0268 - Mit Vollgas in den Abgrund
Hotels stellen. Er steht…« Ich beschrieb ihm, wo ich den Chevrolet abgestellt hatte.
Keine zwanzig Minuten später lag ich im Bett meines Hotelzimmers und war fest entschlossen, für mindestens fünf Stunden James Bash zu vergessen.
Es wurde nichts daraus.
Kurz vor acht Uhr holte mich die schrillende Telefonklingel aus tiefstem Schlaf. Noch halb betäubt nahm ich den Hörer ab. Die nüchterne Stimme des Fräuleins in der Vermittlungszentrale des Hotels sagte: »Ein Gespräch für Sie, Mr. Cotton! Ich stelle durch.«
Charles Kneights Stimme drang an mein Ohr: »Hallo, Cotton! Tut mir leid, Sie wecken zu müssen, aber ich glaube es ist dringend. Elizah Marun ist in der vergangenen Nacht ermordet worden.«
Ich war so schlaftrunken, dass ich für Sekunden nicht wusste, wer Elizah Marun war. Als es mir einfiel, wurde ich mit einem Schlag hellwach.
»Das ist doch gar nicht möglich!«
»Sie ist tot!«, wiederholte Kneight. »Es besteht kein Zweifel, dass es ein Mord war.«
»Ich komme sofort!«
Während ich mich anzog und zur Tennigton Avenue fuhr, fragte ich mich immer wieder: warum?
***
Vor der kleinen Villa in der Tennigton Avenue war das übliche Aufgebot an Polizeiwagen aufgefahren.
Ich traf Charles Kneight mit dem gleichen Lieutenant der Mordkommission, der schon die Untersuchungen in der Hampston Street geleitet hatte. Der FBI-Chef und der Lieutenant sahen auf die gleiche Weise übermüdet aus. Wir standen in dem Zimmer, in dem ich Elizah Marun vor knapp vierundzwanzig Stunden zum ersten Mal gesehen hatte. Die Leute der Mordkommission waren damit beschäftigt, sich nach Fingerabdrücken oder sonstigen Spuren umzusehen. Die meiste Arbeit schien bereits getan zu sein. Elizah Maruns Körper lag zwischen einem Sessel und dem runden Rauchtisch. Man hatte ihn mit einer Zeltplane zugedeckt.
»Wollen Sie sie sehen?«, fragte Kneight.
»Nicht, wenn es nicht notwendig ist. Wie wurde sie getötet?«
»Erdrosselt. Der Mörder warf ihr einen Strick, ein Tuch oder sonst irgendetwas um den Hals und zog es zusammen.«
Ich warf einen Blick auf den Rauchtisch. Eine Whiskyflasche, ein Behälter für Eiswürfel, die natürlich längst zu Wasser geworden waren, mehrere Gläser, zwei aufgeklappte Zigarettenschachteln und eine Schale mit Salzstangen darauf.
»Das sieht aus, als hätte sie Besuch erwartet.«
»Ja, einen Besuch, für den sie sich besonders fein gemacht hatte. Sie trug ein Cocktailkleid und hatte große Kriegsbemalung angelegt.«
»War niemand von den Bedienten im Haus?«
»Sie selbst hat die Haushälterin fortgeschickt. Wir haben die Frau schon vernommen. Sie hat eine Tochter in der Stadt, und Elizah Marun gab ihr für den Abend frei mit der ausdrücklichen Anweisung, erst heute Morgen zurückzukommen. Die Haushälterin hat sich danach gerichtet. Sie war es auch, die den Mord entdeckte. Sie sagte aus, Elizah Marun habe ihr unmittelbar nach einem Telefongespräch für den Tag freigegeben. Leider hat sie nur gehört, dass Miss Marun telefonierte, aber sie hat die Worte nicht verstanden, und sie weiß selbstverständlich auch nicht, mit wem sie telefonierte. Der Apparat steht im Arbeitszimmer, und die Tür war während des Gesprächs geschlossen.«
»Ist irgendetwas geraubt worden?«
»Soweit wir bisher feststellen konnten, nein. Jedenfalls ist nichts mit Gewalt aufgebrochen worden.«
Ich überlegte einen Augenblick. »Kann ich die Haushälterin sprechen?«, fragte ich dann.
Der Lieutenant schickte einen Mann, um die Frau zu holen.
Es war die gleiche Lady, die mir bei meinem Besuch die Tür geöffnet und mich bei ihrer Herrin angemeldet hatte.
Sie war völlig verstört, und sie litt offensichtlich darunter, sich in dem gleichen Raum aufhalten zu müssen, in dem die Ermordete lag. Ich nahm sie am Arm und führte sie in die Diele.
»Arbeiten Sie schon lange für Miss Marun?«
»Seit fünf Jahren!«
»Wurde Miss Marun während dieser Zeit jemals von Mr. Bash besucht?«
»Verzeihen Sie, Sir«, sagte sie schüchtern. »Ich kenne keinen Mr. Bash.«
Ich beschrieb ihr den Gangsterchef. »Sie müssten ihn erkennen. Er ist ein relativ kleiner Mann.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, ich glaube nicht, den Gentleman je hier gesehen zu haben.«
»Wissen Sie, wo Miss Marun ihre persönlichen Erinnerungen aufbewahrte?«
Sie sah mich verständnislos an. Sie wusste nicht, was ich meinte. Vorsichtig setzte ich ßs ihr auseinander.
»Jeder besitzt persönliche Erinnerungen; Schulzeugnisse zum Beispiel,
Weitere Kostenlose Bücher