich verzogen, stand ein paar Schritte weiter am Geländer und schaute nach unten.
    »Was gibt es denn da?«
    »In der Mauer befindet sich ein Loch. Da sprudeln Abwässer in den Kanal.«
    »Das ist doch üblich.«
    »Natürlich, klar…« Suko beugte sich wieder hoch. Er hatte die Stirn in Falten gelegt.
    Ich kannte ihn lange genug, um zu wissen, daß ihn irgend etwas beschäftigte. »Du hast doch was«, sagte ich.
    »Stimmt. Mir Gefällt dieses Abwasserloch nicht. Wäre das nicht ein idealer Schlupfwinkel so nahe am Hausboot?«
    »Möchtest du da durch?« antwortete ich mit einer Gegenfrage.
    »In der Not ja.«
    Ich schlug ihm auf die Schulter. »Wir haben uns für das Haus entschieden. Dabei bleibt es, und davon gehe ich nicht ab.«
    »Meinetwegen.«
    Suko überquerte als erster die Straße. Ich ließ mir Zeit, denn die Worte meines Freundes hatten mich doch mehr beunruhigt, als ich zugeben wollte. Es war wohl Zufall oder Eingebung, daß ich noch einmal einen Blick an der Kanalmauer nach unten warf.
    Genau an der Stelle, wo sich auch der Abwasserkanal befand.
    Meine Augen wurden groß.
    Nicht nur Wasser schäumte noch hervor, auch die Gestalt eines jungen Mannes tauchte auf…
    ***
    »Suko!«
    Mein Ruf holte den Freund zurück Zwei Sekunden später schaute auch er in die Tiefe, sah die Gestalt ebenfalls und sagte das, was auch ich dachte.
    »Der ist tot!«
    Das fließende Wasser hatte ihn längst aus der Röhre geschleudert. Er schwamm jetzt im Kanal, wurde von dem Druck noch unter die Oberfläche gepreßt, kam in einen auslaufenden Strudel, drehte wieder und erschien wieder an der Oberfläche.
    Wir schauten in ein bleiches Gesicht. Selbst die starren Augen konnten wir für einen Moment erkennen, bevor die Welle den Toten wieder überspülte.
    Bisher waren wir die einzigen, die ihn entdeckt hatten. Das nächste Schiff lag ein Stück entfernt, und auch dessen Deck war leer. Keiner zeigte Interesse für die Gracht, aber wir bekamen mit, wie der angebliche Tote plötzlich seine Arme hob und ein Tau zu fassen bekam, das an der Heckseite des Kahns nach unten baumelte.
    Zwei kräftige Hände griffen zu. Sie schimmerten ziemlich bleich, und ich holte tief Luft, als ich den Kopf jetzt genauer sah.
    Er war kahl und eingeschlagen.
    »Ein Zombie!« zischte Suko. »Der kann so gar nicht leben. Kraal muß sich in der Nähe befinden.«
    Der Meinung war ich auch. »Wer geht an Deck?«
    »Ich«, erwiderte mein Freund und kletterte bereits über das rostige Gitter.
    Dann blieb mir das Haus.
    Während Suko auf den Planken landete und dabei in ein Gemüsebeet trat, machte ich mich auf den Weg zum Haus. Mit eiligen Schritten überquerte ich die Straße.
    Ich wurde das verdammte Gefühl nicht los, daß es jetzt auf jede Sekunde ankam…
    ***
    Carla van der Laan und Dieter Hoven hatten es vor der Tür einfach nicht mehr ausgehalten. Dieter übernahm die Führung, er wuchtete auch die Tür nach innen, spürte den Widerstand und bekam auch den dumpfen Fall mit, als Ed zu Boden geschleudert wurde.
    Dann standen die beiden im Verlies.
    Carla kannte sie alle. Schließlich hatte sie mit jedem einzelnen geredet, bevor sie sich entschloß, Piet Shrivers in eine Anstalt zu stecken.
    Für sie waren die Mitglieder der Kommune immer selbstbewußte, manchmal lässige Typen gewesen, die nichts erschüttern konnte und die nach ihren eigenen Regeln und Vorstellungen lebten. Nun aber spürte Carla, daß sie Angst umgab.
    In diesem Verlies lauerte die Angst. Und nicht nur die vor Kraal, sondern auch vor einem anderen.
    Vor Piet!
    Wie hatte er sich verändert! Carla erschrak, als sie den einbeinigen jungen Mann sah. Er sah aus wie eine Wasserleiche, sein

Weitere Kostenlose Bücher