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0269 - Der Höllenspiegel

0269 - Der Höllenspiegel

Titel: 0269 - Der Höllenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erkannte seine eigene Stimme. Der Schmerz machte ihn fast blind. Er schlug wild um sich, ohne etwas zu treffen, und prallte in weichen, lockeren Sand.
    Jemand kicherte höhnisch.
    Zamorra rollte sich herum. Der Schmerz ließ nach. Er sah sich um und stellte fest, daß er sich unter einem schwarzen Himmel befand. Ringsum war nichts mehr von dem Spiegeltor zu erkennen. Da tanzte nur der Dämon wie ein Verrückter herum und triumphierte. Zamorra sah an sich herunter.
    Sein Gürtel war zerrissen, der Beutel mit den magischen Kleinigkeiten verschwunden ebenso wie der lange Dolch. Auch das Schwert war im Hotelzimmer zurückgeblieben - und das Amulett.
    Es war »ausgesiebt« worden.
    Alles, was mit Zamorras Magie zu tun hatte, was ihm helfen konnte, war drüben geblieben! Zamorra begriff nicht, wie dem Dämon das gelungen war, was vor ihm noch keiner geschafft hatte. Vielleicht lag es an der Struktur dieser Dimension.
    Zamorra richtete sich langsam auf. Er schwankte leicht, starrte den Dämon an und suchte dann nach dem Weltentor. Er sah es nicht. Nicht einmal seine Aufschlagstelle. Der lockere, fließende Sand hatte die Spur schon wieder ausgeglichen.
    Aber auch den Dämon spürte Zamorra nicht. Er sah ihn nur. Und da begriff er, daß auch seine Para-Fähigkeiten blockiert waren!
    »Ah«, zischte der Dämon heiter. »Das haben sich schon viele gewünscht… der große Zamorra ist völlig hilflos!«
    »Glaubst du«, murmelte Zamorra wenig überzeugt.
    Der Schlag kam völlig überraschend. Er sah die Faust des Dämons nicht einmal heranrasen, die ihn traf und betäubte.
    ***
    Die beiden Bäume hatten sich hoffnungslos ineinander verwirrt. Sie würden viele Stunden brauchen, sich wieder zu entwirren, wenn sie es überhaupt noch schafften. Immerhin kämpften sie jetzt nicht mehr. Offenbar war ihnen aufgegangen, daß ihre Opfer fort waren.
    Langsam versuchten sie sich zu bewegen und ihnen zu folgen, aber jetzt verwirrten sich auch die Wurzeln ineinander, und das Baumpaar schwankte gefährlich. Die Gefahr des Umstürzens bestand, die Bäume begriffen das und blieben erst einmal stehen.
    Nicole beobachtete es.
    »Du hast mich hierher gebracht?« fragte sie.
    Das Mädchen neben ihr nickte. Aury Candra kauerte am Boden, im knappen Höschen und hoffnungslos zerrissener Bluse. »Der Baum ließ mich fallen«, sagte sie, »als er sich auf seinen Rivalen stürzte. Ich sah, daß du bewußtlos wurdest, und brachte dich ein paar Meter beiseite. Bist du wieder in Ordnung?«
    »Es geht«, sagte Nicole leise. »Bäume kann ich jedenfalls nicht ausreißen.« Sie lächelte gequält. Sie war immer noch schwach und wußte nicht, ob sie sich auf den Beinen halten konnte. Sie brauchte Ruhe. Aber sie wußte, daß sie diese Ruhe in dieser Dimension nicht finden würde.
    Hier mochte es noch mehr tödliche Dinge geben.
    Sie wandte den Blick. Da sah sie den Dämon. Er stand hoch aufgerichtet über einem zusammengesunkenen, weißen Körper. Nicole erschrak. Selbst auf die Entfernung erkannte sie Zamorra sofort.
    »Er kam aus dem Spiegel, als du noch bewußtlos warst«, sagte Aury. »Das ist dein Gefährte, nicht? Ich glaube, er kann uns nicht helfen. Der Dämon hat ihn niedergeschlagen. Nicole - ist… ist das der Teufel?«
    »Einer seiner Unterteufel«, sagte Nicole. »Ich kenne ihn nicht, habe ihn noch nie gesehen. Wenn ich seinen Namen wüßte, könnte ich versuchen, mit einer Beschwörung Gewalt über ihn zu bekommen oder ihn zu bannen. Aber er ist mir unbekannt. Was macht er jetzt?«
    Sie starrte die seltsame Szene an. Sie wollte Zamorra irgendwie helfen. Aber wie?
    Plötzlich tauchten flirrende, huschende Gestalten auf. Ihre Umrisse blieben unscharf und erinnerten Nicole irgendwie an die Irrwische aus der Straße der Götter.
    Auch neben Aury und ihr tauchten solche geisterhaften Gestalten auf. Aury schrie entsetzt und schlug um sich. Aber dann sank sie kraftlos in die flirrenden Arme eines Irrwischs. Nicole spürte, wie auch die letzten Kräfte sie verließen. Das letzte, was sie bemerkte, war, daß sie angehoben und davongetragen wurde. Ebenso wie Aury und Zamorra.
    Das Ziel konnte sie nicht mehr genau erkennen, aber sie fürchtete, daß es jene finstere Burg war, deren Zinnen sie in der Ferne gesehen hatte.
    Nun, dachte sie bestürzt, würde sie das Spiegeltor überhaupt nicht mehr wiederfinden können. Niemals mehr. Diese Mischung aus Steppe und Wüste war einfach zu groß und zu gleichförmig…
    Dann verlor sie abermals das

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