0266 - Der Hunderttausend-Dollar-Koffer
Boden aushalten konnte. Ich entdeckte außerdem einen Hartspirituskocher, vier leere Flaschen, die nach dem Etikett Whisky enthalten haben mussten und noch einige Gegenstände, die darauf hinwiesen, dass sich ein Mann in dem Zimmer aufgehalten hatte. Alle Gegenstände waren schon verstaubt, obwohl Jack Tracy noch nicht sehr lange tot war. Ich zweifelte nicht daran, dass dieses Zimmer das Versteck des Bankräubers gewesen war.
In der dichten Staubschicht, die auch den Fußboden bedeckte, sah ich einen schmalen, rechteckigen Streifen, der fast staubfrei war. Er hatte die Größe der Standfläche eines nicht sehr großen Koffers, und er hatte auch genau die Form.
Vor einer knappen Viertelstunde hatte hier noch der Koffer gestanden, der die hunderttausend Dollar enthielt.
Ein Koffer voller Geld, dessentwegen bereits drei Männer gestorben waren, und nun auch diese Frau.
Stunden später, als der Himmel über New York längst hell geworden war, als das rasende Tagesleben der Stadt wieder auf höchsten Touren lief, packten die Männer der technischen Abteilungen ihre Geräte ein. Lil Wayts regloser und mit einem Segeltuch verhüllter Körper wurde auf eine Bahre geschnallt, die vier Leute vom Unfallrettungsdienst hinabbugsierten.
Phil und ich standen daneben. Phil erriet, was ich dachte. Er legte mir die Hand auf die Schulter.
»Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, Jerry. Auch wenn du den Aufgang gesehen und benutzt hättest, du hättest sie nicht retten können, aber du wärst selbst umgebracht worden. Es steht fest, dass ihre Mörder oben auf dich warteten. Sie hätten dich zusammengeschossen.«
Es stand einiges fest. Unsere Leute hatten es aus den Spuren herausgelesen, die die Männer hinterlassen hatten.
Zwei Männer und die Frau waren im Haus gewesen. Die Frau hatte schon keine Schuhe mehr angehabt, als sie in die Ruine getrieben wurde.
Warum Lil Wayt ihren Entführern Jack Tracys Versteck gezeigt hatte, das ergab der Befund des Polizeiarztes. Die Gangster hatten nicht viel Zeit gebraucht, um die Frau zu zwingen, alles zu sagen, was sie wusste. Lil Wayt hatte ihre Widerstandskraft überschätzt, als sie sich so sicher gab.
Wahrscheinlich hatten die Männer die Frau in den Wagen gerissen, als sie, aus welchen Gründen immer, die Straße betrat. Sie hatten sie hart angefasst. Vielleicht genügten zehn, vielleicht zwanzig Minuten, um die Frau zum Sprechen zu bringen. Wahrscheinlich war der Wagen während dieser Zeit immer durch die Straßen des Bezirkes gefahren. Dann, als die gequälte Frau Straße und Nummer der Hausruine genannt hatte, waren die Gangster dorthin gefahren. Lil Wayt und zwei ihrer Peiniger waren ausgestiegen, während der dritte Gangster weiterfuhr und in einiger Entfernung wartete.
Lil Wayt hatte den Verbrechern den Weg zu der Houston-Wohnung im vierten Stock zeigen müssen, jener Wohnung, in der der Koffer mit den hunderttausend Dollar stand, in der Jack Tracy gehaust, und wo ihn Lil Wayt versorgt hatte.
Wenn man die Zeit nachrechnete, so hatten die Gangster Glück und ich Pech gehabt. Sie mussten sich bereits in der Hausruine befunden haben, als ich zum ersten Mal davorstand. Aber aus irgendwelchen Gründen hatten sie die Gelegenheit nicht benutzt, abzuhauen, während ich die Taschenlampe holte. Vielleicht auch hatten sie gar nicht gemerkt, dass ein G-man sich für das Haus interessierte. Als ich zum zweiten Mal kam, merkten sie es, und sie verhielten sich still. Wahrscheinlich hätten sie wirklich geschossen, wenn ich über die Lücke in der Treppe hinweggetumt wäre. Da ich es nicht tat, hofften sie, dass ich wieder gehen würde, ohne sie entdeckt zu haben. Sie glaubten ich sei abgehauen, als ich den Keller durchsuchte, und so kamen sie herab.
Klar, dass Lil Wayt zu diesem Zeitpunkt schon tot war. Es war ein sinnloser Mord. Die Verbrecher hatten ihre Beute, sie hätten die Frau leben lassen können. Aber wahrscheinlich hatte Lyl Wayt ihre Gesichter gesehen, und so beseitigten sie eine Zeugin.
Wir hatten keine Ahnung, wer die Verbrecher gewesen waren. Wir wussten nur eins über sie; Es musste sich um die gleichen Leute handeln, die kaum zwei Stunden vorher den merkwürdigen Überfall auf den Trocadero-Club ausgeführt und dabei ein Dutzend Flaschen zerstört und Steve Hardleys Nase so schwer beschädigt hatten. Genauer gesagt, in beiden Fällen war die gleiche Maschinenpistole benutzt worden. Unsere Fachleute stellten das einwandfrei durch einen Vergleich an den Kugeln
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